Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Artenvielfalt statt Einheitsgrün
Ab dem Frühjahr soll es rund um das Gebäude des Reinhold-Frank-Schulzentrums blühen
- Wo rund um das Reinhold-Frank-Schulzentrum Ostrach sowie auf dem Areal des Waldkindergartens überwiegend Rasenflächen angelegt sind und bald herbstliches Braun vorherrscht, soll es im kommenden Frühjahr auf möglichst vielfältige Weise summen, brummen und blühen. Im Rahmen ihrer Naturschutzwoche pflanzen die Schüler sowie die Kinder des Waldkindergartens insgesamt 11 000 Blumenzwiebeln, 400 Sträucher, 1500 Staudenpflanzen und säen die Mengener Wildsamenmischung aus.
„Eine Ostracher Mischung haben wir noch nicht, aber die wird noch kommen“, so Klaus Reichle vom Nabu Mengen, der gemeinsam mit dem Bauhof der Gemeinde Ostrach, Markus Bronner vom Greenteam Ostrach, Lehrern, der Schulleitung und Mitgliedern des Arbeitskreises „Natur und Umwelt“das Schulprojekt begleitet. „Wir freuen uns auf artenreiche Blühstreifen und Wildblumenwiesen im kommenden Frühjahr“, sagt er.
Alle Beteiligten sind sich einig, dass ihre Pflanzbemühungen Früchte tragen werden, und zwar auf der Grundlage des Aktionsprogramms „Natur nah dran“. Der Nabu will mit diesem Biodiversitätskonzept die biologische Artenvielfalt in Kommunen stärken und wählt dazu jährlich auf Bewerbungsgrundlage mindestens zehn von ihnen aus, um sie bei der Umwandlung von jeweils bis zu fünf Flächen in artenreiche Wildblumenwiesen oder blühende Wildstaudensäume zu unterstützen.
In diesem Jahr befindet sich Ostrach unter den Auserwählten. Nicht nur das Schulzentrum, sondern auch der Waldkindergarten beteiligt sich an der Aktion. „Kinder und Jugendliche erleben, wie sich ihr Umfeld durch ihr Miteinander und Zutun bewegt und verändert“, so die kommissarische Schulleiterin Annika Rössler und die kommissarische
Konrektorin Daniela Frey. „Die erlernten Werte tragen die Kinder idealerweiser aus dem Naturprojekt hinaus in ihren Alltag.“
Die Nachhaltigkeit dieser Umweltschutzmaßnahme zeige sich auch in ihrer Dauerhaftigkeit. „In den Folgejahren können die Kinder die Weiterentwicklung des von ihnen angelegten Umfelds im Jahresverlauf beobachten und erleben, wie aus mit eigenen Händen geschaffenen Biotopen Heimat für Schmetterlinge, Käfer, Wildbienen und weitere Insekten entsteht“, ergänzt Reichle.
Ziel sei der Aufbau eines Erfahrungsund Forschungsfeldes für junge Naturbegeisterte, angereichert durch entsprechende Unterrichtsprojekte. Bis einschließlich Freitag wird Reichle täglich Klassen des Schulzentrums besuchen, um den Einführungsunterricht zur Pflanzaktion zu halten. Am Dienstag erklärte er den Erst- und Zweitklässlern Merkmale unterschiedlicher Blumenzwiebeln und dass Buschwindröschensamen
zwar wie getrocknete Regenwürmer aussehen, Regenwürmer aber nicht auf diese Weise überwintern und dass die Zwiebeln des Winterlings wie Hasenköttel aussehen, aber keine Hasen daraus wachsen. „Das wissen wir doch“, so die Kinder einstimmig.
Tatsächlich waren einige Grundlagen bereits bei den Kleinsten vorhanden. Erfahrung brachten die Schüler aus Omas Rosen- und Mamas Gemüsegarten mit, wie sie erzählten. Annika Rössler freute sich: Eine Projektbeteiligung von 16 Klassen habe sie nicht erwartet. Reichle und Bronner freue besonders, dass die Schule positiv einer solchen Umweltschutzaktion gegenüberstehe.
Bürgermeister Christoph Schulz warf ebenfalls einen Blick auf die fleißigen Minigärtner: „Aus Sicht der Gemeinde ist das Gesamtprojekt nicht nur auf die Schule beschränkt, sondern wird sich auf die Ortschaft ausweiten.“Die Maxime „Wir lassen’s einfach wachsen“soll die nächsten Jahre Ostrachs Ortschaftsbild prägen. Brunner und Schulz werden das Einheitsgrün in artenreiche Vielfalt umgestalten. „Generell sind wir Klaus Reichle äußerst dankbar, dass er dieses Nabu-Programm für uns an Land gezogen hat. Dass das passt, sieht man am Feuereifer der Kinder an Schaufel und Spaten.“
Während die ersten beiden Klassen bei herbstlichen Temperaturen eifrig zu pflanzen begannen, wurden erste Vorbereitungen für das gleiche Vorhaben im Waldkindergarten getroffen. „Um das Areal herum werden Schutzpflanzungen entstehen“, erklärte Bronner. Der Waldkindergarten liege bisher offen und frei auf dem Gelände. Auch hier sollen Wildformen von Frühblühern Insekten Nahrung und Menschen visuelle Wohltat bieten. Stauden, Sträucher und Bäume sollen der Fläche Raum und Struktur geben und Biotope für Artenvielfalt schaffen.