Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Wollen in diesem Jahr Angebote an Firmen abgeben“
Was macht eigentlich der Wirtschaftsförderer? Wie steht es um die Konversion? Uwe Knoll gibt Antworten
- Was geschieht auf dem Gelände der ehemaligen GrafStauffenberg-Kaserne? Bekannt ist, dass der Innocamp, die Keimzelle der Konversion, Ende des Jahres fertiggestellt werden soll. Doch wann beginnt die Vermarktung der Grundstücke? Michael Hescheler hat mit Wirtschaftsförderer Uwe Knoll gesprochen, der jetzt seit anderthalb Jahren im Amt ist.
Herr Knoll, zuletzt hat man von Ihnen nur gehört, als es um die Innenstadt ging. In Bezug auf die Konversion ist es ruhig. Wann präsentieren Sie den ersten Investor?
Jeder will wissen, was es kostet und wann es losgeht, aber das kann ich noch nicht sagen. Die Stadt und der Zweckverband haben die Grundstücke erst im März 2019 gekauft. Seither werden die planungsrechtlichen Grundlagen gelegt. Der Artenschutz ist ein spannendes Thema. Obwohl die Bauleitplanung noch nicht abgeschlossen ist, werden wir die Vermarktung weiter intensivieren. Ich gehe davon aus, dass wir noch in diesem Jahr erste Angebote an Firmen abgeben können.
Und was ist mit Investoren? Gibt es überhaupt welche?
Die Gespräche und Verhandlungen laufen parallel. Wir haben konkrete Anfragen von Firmen, die sich auf dem Gelände niederlassen wollen. Über das Areal verteilt haben wir im vergangenen Jahr mehr als 70 Mieter neu angesiedelt. Die Gespräche zu führen, Verträge zu machen – das ist jede Menge Arbeit, da wird es einem nicht langweilig.
Was für Mieter sind das genau?
Im Gebäude 81 zum Beispiel (Anmerkung, das ist das städtische Gebäude, in dem die Wirtschaftsförderung ihren Sitz hat) sind wir gut belegt. Da haben wir eine Immobilienagentur, eine Firma spezialisiert für Druckersysteme im Gesundheitswesen, eine Versicherungsagentur, aber auch eine Firma für Eventzubehör, eine Import-Export Firma und auch einen Imker, der Lagerräume gemietet hat.
Schade, dass die Öffentlichkeit wenig darüber weiß.
Wir werden, wenn es Corona erlaubt, noch in diesem Jahr einen kleinen Tag der offenen Tür machen.
Vor Ihrem Büro sind Bienenstöcke aufgebaut. Welchen Hintergrund hat dies?
Die Bienenstöcke bewirtschaftet der Imker, der hier Räume gemietet hat.
Und jedes Mal, wenn ich zum Fens- ter hinausschaue, wird mir bewusst, dass wir wie die Bienen einen ähnlichen Fleiß an den Tag legen müssen, um die Konversion stemmen zu können.
Hat Corona die Ausgangssituation verschlechtert?
Ich sag mal so, besser ist sie nicht geworden.
Stichwort Innovationscampus, die Modellfabrik wird zum Jahreswechsel fertiggestellt werden. Das Innovations- und Technologiezentrum (ITZ) ist schon seit längerer Zeit in Betrieb. Wie läuft es dort?
Ein Sigmaringer Architekturbüro hat dort Räume gemietet und die kaufmännische Abteilung der Stadtwerke ist dort provisorisch untergebracht, bis im kommenden Jahr das Firmengebäude auf dem Kasernenareal hergerichtet ist. Im ITZ ist ebenfalls seit zwei Jahren eine Marketing Agentur etabliert. Wichtig sind auch die Arbeitsplätze des EU-Projekts AlpBioEco und des Lake-Up-Projekts der Hochschule. Regelmäßig werden auch Co-Working Arbeitsplätze an Interessierte vermietet, die einen temporären Arbeitsplatz benötigen. Regionale Firmen nutzen die Möglichkeiten für Workshops in unserem ITZ. Auch die Veranstaltungen der Innocamp-Akademie finden langsam Anklang in der Bevölkerung.
Und wie sieht es mit echten Gründern aus?
Ehrliche Antwort, momentan ist keiner da. Wir hatten zwei Gründer, die uns leider am Jahresende wieder verlassen haben. Wir beteiligen uns am Landeswettbewerb „Gründungsfreundliche Kommune“und möchten uns so bekannter machen. Wenn die Modellfabrik fertiggestellt ist, wir dies auch dem ITZ gut tun.
Zurück zur Grundstücksvermarktung, mit der ja viele in Sigmaringen den Erfolg der Konversion verbinden. Worauf kommt es bei der Ansiedlung von Gewerbe- oder Dienstleistungsbetrieben an?
Erklärtes Ziel des Gemeinderats ist die Schaffung von mehr als 1000 Arbeitsplätzen für mittelständische Firmen. Diesem Ziel ordnen wir bei der Vermarktung alles unter.
Nochmals nachgefragt: Wann vermelden Sie die ersten Erfolge?
Geduld ist zwar nicht mein zweiter Vorname, aber wir müssen jetzt einen Schritt nach dem anderen gehen. Sobald der Bebauungsplan steht, werden wir weitersehen. Die Genehmigungsverfahren für ein Konversionsgelände, das heißt, ein ehemaliges Militärgelände zu einem Gewerbeund Industriegelände umzuwandeln, ist für alle Beteiligten eine große Herausforderung. Wir sind derzeit in guten Verhandlungen mit Firmen, um die ersten Neuansiedlungen umsetzen zu können.