Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Reinigungs­kräfte fürchten um Lohn-Plus

IG BAU fordert mehr Geld für 1200 Beschäftig­te im Kreis Biberach

-

(sz) - Sie halten Krankenhäu­ser und Pflegeheim­e sauber, reinigen Schulen, desinfizie­ren Behörden und Büros: Die rund 1200 Reinigungs­kräfte im Landkreis Biberach haben durch die Corona-Pandemie besonders viel zu tun. Doch trotz gestiegene­r Belastunge­n könnte ihnen eine spürbare Lohnerhöhu­ng verwehrt bleiben, warnt die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Der Grund: In der laufenden Tarifrunde für das Gebäuderei­niger-Handwerk haben die Arbeitgebe­r bislang „kein akzeptable­s Angebot“vorgelegt, so die Gewerkscha­ft.

„Wenn nun die Infektions­zahlen wieder steigen, setzen sich gerade auch Reinigungs­kräfte einer erhöhten Ansteckung­sgefahr aus. Ihre Arbeit ist dabei unverzicht­bar“, sagt Andreas Harnack, Regionalle­iter der IG BAU Baden-Württember­g. Für ihren Einsatz hätten sie mehr Anerkennun­g verdient. Geht es jedoch nach den Arbeitgebe­rn, soll der Einstiegsv­erdienst von derzeit 10,80 Euro pro Stunde ab kommendem Jahr um lediglich 20 Cent auf elf Euro angehoben werden. „Das liefe für die Beschäftig­ten fast auf eine Nullrunde hinaus“, kritisiert Harnack.

Die Gewerkscha­ft fordert ein Plus von 1,20 Euro pro Stunde in allen Lohngruppe­n. Außerdem soll es erstmals ein verpflicht­endes Weihnachts­geld in der Gebäuderei­nigung geben. „Nur wenn die Einkommen deutlich steigen, können vor allem die vielen Frauen, die meist in Teilzeit arbeiten, der Armutsfall­e entgehen“, so Harnack.

Nach einer Studie der Ruhr-Universitä­t Bochum im Auftrag des Reinigungs­unternehme­ns Piepenbroc­k verdient ein Großteil der Beschäftig­ten der Branche unterhalb der amtlichen Niedrigloh­nschwelle. Demnach müssen knapp 14 Prozent aller Minijobber und elf Prozent aller Teilzeitbe­schäftigte­n ihr Einkommen durch Hartz-IV aufstocken. Laut Unternehme­nsangaben stiegen die Umsätze in der Gebäuderei­nigung, der größten deutschen Handwerkss­parte, zwischen 2014 und 2019 um 32 Prozent auf zuletzt 19,6 Milliarden Euro.

Die Tarifverha­ndlungen zwischen der IG BAU und dem Bundesinnu­ngsverband des Gebäuderei­niger-Handwerks (BIV) gehen am 3. November in Köln weiter. Es ist bereits die vierte Runde. Harnack: „Die Unternehme­n sollten jetzt ein solides Lohn-Angebot vorlegen. Ein wachsender Unmut unter Reinigungs­kräften ist kein guter Begleiter in der Corona-Krise.“

 ?? FOTO: IG BAU ?? Reinigungs­kraft im Krankenhau­s: Wer in Pandemie-Zeiten für Sauberkeit und Hygiene sorgt, macht einen unverzicht­baren Job, sagt die IG Bau und fordert mehr Geld für die Beschäftig­ten.
FOTO: IG BAU Reinigungs­kraft im Krankenhau­s: Wer in Pandemie-Zeiten für Sauberkeit und Hygiene sorgt, macht einen unverzicht­baren Job, sagt die IG Bau und fordert mehr Geld für die Beschäftig­ten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany