Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Ostrach bekommt Flächen mit Wildpflanzen
NABU-Mitglieder setzen Erlerntes aus einem Workshop in der Germeinde um
(sz) - Drei Ostracher haben Ende September einen Workshop im Rahmen des NABU-Projekts „Natur nah dran“in Renningen im Landkreis Böblingen besucht. Das teilen die Naturfreunde in einer Pressemeldung mit. Klaus Reichle vom NABU Mengen-ScheerHohentengen-Ostrach bestückte mit den Bauhof-Mitarbeitern Paul Mutter und Markus Bronner mehrere Flächen mit Wildpflanzen, um sie zu wertvollen Lebensräumen für Pelzbienen und Schwalbenschwänze umzugestalten, heißt es in dem Schreiben. Insgesamt kamen rund 30 Mitarbeiter aus sieben „Natur nah dran“-Kommunen nach Renningen. Bei der Schulung erhielten sie praxisnahe Tipps von Naturgartenplaner Dr. Reinhard Witt und Mitarbeitenden des NABU, die sie in ihren Heimatgemeinden umsetzen können. In Ostrach werden in den kommenden Wochen insgesamt fünf Flächen mit Wildpflanzen, Wiesenblumenaussaat und Wildblumenzwiebeln bestückt. Dies sind Flächen am Schulzentrum, am Waldkindergarten und an der Sigmaringerstrasse.
„Wir können es kaum erwarten, dass die mit ‚Natur nah dran‘ angelegten Wildblumen und Stauden in ein paar Monaten anfangen zu blühen“, freute sich NABU-Projektleiter Martin Klatt laut der Mitteilung. „Die Bevölkerung darf sich auf mehr lebendige Natur mitten in Ostrach freuen. Schließlich profitieren nicht nur Bienen, Schmetterlinge und Vögel – die naturnahen Flächen laden auch Kinder, Erwachsene und Senioren zum Verweilen, Staunen und Erleben ein.“Doch vorerst heißt es: Geduld bewahren. Denn naturnahe Flächen benötigen etwas mehr Zeit, um sich zu entwickeln, sind dafür aber nachhaltige kleine Biotope für viele Jahre. „Beobachten lohnt sich, denn die naturnahen Flächen verändern sich ständig. Im nächsten Jahr werden noch einige einjährige Pflanzen blühen, in den Folgejahren kommen dann die mehrjährigen zum Vorschein. Nach einiger Zeit hat sich dann eine stabile Pflanzengemeinschaft etabliert“, beschrieb Martin Klatt die Dynamik.
Die Teilnehmer lernten die Besonderheiten bei der Anlage von Wildblumenwiesen kennen und erhielten Tipps zum Setzen von Wildpflanzen. Naturgartenplaner Witt erläuterte auch, wie wichtig die sorgfältige Vorbereitung des Untergrunds ist. Dieser sollte für das Gedeihen der Wildpflanzen möglichst mager sein und keine Samen oder Wurzelstücke weniger erwünschter Pflanzen enthalten, weshalb auch Schotter und sauberer Kompost eingearbeitet wurden. Der Naturgartenplaner betonte, dass die Flächen nicht mit den Schottergärten zu verwechseln seien, die das Land vor kurzem verboten hat: Zwar kommt in einige „Natur nah dran“-Flächen ebenfalls grobes Material, aber auch ein Feinanteil mit verschiedenen Korngrößen, ergänzt durch Grünschnittkompost. So können Wildpflanzen und -stauden gedeihen, die in einem Schottergarten kaum eine Überlebenschance hätten.
Ostrach ist eine von 15 Städten und Gemeinden, die sich für 2020 erfolgreich um eine Teilnahme an „Natur nah dran“beworben hatten. Das landesweite NABU-Projekt wird gefördert durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg und die Nachhaltigkeitsstrategie des Landes. Jährlich erhalten mindestens zehn Kommunen bis 2020 bis zu 15 000 Euro, um naturnahe Grünflächen anzulegen. In der Fördersumme sind unter anderem Workshops für kommunale Bedienstete enthalten, heißt es in dem Schreiben.