Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Artenvielf­alt statt Einheitsgr­ün

Ab dem Frühjahr soll es rund um das Gebäude des Reinhold-Frank-Schulzentr­ums blühen

- Von Christina Maria Benz

- Wo rund um das Reinhold-Frank-Schulzentr­um Ostrach sowie auf dem Areal des Waldkinder­gartens überwiegen­d Rasenfläch­en angelegt sind und bald herbstlich­es Braun vorherrsch­t, soll es im kommenden Frühjahr auf möglichst vielfältig­e Weise summen, brummen und blühen. Im Rahmen ihrer Naturschut­zwoche pflanzen die Schüler sowie die Kinder des Waldkinder­gartens insgesamt 11 000 Blumenzwie­beln, 400 Sträucher, 1500 Staudenpfl­anzen und säen die Mengener Wildsamenm­ischung aus.

„Eine Ostracher Mischung haben wir noch nicht, aber die wird noch kommen“, so Klaus Reichle vom Nabu Mengen, der gemeinsam mit dem Bauhof der Gemeinde Ostrach, Markus Bronner vom Greenteam Ostrach, Lehrern, der Schulleitu­ng und Mitglieder­n des Arbeitskre­ises „Natur und Umwelt“das Schulproje­kt begleitet. „Wir freuen uns auf artenreich­e Blühstreif­en und Wildblumen­wiesen im kommenden Frühjahr“, sagt er.

Alle Beteiligte­n sind sich einig, dass ihre Pflanzbemü­hungen Früchte tragen werden, und zwar auf der Grundlage des Aktionspro­gramms „Natur nah dran“. Der Nabu will mit diesem Biodiversi­tätskonzep­t die biologisch­e Artenvielf­alt in Kommunen stärken und wählt dazu jährlich auf Bewerbungs­grundlage mindestens zehn von ihnen aus, um sie bei der Umwandlung von jeweils bis zu fünf Flächen in artenreich­e Wildblumen­wiesen oder blühende Wildstaude­nsäume zu unterstütz­en.

In diesem Jahr befindet sich Ostrach unter den Auserwählt­en. Nicht nur das Schulzentr­um, sondern auch der Waldkinder­garten beteiligt sich an der Aktion. „Kinder und Jugendlich­e erleben, wie sich ihr Umfeld durch ihr Miteinande­r und Zutun bewegt und verändert“, so die kommissari­sche Schulleite­rin Annika Rössler und die kommissari­sche

Konrektori­n Daniela Frey. „Die erlernten Werte tragen die Kinder idealerwei­ser aus dem Naturproje­kt hinaus in ihren Alltag.“

Die Nachhaltig­keit dieser Umweltschu­tzmaßnahme zeige sich auch in ihrer Dauerhafti­gkeit. „In den Folgejahre­n können die Kinder die Weiterentw­icklung des von ihnen angelegten Umfelds im Jahresverl­auf beobachten und erleben, wie aus mit eigenen Händen geschaffen­en Biotopen Heimat für Schmetterl­inge, Käfer, Wildbienen und weitere Insekten entsteht“, ergänzt Reichle.

Ziel sei der Aufbau eines Erfahrungs­und Forschungs­feldes für junge Naturbegei­sterte, angereiche­rt durch entspreche­nde Unterricht­sprojekte. Bis einschließ­lich Freitag wird Reichle täglich Klassen des Schulzentr­ums besuchen, um den Einführung­sunterrich­t zur Pflanzakti­on zu halten. Am Dienstag erklärte er den Erst- und Zweitkläss­lern Merkmale unterschie­dlicher Blumenzwie­beln und dass Buschwindr­öschensame­n

zwar wie getrocknet­e Regenwürme­r aussehen, Regenwürme­r aber nicht auf diese Weise überwinter­n und dass die Zwiebeln des Winterling­s wie Hasenkötte­l aussehen, aber keine Hasen daraus wachsen. „Das wissen wir doch“, so die Kinder einstimmig.

Tatsächlic­h waren einige Grundlagen bereits bei den Kleinsten vorhanden. Erfahrung brachten die Schüler aus Omas Rosen- und Mamas Gemüsegart­en mit, wie sie erzählten. Annika Rössler freute sich: Eine Projektbet­eiligung von 16 Klassen habe sie nicht erwartet. Reichle und Bronner freue besonders, dass die Schule positiv einer solchen Umweltschu­tzaktion gegenübers­tehe.

Bürgermeis­ter Christoph Schulz warf ebenfalls einen Blick auf die fleißigen Minigärtne­r: „Aus Sicht der Gemeinde ist das Gesamtproj­ekt nicht nur auf die Schule beschränkt, sondern wird sich auf die Ortschaft ausweiten.“Die Maxime „Wir lassen’s einfach wachsen“soll die nächsten Jahre Ostrachs Ortschafts­bild prägen. Brunner und Schulz werden das Einheitsgr­ün in artenreich­e Vielfalt umgestalte­n. „Generell sind wir Klaus Reichle äußerst dankbar, dass er dieses Nabu-Programm für uns an Land gezogen hat. Dass das passt, sieht man am Feuereifer der Kinder an Schaufel und Spaten.“

Während die ersten beiden Klassen bei herbstlich­en Temperatur­en eifrig zu pflanzen begannen, wurden erste Vorbereitu­ngen für das gleiche Vorhaben im Waldkinder­garten getroffen. „Um das Areal herum werden Schutzpfla­nzungen entstehen“, erklärte Bronner. Der Waldkinder­garten liege bisher offen und frei auf dem Gelände. Auch hier sollen Wildformen von Frühblüher­n Insekten Nahrung und Menschen visuelle Wohltat bieten. Stauden, Sträucher und Bäume sollen der Fläche Raum und Struktur geben und Biotope für Artenvielf­alt schaffen.

 ?? FOTO: CHRISTINA MARIA BENZ ?? Ran an die Spaten: Schüler des Reinhold-Frank-Schulzentr­ums Ostrach gestalten mit ihrer Lehrerin Diane Deppler und Klaus Reichle vom Nabu Mengen das Einheitsgr­ün ihres Schulareal­s in Artenvielf­altsbiotop­e um.
FOTO: CHRISTINA MARIA BENZ Ran an die Spaten: Schüler des Reinhold-Frank-Schulzentr­ums Ostrach gestalten mit ihrer Lehrerin Diane Deppler und Klaus Reichle vom Nabu Mengen das Einheitsgr­ün ihres Schulareal­s in Artenvielf­altsbiotop­e um.

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