Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Räte sprechen sich für Tempo 30 aus
Die Zone soll aber nicht die komplette Ortsdurchfahrt in Scheer umfassen
- Der Gemeinderat der Stadt Scheer hat sich in der Sitzung am Montag einstimmig dafür ausgesprochen, in der Ortsdurchfahrt zwischen Donaustraße und der Hausnummer 17 der Mengener Straße eine Tempo-30-Zone auf der Bundesstraße 32 einzurichten. Eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf einem längeren Streckenabschnitt lehnten sie ab. Offen halten wollen sich die Räte allerdings die Option, die Begrenzung zu einem späteren Zeitpunkt auf den Bereich um die Neue Mitte auszudehnen.
Das Tempolimit ist nur eine von vielen Maßnahmen, die das Planungsbüro Richter-Richard für den Lärmaktionsplan der Stadt Scheer erarbeitet hat, um die Anwohner der Bundesstraße künftig vor zu hoher Lärmbelastung zu schützen. Nachdem der Aktionsplan zum Jahresbeginn bereits zum zweiten Mal öffentlich ausgelegt worden war, wurde er nun vom Gemeinderat offiziell beschlossen. Sowohl Bürgermeister Lothar Fischer als auch der begleitende Ingenieur Jochen Richard erklärten, dass sich die Geschwindigkeitsbegrenzung relativ schnell und ohne hohe Kosten umsetzen lasse. Bauliche Maßnahmen wie Querungshilfen, Blitzanlagen, Ampeln, Schutzstreifen oder Radwege müssten gemeinsam mit der Verkehrsbehörde im Landratsamt geprüft werden.
„Es muss immer auch bedacht werden, dass die Bundesstraße eine überregionale Verkehrsfunktion und Bedeutung hat“, sagte Jochen Richter. Eine zu lange Tempo-30-Zone könnte dieser Funktion entgegen stehen. „Außerdem geht es bei diesem Lärmaktionsplan in erster Linie um die Lärmminimierung und nicht darum, ob es aus anderen Gründen wie der Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern - wünschenswert wäre, die Geschwindigkeit zu beschränken“, erinnerte Fischer. Deshalb sprach er sich dagegen aus, für die gesamte Strecke zwischen Heudorfer Straße und der Einfahrt zum Hotel Donaublick das Tempolimit anzuordnen. „Wir müssen auch abwägen, auf welcher Länge die Beschränkung von den Verkehrsteilnehmern akzeptiert wird“, sagte er.
Durch die Erhebungen und Vorschläge des Lärmaktionsplans gedeckt sei die Geschwindigkeitsreduzierung in jedem Fall im Bereich zwischen Donaustraße und Mühlbergstraße. Dort liegt die Lärmbelastung oberhalb von 70 Dezibel am Tag und 60 Dezibel bei Nacht. Das Pflegeheim gilt als schutzbedürftige Einrichtung, sodass laut Richard sogar Anordnungspflicht besteht. Da Gehwege zu schmal und keine Radwege vorhanden sind, würde sich mit Tempo 30 auch eine Verbesserung der Verkehrssicherheit einstellen.
Eine 300-Meter-Regel würde außerdem erlauben, die Begrenzung bis zur Hausnummer 17 der Mengener Straße auszuweiten. Damit würde sich die Situation für alle in dem Bereich von besonderer Lärmbelastung betroffenen Haushalte verbessern. „Gleichzeitig hätten wir auch den Einfahrtsbereich zum geplanten Verbrauchermarkt mitberücksichtigt“, so Richard. Für eine Verlängerung bis zum Hotel Donaublick gäbe es aus lärmtechnischer Sicht keine Gründe, weshalb die Räte bei der Abstimmung auch diesem Vorschlag folgten.
Ein Hintertürchen wollen sie sich für den Bereich zwischen Heudorfer Straße und Donaustraße offenhalten. Für diesen Bereich soll es zunächst keine weitere Geschwindigkeitsbegrenzung geben. Die Tempo-30-Zone soll - aus Richtung Sigmaringen kommend - erst nach der Donaubrücke beginnen. „Wenn wir in ein paar Jahren sehen, wie sich die Verkehrswege an der Neuen Mitte entwickelt haben, können wir in einer Fortschreibung des Lärmaktionsplans neu abwägen“, so Fischer.
Durch die Entscheidung des Gemeinderats hat der Bürgermeister nun die Rückendeckung bei Verhandlungen und Gesprächen mit der Verkehrsbehörde im Landratsamt. Weitere Maßnahmen könnten dann bei Bedarf nach und nach umgesetzt werden. „Der Austausch des Asphalts macht ja nur Sinn, wenn generell eine Fahrbahnerneuerung ansteht“, betont Fischer. Anna Pröbstle fand vor allem die Prüfung zur möglichen Einrichtung von Schutzstreifen für Radfahrer oder eines gemeinsamen Geh- und Radwegs entlang der Ortsdurchfahrt wichtig. „Das sollte schon genau betrachtet werden und würde im Zusammenhang mit dem Donauradweg wirklich Sinn machen“, sagte sie.