Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Wir wollen nicht der nächste Hotspot werden“
So planen Mengen, Scheer und Hohentengen Veranstaltungen in den kommenden Monaten
- Steigende Corona-Fallzahlen erschweren derzeit die Planung von Veranstaltungen. Um kreisweit einigermaßen einheitlich vorzugehen, haben sich die Bürgermeister gemeinsam mit der Landrätin Stefanie Bürkle darauf geeinigt, Veranstaltungen, bei denen die Begegnung von Menschen im Mittelpunkt stehen, weitgehend abzusagen. Dazu gehören Weihnachtsmärkte, Seniorennachmittage, Neujahrsempfänge, Narrenumzüge und Fasnetsbälle. In Abstimmung mit den jeweiligen Ortspolizeibehörden sollen aber kleine, überschaubare Formate möglich sein. Am Ende kann es also doch sein, dass Kommunen unterschiedlich entscheiden.
Mengen: Martinimarkt, Weihnachtsmarkt, Neujahrsempfang und Fasnetsbälle hatte die Stadt Mengen bereits in Eigenregie abgesagt. In der vergangenen Woche entschied der Gemeinderat einstimmig, die Heimattage um ein Jahr zu verlegen und erst im Jahr 2022 stattfinden zu lassen. „Eigentlich hätten wir schon längst mit der Planung beginnen müssen, aber derzeit ist noch ungewiss, welche Veranstaltungen im nächsten Sommer tatsächlich durchgeführt werden können“, sagte Bürgermeister Stefan Bubeck in der Sitzung. Auch angesichts der für das mehrtägige Fest notwendigen finanziellen Mittel von rund 90 000 Euro sei es sinnvoll, es zu verschieben. Die Verlegung auf 2022 hätte auch insoweit Charme, als dass die übernächsten Heimattage nach dem vierjährigen Rhythmus im Jahr 2026 mit dem Jubiläum zum 750-jährigen Bestehen der Stadtrechte zusammenfallen würden. Auch sei ein Landestreffen der Bürgerwachen geplant. „Lediglich die Terminfindung wird noch eine Herausforderung sein“, gab Bubeck zu. Der Juli sei beim Festwirt schon fast komplett mit anderen Veranstaltungen belegt und das normalerweise angedachte Wochenende von der Stadtkapelle Scheer für das Kreismusikfest reserviert worden. „Dem wollen wir nicht in die Quere kommen“, sagte Bubeck. „Aber vielleicht lässt sich etwas im Juni finden.“
Was die Fasnet angehe, hätten nur drei der fünf Mengener Narrenvereine
den Gesprächstermin mit der Stadtverwaltung wahrgenommen. „Offenbar möchten die anderen Vereine nichts veranstalten“, sagte Bubeck. Die anderen hätten schon Ideen für kleinere Brauchtumsveranstaltungen mitgebracht, über die aber noch im Detail gesprochen werden müsste. „Ein Narrenbaumstellen, zu dem die Öffentlichkeit nicht eingeladen ist, wird unter freiem Himmel stattfinden können“, sagte er. Laut Informationen der „Schwäbischen Zeitung“hatten die Narrenzunft Mengen und die Narrenvereine aus Ennetach und Zielfingen an der Besprechung teilgenommen.
Hohentengen: Der Leonhardiritt Ölkofen ist in enger Abstimmung mit dem Kapellenausschuss und der Blutreitergruppe Hohentengen Göge bereits abgesagt worden. Wie Bürgermeister Peter Rainer im Amtsblatt mitteilt, wird es am 8.. November nur ein Rosenkranzgebet und eine anschließende Andacht in der Pfarrkirche St. Michael geben. Der Volkstrauertag könne auf dem Friedhof nur in sehr viel kleinerer Form abgehalten werden. Hierzu erfolge noch eine Abstimmung mit den beteiligten Vereinen. Die Verantwortung für die sonst üblichen SeniorenAdventsfeiern liege bei den jeweiligen Vereinen und Gruppen als Veranstalter. „Nach den aktuellen Entwicklungen müssen wir seitens der Gemeinde leider hiervon dringend abraten“, schreibt Rainer.
Scheer: Definitiv abgesagt sind in Scheer der Weihnachtsmarkt und der Seniorennachmittag. „Das Flair unseres kleinen Weihnachtsmarkts ist das Gedränge auf dem Platz“, sagt Bürgermeister Lothar Fischer. „Da geht jetzt natürlich nicht, sonst macht Scheer als nächster Hotspot von sich reden.“Den Markt eine Straße entlang zu strecken sei kaum möglich, außerdem hätten auch schon einige der beteiligten Vereine signalisiert, dass eine Bewirtung unter Corona-Bedingungen nicht machbar sei. „Also lassen wir den Markt ausfallen und hoffen, dass es im nächsten Jahr wieder wie gewohnt klappt.“Dass der Seniorennachmittag ausfalle, sei ganz logisch. „Wir können ja nicht alle Angehörigen einer Risikogruppe in der Halle zusammenbringen, das wäre unverantwortlich.“
Was die übrigen Veranstaltungen angehe, würde im Einzelfall nach Erfahrungswerten zu Besucherzahlen entschieden. „Das bedeutet, dass bei uns die Volkstrauertage in Scheer und Heudorf stattfinden können“, sagt Fischer.
Weil beim Martinsumzug des Kinderhauses Sonnenschein aber meist rund 200 Teilnehmer dabei sind, darunter auch zahlreiche ältere Personen, müsse dieser abgesagt werden. „In Heudorf sind es weniger Familien mit Kindergartenkindern, da wird es machbar sein“, sagt Fischer.
Auch der Neujahrsempfang wird wohl abgesagt werden. „Da sind wir zwar meist rund 40 Teilnehmer, weil wir gezielt Gruppen einladen, aber die Veranstaltung lebt vom Austausch. Wenn wir nun in die Stadthalle gehen und Abstand halten, geht das eigentliche Ziel der Begegnung verloren“, so der Scheerer Bürgermeister. Dass das Bräuteln im kommenden Jahr ausfallen müsse, sei ebenfalls klar. Einzelheiten zu möglichen Ersatzveranstaltungen müssten noch mit der Zunft besprochen werden.