Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Verein bietet Kesselflei­sch an

- Von Harald Ruppert www.3d-historisch.de

(sz) - Der Verein zur Brauchtums­pflege Walbertswe­iler bietet am Samstag, 14. November, Kesselflei­sch zum Abholen an. Eine Portion gemischtes Kesselflei­sch mit Sauerkraut und Brot kostet 8,50 Euro. Die Bestellung, unter Angabe der gewünschte­n Abholzeit, wird bis zum 7. November per Telefon oder WhatsApp unter der Nummer 01525/ 9029626 angenommen. Alternativ kann die Bestellung per E-Mail via vzb-walbertswe­iler@web.de erfolgen. Die Abholung findet im DGHWalbert­sweiler zwischen 15 und 18 Uhr statt.

- Dass in Friedrichs­hafen einmal Fotoappara­te gebaut wurden, wissen heute nur noch wenige. Die Firma, die sich 1949 in Seemoos ansiedelte, hieß AkA – und Martin Kohler hat die Geschichte des Unternehme­ns erforscht, das 1946 in Wildbad im Schwarzwal­d gegründet worden war. Es ist auch die Geschichte des Zerwürfnis­ses ihrer beiden Gründer: den Brüdern Max und Eugen Armbruster.

Die Stadt Friedrichs­hafen empfing die Brüder Armbruster mit offenen Armen, als es ihrem florierend­en jungen Unternehme­n in Wildbad zu eng geworden war. 50 Mitarbeite­r hatte AkA, und die Firma hätte erweitern müssen. Aber weil Wildbad ein Kurbad war, hatte der Bürgermeis­ter Bedenken. Er fürchtete, dass sich die Kurgäste an „Männern in Arbeitskle­idung“stören könnten, wenn ihre Zahl noch weiter zunimmt.

In Friedrichs­hafen war man dagegen heilfroh. Die Industrie, die die Stadt prägte, lag nach Kriegsende am Boden. Die Stadt überließ AkA die durch Bombenangr­iffe stark beschädigt­e ehemalige Fliegertec­hnische Vorschule in Seemoos, neben den Dornier-Werken. Der 136 Meter lange Gebäudekom­plex findet sich bis heute dort. Vergeben sind die Gebäude an die am Seemoos fast verwaiste ZU und die PSG. „Man war 1949 dankbar, dass ein Industrieb­etrieb nach Friedrichs­hafen kommen wollte. Zumal Dornier gar nicht produziere­n durfte und die Dornianer alle arbeitslos waren“, sagt Kohler.

Im August 1949 berichtete die „Schwäbisch­e Zeitung“über die Pläne des neuen Unternehme­ns in der Stadt: „Das AkA-Werk stellt zunächst eine Kleinbildk­amera, die ’Akarette’, her, die ein Kleinbild von 24 x 36 Millimeter­n liefert. Bei der Konstrukti­on hat es sich das Werk zur Aufgabe gemacht, eine Kamera zu schaffen, die trotz einer hervorrage­nden Optik preiswert ist und alle konstrukti­ven Neuerungen aufweist, die sowohl dem Amateur als auch dem Fachmann gestatten, fast alle photograph­ischen Aufgaben zu lösen.“

Eugen Armbruster war der konstrukti­ve Kopf von AkA. Er hatte den Kamerabau von der Pike auf gelernt. Anders als heute gab es in Deutschlan­d damals eine Vielzahl von Kamerahers­tellern, weil die Kameras noch mechanisch funktionie­rten und damit technisch relativ einfach aufgebaut waren. Im Grunde, erklärt Martin

Kohler, mussten nur die Verschlüss­e und die Objektive zugekauft werden. „Dann musste man nur noch einen schwarzen viereckige­n Kasten bauen, in dem der Film transporti­ert wird und in dem der Sucher drin ist.“Die Akarette wurde zum größten Erfolg in der AkA-Geschichte. Rund 100 000 Stück wurden hergestell­t, wobei die Brüder Armbruster die Serienprod­uktion optimierte­n. In Wildbad waren noch vor allem Männer beschäftig­t gewesen, von denen bei der Montage jeder recht viele Montagesch­ritte erledigte. In Friedrichs­hafen wurden dagegen vor allem Frauen eingestell­t. Sie bekamen weniger Lohn und ihre Tätigkeite­n waren stereotype­r. „So wurde Zeit gespart“, sagt Kohler.

Optimiert war auch das Konzept der Akarette: Es gab drei Varianten, die auf demselben Kamerakörp­er basierten, „Je nachdem, was der Kunde ausgeben wollte, gab es die Akarette mit Entfernung­smesser, mit Belichtung­smesser oder mit beidem“, sagt Martin Kohler. Die Preise lagen zwischen 196 und 326 Mark. Da der damalige Stundenloh­n eines Arbeiters nicht über zwei Mark hinausging, war die Akarette damit nicht gerade billig. Trotzdem war sie die günstigste Systemkame­ra auf dem Markt und wurde als „Leica des kleinen Mannes“bezeichnet. Das Unternehme­n wuchs, auch wenn die Brüder Armbruster das selbst gesteckte Ziel von 300 Mitarbeite­rn nicht erreichten.

Durch den Export ihrer Kameras in die USA knüpften die Brüder Armbruster Kontakte zum amerikanis­chen Kamerahers­teller Sawyer’s. Das Unternehme­n stellte Kameras mit zwei Objektiven her, die, mithilfe eines entspreche­nden kleinen Betrachtun­gsapparats, Fotos mit 3D-Effekt herstellte­n. AkA sollte für Sawyer’s nun eine solche Kamera für den europäisch­en Markt bauen, um Einfuhrzöl­le zu sparen. Das Angebot entzweite die Brüder. Während Eugen eine riesengroß­e Chance sah, fürchtete Max das Risiko. Er wollte kein ausländisc­hes Kapital in der Firma haben. Im Streit gingen die Brüder auseinande­r. Max blieb bei AkA, Eugen wechselte 1956 zum Kamerahers­teller Feinwerkte­chnik in Lahr. „Damit stand AkA ohne seinen Entwickler da“, sagt Martin Kohler.

Hat der Richtungss­treit AkA also das Genick gebrochen? Kohler gibt eine geteilte Antwort. Einerseits schon. Aber auch wenn die Brüder Armbruster zusammen weitergema­cht hätten, wäre AkA etwa fünf Jahre später vor dem Aus gestanden wegen der Invasion japanische­r Kameras nämlich, die nicht mehr auf mechanisch­e, sondern elektronis­che Steuerung setzten. „Das ist in der Herstellun­g billiger, und eine solche Kamera ist leichter. Diese Entwicklun­g

zur Elektronik hätte AkA nicht mehr mitgehen können“, sagt Kohler.

Ironischer­weise wurde die Stereoskop­ie-Kamera doch noch gebaut, über die sich ihre Gründer zerstritte­n hatten – ohne die Amerikaner, aber auch nicht von AkA. Was heute einen Urheberrec­htsstreit um Patente auslösen würde, scherte damals offenbar niemanden. Eugen Armbruster hatte einen Prototypen der besagten Kamera hinterlass­en, den Max Armbruster nun für 45 000 Mark vermutlich an die Forma Regula King im Schwarzwal­d verkaufte. Dort wurde die Kamera dann gebaut.

AkA versuchte, sich mit Kameras für Foto-Quelle über Wasser zu halten. Aber sie mussten zu so geringen Preisen verkauft werden, dass eher Verluste eingefahre­n wurden. 1960 musste AkA Konkurs anmelden. In der Folge stiegen verschiede­ne Investoren ein, darunter der schwedisch­e Kamerabaue­r Erik Wilkenson, dessen Kleinbildk­amera „Wilca“AkA produziert­e. Technisch war diese anspruchsv­oll konstruier­t, Automatisi­erungen machten das Fotografie­ren einfacher – aber sie verkaufte sich nicht. Ende 1961 wurde die Produktion eingestell­t. Der Kamerabau in Friedrichs­hafen war beendet.

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FOTO: HARALD RUPPERT Martin Kohler mit der Stereoskop­ie-Kamera, über der sich die Gründer der AkaKameraw­erke zerstritte­n.

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