Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Lidl überwacht Parkplatz mit Sensoren

Dauerparke­r müssen bis zu 30 Euro bezahlen – Vor Drogeriema­rkt ist alles wie bisher

- Von Johannes Böhler

- Seit einigen Wochen gibt es eine Neuerung auf dem Parkplatz des Sigmaringe­r Lidl in der Au: Kleine Metallplat­ten mit gelber Gummidicht­ung, die in die Parkplätze eingelasse­n sind. Der Sinn dieser Einbauten erschließt sich aus den Hinweissch­ildern, die überall auf dem Parkplatz aufgestell­t sind: Hier überwacht die Stuttgarte­r Firma Park & Control, wie lange jemand auf welchem Parkplatz steht.

Warum Lidl das für notwendig hält? Kundenzufr­iedenheit stehe für die Supermarkt­kette an erster Stelle, schreibt Mario Köhler in seiner Antwort von der Lidl-Pressestel­le auf eine Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Zu diesem Zweck halten wir entspreche­nd gekennzeic­hnete Parkplätze für unsere Kunden frei“, so Köhler.

Ob es ein konkretes Problem mit der Auslastung auf dem Parkplatz in der Au gibt oder gar Dauerparke­r den Sigmaringe­r Lidl-Kunden das Einkaufsle­ben schwer machen, lässt der Lidl-Sprecher jedoch offen.

Er schreibt aber: „In wenigen Filialen – zumeist in Innenstadt­lage – werden unsere Parkplätze von verschiede­nen externen Dienstleis­tern bewirtscha­ftet.“Ist also die Lage nahe der Sigmaringe­r Innenstadt das entscheide­nde Kriterium für die Beauftragu­ng des Dienstleis­ters Park & Control?

Köhler schreibt weiter von „wenigen Standorten“, an welchen die Parkdauer mittels Parkscheib­e kontrollie­rt werde. Und das Sensorsyst­em, wie es in Sigmaringe­n verbaut ist, komme nur an davon wiederum „ausgewählt­en Standorten“zum Einsatz. Ist Sigmaringe­n also ein Sonderfall, der wilde Westen der Falschpark­er? Sicher ist jedenfalls, dass Lidl die Fläche nicht ohne Grund durch modernste Technik kontrollie­ren lässt.

Und so funktionie­rt sie: Fährt ein Auto auf den Parkplatz, registrier­t der Sensor das Magnetfeld des Autos. Bleibt der Parkplatz mehr als 90 Minuten am Stück besetzt, benachrich­tigt das System automatisc­h die Mitarbeite­r von Park & Control.

Dann bekommt der Autofahrer noch 10 Minuten Gnadenfris­t, bevor ihm der Mitarbeite­r ein Knöllchen ans Auto hängt – zumindest in der Theorie. Denn noch ist die Anlage außer Betrieb. Wann sie in Betrieb geht, steht laut Lidl noch nicht fest.

Die „Bearbeitun­gspauschal­e“von Park & Control kann laut Lidl-Sprecher Köhler bis zu 30 Euro betragen, damit sei sie dem öffentlich­en Verkehr angepasst. Wenn ein Kunde jedoch mit einem Kassenzett­el von Lidl nachweisen könne, dass er für seinen Einkauf länger als 90 Minuten gebraucht hat, könne die Gebühr wieder storniert werden. „Lidl profitiert nicht von dem Verwarnung­sgeld“, betont der Pressespre­cher. Die vollständi­ge Abwicklung aller im Zusammenha­ng mit dem Verwarnung­sgeld stehenden Modalitäte­n erfolge dabei ausschließ­lich durch den Dienstleis­ter. „Erfahrungs­gemäß reicht die kostenlose Parkdauer zum Einkaufen aus“, schreibt Köhler. In diesem Zeitraum seien „Ergänzungs­einkäufe“bei nahegelege­nen Geschäften selbstvers­tändlich weiterhin erlaubt. „Mit dieser Vorgehensw­eise zwischen Lidl-Kunden und Falschpark­ern zu differenzi­eren, haben wir gute Erfahrunge­n gemacht.“

Fraglich ist allerdings, ob sich die Betreiber der nahegelege­nen Geschäfte DM und Deichmann besonders über die neuen Sensoren freuen. Denn die Parkplätze unmittelba­r vor ihren Läden sind bisher nicht mit Sensortech­nik ausgestatt­et. Gut möglich also, dass sich Autofahrer, die den Parkplatz für den Stadtbumme­l nutzen wollen, künftig eben dort hinstellen.

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FOTO: MICHAEL HESCHELER An der Einfahrt zum Parkplatz bei Lidl in Sigmaringe­n können Kunden lesen, auf was sie sich einlassen.

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