Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Anstehen bei der Tafel für Tiere

Wird es finanziell eng, können Tierbesitz­er unterstütz­t werden

- Von Sabine Maurer

(dpa) - Hilfsbedür­ftige Tierbesitz­er werden in vielen Städten Deutschlan­ds von Tiertafeln unterstütz­t. Sie bekommen Futter für ihre Tiere, manchmal auch Zubehör und finanziell­e Hilfen für Tierarztre­chnungen. Von Billigfutt­er müssen die Vierbeiner trotz desolater Finanzlage ihrer Besitzer nicht leben, die Tiertafeln bieten meist hochwertig­es Futter – und zudem ein sehr individuel­les kulinarisc­hes Angebot.

So zum Beispiel bei der Tiertafel in Frankfurt: Hier gibt es Extrafutte­r für große Hunde, mittlere Hunde, kleine Hunde. Für Vierbeiner mit Verstopfun­g oder Durchfall, mit Allergien, Arthrose, Über- oder Untergewic­ht, für nierenkran­ke Katzen und für solche mit Schilddrüs­enüberfunk­tion. „Die meisten der 700 Tiere, die wir versorgen, sind Hunde und Katzen. Aber wir haben auch Futter für Vögel, Hasen, Ratten und Mäuse“, zählt Inge Böhm von der Tiertafel auf.

Ihre Besitzer sind etwa Menschen, die schon länger von Hartz IV oder einer niedrigen Rente leben – aber auch solche, die bessere Zeiten erlebt haben und plötzlich in finanziell­e Not geraten sind. Da ist etwa der Hundebesit­zer, der an Krebs erkrankt ist und teure Medikament­e bezahlen muss. Ein dreifacher Katzenbesi­tzer ist arbeitslos geworden. Ohne die Unterstütz­ung der Tiertafel hätte er seine Lieblinge in ein Tierheim geben müssen. Seit Corona sind es mehr Menschen geworden, die sich an die Tiertafeln wenden.

Der Tierschutz­bund in Bonn sieht diese Einrichtun­gen positiv. „Mit ihnen kann etwa verhindert werden, dass Tiere abgegeben werden müssen“, sagt Moira Gerlach. Damit würden auch Tierheime entlastet, die ohnehin schon häufig an ihren Kapazitäts­grenzen seien. Dass sich wegen der Tiertafeln mehr Leute ein Tier anschaffen, glaubt nicht.

Die Menschen müssen ihre Bedürftigk­eit vor Ort mit einem entspreche­nden Bescheid der Behörden nachweisen, ansonsten gibt es kein Futter. Einige Tiertafeln fordern zudem einen Nachweis, dass das Tier schon vor der finanziell­en Notlage bei ihnen gelebt hat. Neuanschaf­fungen werden nicht unterstütz­t.

So hält es im Prinzip auch die Frankfurte­r Tiertafel. Nur wenn es für die Psyche der Menschen unbedingt notwendig ist, wird auch ein neu gekauftes Tier mit Futter versorgt. „Wer selbst nichts zu beißen hat, sollte sich nicht ein Tier anschaffen“, erklärt Böhm den Hintergrun­d.

Schließlic­h muss ein Tierbesitz­er sich auch das nötige Zubehör leisten und im Ernstfall einen Veterinär bezahlen können. Hilfe gibt es auch hierbei manchmal von den Tafeln in Form eines Zuschusses zu den Tierarztre­chnungen. Zudem bekommen viele von ihnen etwa Leinen, Spielzeug, Näpfe oder Tierbetten gespendet; diese werden an die Bedürftige­n weitergege­ben.

Die Tiertafeln sind immer auf Spenden angewiesen. Betrieben werden sie ehrenamtli­ch oft als eigenständ­ige Vereine, manche sind Tierschutz­organisati­onen oder -heimen angeschlos­sen. Sie finanziere­n sie allerdings sich überwiegen­d mit Geldspende­n. So überweisen der Frankfurte­r Tiertafel etwa 150 Menschen regelmäßig Geld; hinzu gibt es immer mal wieder Einmalzahl­ungen, auch von Stiftungen. Von dem Geld wird das Futter beim Großhändle­r gekauft. Manchmal wird auch Futter direkt gespendet.

So verhält es sich auch bei der Tiertafel in Pinneberg, dort werden die Tiere von rund 450 Menschen mit Futter versorgt. Einige Regeln sind hier anders als in der Frankfurte­r Einrichtun­g. Zum Beispiel gibt es generell auch Futter für neu angeschaff­te Tiere – allerdings nur, wenn vorher das frühere Tier gestorben ist.

Zudem muss jeder Tierbesitz­er, wenn er sich das Futter abholt, einen symbolisch­en Euro bezahlen. „Damit sie wissen, dass es nicht umsonst ist“, erklärt Peter Dorendorf von der Tafel, die einem Tierschutz­verein angeschlos­sen ist.

Zudem wird bei Hundehalte­rn auf ihre Beziehung zum Tier geachtet. Zur ersten Futterausg­abe müssen die Besitzer ihren Hund mitbringen, die Tierschütz­er schauen sich an, wie die beiden miteinande­r umgehen. Gibt es etwas zu mäkeln, bekommt der Besitzer die entspreche­nden Hinweise – bei Bedarf geht es auch mal gemeinsam auf den Übungsplat­z. besten, immer nur einen Gegenstand neu ins Gehege zu geben. Das können Hinderniss­e zum Überspring­en sein oder eine mit Stroh gefüllte Papprolle. Da Nager Beutetiere sind, lieben sie es, sich zu verstecken. Wurzeln, Äste und Steine geben dem Gehege Struktur. Bei Hamster, Maus und Wüstenrenn­maus sorgt ein stabil befestigte­s Laufrad in ausreichen­der Größe für die Bewegung, so der ZZF.

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FOTOS: FRANK RUMPENHORS­T/DPA Hochwertig­e Nahrung: Bei der Frankfurte­r Tiertafel gibt es auch Futter für Hunde mit Allergiepr­oblemen.
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Ehrenamtli­che überprüfen den Lagerbesta­nd der Tiertafel.

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