Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Viel Frust nach dem Beschluss auf Bundesebene
Nicht alle können die verfügten Einschränkungen nachvollziehen
- Die gerade noch angekündigte Kabarett- und Mundarttage sind abgesagt. Bei der erst gerade begonnenen Theatersaison wird es im November wohl nicht die geplante zweite Aufführung geben. Das Kino schließt wieder, Fitnessstudios machen dicht und auch die Restaurants müssen ihren Beitrag zur Eindämmung der Corona-Pandemie leisten. Gerade die Kultur- und Sportstadt Bad Saulgau treffen die am Mittwoch beschlossenen und ab 2. November geltenden Einschränkungen hart – trotz eines überall funktionierenden Hygienekonzepts.
Für Jürgen Burth vom Kino Bad Saulgau kommt die abermalige Schließung des Kinos zu einer denkbar schlechten Zeit. Gerade sei das Kino dank Hygienekonzepten und Abstandsgeboten allmählich wieder zum Laufen gekommen. Viele hätten wieder wahrgenommen, dass das Kino offen ist. Er wisse dank der Hygienekonzepte von keiner einzigen Infektion mit Corona in einem Kino. Burth sieht die Verantwortlichkeit für die abermaligen Beschränkungen vielmehr bei er Politik. „Die Regierung hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht“, so der Bad Saulgauer KinoBesitzer. In Zeiten mit wenigen Fällen hätte das Personal in den Gesundheitsämtern so aufgestockt werden sollen, damit auch jetzt eine Nachverfolgung der Infektionsketten möglich wäre.
Nun bereitet er die Schließung vor. Bis Sonntag wird das Kino die angekündigten Filme zeigen, die für Montag, Dienstag und Mittwoch geplanten Filme müssen storniert werden. Jürgen Burth befürchtet auch langfristige negative Auswirkungen. Die eine oder andere Produktionsfirma könne neue Filme direkt den Streamingdiensten im Internet anbieten, um die Produktionskosten zeitnah ausgleichen zu können. Positiv wertet er allerdings die versprochene Hilfe von 75 Prozent des Umsatzes vom November letzten Jahres. „Wir haben ja weiterhin unsere Fixkosten“, so Burth.
Dass es eine solche Hilfe auch für die Sonnenhoftherme und die Tourismusbetriebsgesellschaft (Tbg) gibt, hofft deren Geschäftsführer Kurt Rimmele. „Wir hoffen, dass uns der Rettungsschirm nicht wieder wie letztes Mal weggezogen wird.“Da Tbg und Sonnenhoftherme als GmbH zwar eine privatrechtliche Gesellschaftsform, aber die Stadt alleiniger Gesellschafter ist, gelten sie als öffentliche Unternehmen. Deshalb gingen sie zuletzt beim Rettungsschirm leer aus. „Es verdichten sich die Anzeichen, dass auch die Thermalbäder schließen müssen“, so Rimmele. Noch ein wenig hegt Kurt Rimmele die Hoffnung, dass nur Hallen- und Spaßbäder betroffen sind, solange die entsprechenden Präzisierungen auf Landesebene fehlen. Auch den Wohnmobilisten im Bereich der Therme ist mitgeteilt worden, dass sie bis Montag den Platz räumen müssen. Sie sind vom verfügten Beherbergungsverbot betroffen. Abgesagt hat die Tbg die Kabarettund Mundarttage. Tickets, welche bei der Tourist-Information gekauft wurden, werden dort wieder ausbezahlt. Tickets, die online über Reservix gekauft wurden, werden über Reservix zurücküberwiesen, so die Tbg in einer Mitteilung am Donnerstag. Andreas Schlegel vom Studio 19 kann die Schließung von Fitnessstudios überhaupt nicht nachvollziehen. Das begründet er nicht nur mit einem gut funktionierenden Hygienekonzept, sondern auch damit, „dass niemand, der sich krank fühlt, zu uns ins Fitnessstudio kommt“. Im Gegenteil, Fitnessstudios seien ein Beitrag, um Menschen „gesund und fit zu halten“. Der Fitnessbetreiber hätte es für gerechter empfunden, „wenn alle hätten zumachen müssen“. „Irgendwie überrascht mich nichts mehr“, sagt Andrea Friedmann, die Wirtin des Sternen. Auch Gaststätten müssen zumachen. Herbst sei bei ihr Hochkonjunktur. Von daher sei der Zeitpunkt ungünstig. „Aber wir hoffen, dass es der Sache nützt“, sagt sie fast schon fatalistisch.