Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Führung gibt Einblicke in den Krauchenwi­eser Park

Carmen Ziwes erklärt historisch­e Zusammenhä­nge

- Von Mandy Streich

- Wie haben die Fürsten und Kaiser früher in Krauchenwi­es verkehrt und warum wird Krauchenwi­es auch „Klein-Paris“genannt? – Das sind nur zwei der unzähligen Fragen, die Führerin Carmen Ziwes in ihrer historisch­en Führung im Fürstliche­n Park Krauchenwi­es den Zuhörern erläuterte. Organisier­t wurde die rund zweistündi­ge Führung vom Hohenzolle­rischen Geschichts­verein, der aufgrund der hohen Nachfrage zwei weitere Führungen mit jeweils 19 Zuhörern anbietet, wobei eine davon ebenfalls bereits ausgebucht ist.

Carmen Ziwes entführte die Besucher in das 18. Jahrhunder­t, in dem die Pferde noch im Fürstliche­n Marstall untergebra­cht wurden und das alte Schloss noch aus einem Wohnhaus mit einem Turm bestand, in dem sich die Küche und das Gefängnis befanden. Außerdem führte ein Burggraben um das Schloss, in dem laut Quellen Platz für 300 Karpfen war. Aber auch ein Förstereig­ebäude, eine Wagenremis­e, eine Orangerie und ein Landhaus gehören inzwischen zum Krauchenwi­eser Park. Denn nachdem Erbprinz Karl von Hohenzolle­rn-Sigmaringe­n und seine Frau Antoinette ihren Wohnsitz im alten Schloss in Krauchenwi­es bezogen haben, entstand zwei Jahrzehnte später, nämlich 1828, das neue Schloss in Form eines Landhauses, das auch heute noch bewohnt ist.

Zu einem Landhaus gehörte auch damals schon ein Landschaft­sgarten, auf den Ziwes ausführlic­h in ihrer Führung einging. So entstand durch die Hofgärtner Wunibald und Fidel Schnell ein englischer Garten, der die Besucher neugierig auf die Natur machen sollte, erklärte Ziwes. Auch sei es angedacht, dass sich Besucher im Garten verlieren sollten und auch während eines Spaziergan­gs durch verschiede­ne Naturtöne der Laubbäume und Sträucher in unterschie­dliche Stimmungsr­äume kommen sollten. So vermittelt­en beispielsw­eise dunkle Laubbäume eine eher melancholi­sche Stimmung, erläuterte Ziwes.

In dem nahegelege­nen See im Park finden sich zwei Inseln, die von der Terrasse des Landhauses aus sichtbar sind. Auf diesem See sei die fürstliche Familie mit ihren Besuchern auf Barken gefahren. Außerdem sei die Lage des Sees so ausgesucht worden, dass es eine Spiegelung des Landhauses im Wasser gibt.

Die Residenz in Krauchenwi­es bekommt ab 1871 regelmäßig­e Besuche hochrangig­er Gäste, die das Familienle­ben prägten. Auf dem Reitplatz vor dem Schlossver­walterhaus fanden Konzerte statt, die Orangerie diente als Theatersaa­l. Ein Pfarrer habe in dieser Zeit ein Gedicht geschriebe­n, in dem er Krauchenwi­es erstmals als „Klein-Paris“bezeichnet­e, vermutlich gerade wegen der hochrangig­en Besuche, sagte Ziwes.

Tempel, Ruinen und Grotten sucht man im circa 60 Hektar großen Park vergeblich. Das liege vermutlich daran, dass Erbprinz Karl nach dem Tod seines Vaters Anton Aloys im Oktober 1831 regierende­r Fürst wurde und sich nicht mehr um die Parkgestal­tung kümmern konnte, erklärte Ziwes. Doch gibt es etwas abseits gelegen den sogenannte­n Kaiserstuh­l, den Kaiserin Augusta, die Gemahlin von Kaiser Wilhelm I., zum Andenken an den ersten Besuch ihres Gatten in Krauchenwi­es im Jahr 1875 stiftete. Dabei handelt es sich um eine halbrunde sandsteine­rne Sitzbank mit hoher Rückenlehn­e.

Nachdem die Gruppe zur Grenze des vorderen Parks, die aus der Ablach besteht, spaziert war, ging es auf einem anderen Weg wieder zurück zum Startpunkt, während Ziwes noch die eine oder andere Anekdote zu unterschie­dlichen Blickwinke­ln gab, bei denen der Parkbesuch­er noch einen Blick auf das eingezäunt­e Landhaus werfen konnte.

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FOTO: MANDY STREICH Carmen Ziwes führt die Besucher durch den Park.

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