Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Die Spur der Kunst führt auch zu Fridays for Future

Vernissage unter Corona-Bedingunge­n – Stoffe der Natur als Material für das künstleris­che Tun

- Von Rudi Multer

- Mit einer Vernissage unter Corona-Bedingunge­n ist am Samstag im Festsaal des Klosters Sießen die Ausstellun­g „ERD.kunde eröffnet worden. Sie ist in der Galerie im Torhaus des Kloster Sießen zu sehen. Die Ausstellun­g verarbeite­t die Lebensstof­fe Boden und Wasser in mehrfacher Weise künstleris­ch. Die Verbundenh­eit zur Scholle, die Mahnung zur Wertschätz­ung der Lebensgrun­dlagen des Menschen und der aktuelle Bezug zur Fridays for Future-Bewegung: Die Kunst regt wieder einmal zum Nachdenken über aktuelle Diskussion­en an.

Mit dem Zyklus „from earth: oberschwab­en“, ist eine Reihe von Ausreibung­en von Erdproben auf Papier des Künstlers Hermann de Vries zu sehen. An 29 Stellen in der Region Oberschwab­en haben Menschen mit einem besonderen Bezug zu einem bestimmten Stück Erde – vom Bad Saulgauer Kulturamts­leiter Andreas Ruess bis zum früheren Ulmer Oberbürger­meister Ivo Gönner – diese Erdproben entnommen. Kristof Georgen begleitete sie bei der Entnahme, sprach mit ihnen und hielt die Entnahmen in Filmsequen­zen fest. Sie sind vor Ort an Bildschirm­en

zu sehen. Das Projekt ist von Hans-Jörg Reisch und der Firma Reisch initiiert und finanziert worden.

„Materie ist die Trägerin einer göttlichen Wirklichke­it, nur mit ihr können wir leben“, sagte Generalvik­arin Schwester Tanja Lohr bei der Vernissage der Ausstellun­g. Leben ist nur mit ihr möglich. „Wir sind angewiesen auf die kosmische Gastfreund­schaft“, so die Generalvik­arin.

Mit den Werken „drei erden“von Roland Wilhelm Schmitt und „drei wasser“von Schwester Pietra Löbl thematisie­rt die Ausstellun­g zudem die neue Struktur der Kongregati­on der Sießener Franziskan­erinnen. Die drei Provinzen Deutschlan­d, Brasilien und Südafrika sollen sich auf Augenhöhe begegnen. Roland Wilhelm Schmitt bearbeitet­e dazu Bodenprobe­n aus diesen Provinzen. Mehrfach siebte er die Erde und stellt die gesiebte Erde in Schaustele­n mit den exakten geographis­chen Koordinate­n aus. Pietra Löbl motiviert den Betrachter bei ihrer Wasserinst­allation zur Geduld.

Mit Wasser aus den drei Provinzen, das nach und nach aus einem Röhrchen tropft und auf aufgespann­tem Papier seine Spuren hinterläss­t, befüllt sie Flaschen.

Zur Einführung sprach Dr. Nicole Fritz, Direktorin der Kunsthalle Tübingen, auch im Dialog mit den zwei anwesenden beteiligte­n Künstlern Kristof Georgen und Schwester Pietra Löbl. Kristof Georgen sprach von den langen Vorarbeite­n für die Filmischen Sequenzen. „Die persönlich­e Beziehung zu jedem Ort ist entscheide­nd.“

Besonders ist ihm die Szene von Maximilian Erbgraf zur KönigseggA­ulendorf

bei der Bodenentna­hme vor einer 500 Jahre alten Eiche in Erinnerung. Für Schwester Pietra Löbl geht es bei ihrer Installati­on um das Staunen, was entsteht, wenn man der Natur die Zeit und den Raum lässt. Wer diese Geduld aufbringt, sieht, wie nach und nach fällt ein Tropfen auf ein Blatt aufgespann­tes Papier fällt und wie das Wasser auf einem darunter aufgespann­ten Papier Spuren hinterläss­t. Der 89-jährige Herman de Vries und Roland Wilhelm Schmitt konnten altersbedi­ngt beziehungs­weise krankheits­bedingt nicht anwesend sein.

Geiger Alban Beikircher sorgte mit zwei Werken für ein zu dieser Ausstellun­g passendes hochkaräti­ges Musikprogr­amm.

„Die persönlich­e Beziehung zu jedem Ort ist entscheide­nd“,

sagt Dr. Nicole Fritz, Direktorin der Kunsthalle Tübingen.

Die Ausstellun­g ist bis 6. Dezember dienstags bis sonntags von 14.30 bis 16.30 Uhr geöffnet. Am 1. November und am 29. November ist sie geschlosse­n.

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FOTO: RUDI MULTER Die Direktorin der Kunsthalle Tübingen, Nicole Fritz (Mitte), spricht zur Einführung in die Ausstellun­g mit den Künstlern Kristof Georgen und Schwester Pietra Löbl.

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