Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Aus der Region für die Region: Gelebte Nachhaltigkeit
„Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“lautet ein altbekanntes Sprichwort, welches gerade in Corona-Zeiten seinen Wahrheitsgehalt beweist. Das lokale Einkaufen in der Region war schon vor der Pandemie ein wichtiges Thema, doch gerade dieses Jahr ist deutlich geworden, wie essentiell ein florierender Einzelhandel für ein lebendiges Stadt- und Ortsbild ist. Denn nicht zuletzt ist es auch durch die persönliche Begegnung ein Stückchen Lebensqualität, das den Kunden beim Einkauf in den lokalen Geschäften vermittelt wird.
REGION (red/lile) - Es gibt allerdings noch weitere zahlreiche Gründe, weshalb sich das lokale Einkaufen sowohl für Verbraucher als auch für die Händler selbst lohnt. Weshalb es so wichtig ist, lokal einzukaufen, lässt sich unter anderem folgendermaßen begründen:
Schaffung und Erhalt von Arbeitsund Ausbildungsplätzen
Bei Händlern im Ausland ist es für den Konsumenten kaum nachvollziehbar, wohin sein Geld fließt. Beim Kauf regionaler Produkte bleibt das Geld hingegen in der näheren Region. Der lokale Händler bezahlt damit seine Mitarbeiter, die wiederum erneut in der Region einkaufen. Wenn das Geld somit im Kreislauf der Region bleibt, steigt auch die Kaufkraft. Dies ist eine Grundlage für den Erhalt – und im besten Fall auch für die Schaffung – von Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Regional einzukaufen bedeutet also, auch in gewisser Weise in die Zukunft zu investieren.
Förderung der Attraktivität und Vielfalt der Region
Ausgestorbene Innenstädte und leere Cafés sieht man leider immer öfter, vor allem jetzt in der Corona-Zeit. Die Attraktivität und Vielfalt einer Stadt oder Region hängt nicht zuletzt auch von der lokalen Wirtschaft ab. Wenn man seine Waren immer öfter von weit entfernten Orten bestellt, leidet die Region, die dann wiederum kulturelle und soziale Aktivitäten einschränken muss.
Regionale Produkte schonen die Umwelt
Lange Warentransporte schaden der Umwelt durch den Ausstoß des klimaschädlichen CO2. Regionales Einkaufen schont so nicht nur die Umwelt, sondern schafft auch ein neues Bewusstsein für Produkte und deren Herkunft. Statt ziellos zu kaufen, denkt man mehr über den eigenen Konsum nach – und wirft als Konsequenz daraus auch weniger weg.
Qualität, Service und Beratung
Die zahlreichen Lebensmittelskandale der letzten Jahre haben die Konsumenten zurecht verunsichert. Viel mehr Menschen achten heute nicht mehr nur auf einen billigen Preis, sondern vor allem auf Qualität und Herkunft der Produkte. Wenn sie beispielsweise Gemüse vom Bauern in der Nähe kaufen, wissen sie woher die Lebensmittel kommen und wohin das bezahlte Geld fließt. Aber dies betrifft nicht nur die Lebensmittelbranche. Besonders bei den Themen Beratung, Service und Umtausch profitieren sie, wenn sie in der Nähe kaufen.
Lokal kaufen schafft Identität
Wenn Verbraucher Erzeugnisse der Region kaufen, fördern sie nicht nur die Wirtschaft, sondern auch heimische Spezialitäten und Traditionen. Und beim Entdecken regionaler Händler und Produkte können sie ihre Heimat noch besser kennenlernen!
Doch aufgepasst, es gibt auch Stolperfallen
Dazu muss verständlich sein, was die Bezeichnung „regional“überhaupt bedeutet. Denn der Begriff „Region" ist gesetzlich nicht definiert und kann in Folge dessen auf unterschiedliche Art und Weise verwendet werden. Ein regionales Produkt sollte „aus der Region für die Region" sein. Dann wird es innerhalb einer abgegrenzten Region erzeugt, verarbeitet und vermarktet. In der Werbung sind die Begriffe „regional" und „Region" dagegen oft wenig nachvollziehbar. Auch Bezeichnungen wie „von hier" oder „Heimat" sollen vermeintlich auf eine regionale Herkunft verweisen. Das kann zum Beispiel „regionaler" Kaffee sein, da er in der Nähe geröstet wird, die Kaffeebohnen aber aus Übersee kommen oder auch Möhren, als Heimatprodukt bezeichnet, aber in über 500 Kilometer angebaut. Der bundesweite Marktcheck der Verbraucherzentralen zeigt, dass viele derart beworbenen Lebensmittel alles andere als regional sind, sondern teilweise erhebliche Entfernungen zurückgelegt haben. Für Verbraucher ist es daher ratsam, auf den Etiketten oder Internetseiten der Hersteller nachzuschauen und auf Wochenmärkten und Verkaufsständen nachzufragen.