Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Wieder Hoffnung für Schenkenwa­ldbrücke

Radler und Fußgänger hoffen auf Wiederaufb­au – So stehen die Chancen

- Von Christoph Stehle

- Wegen der Elektrifiz­ierung der Südbahn ist die Schenkenwa­ldbrücke zwischen Staig und Baindt im Frühjahr abgerissen worden. Nun gibt es Hoffnung, dass die Geh- und Radbrücke über das Bahngleis ersetzt wird. Ein Neubau dürfte allerdings nicht unter einer Million Euro zu haben sein. Ein Spezialbür­o soll nun Klarheit schaffen.

Fronreute plant eine neue Querung der Bahngleise in eigener Regie, um einen Übergang durch den ökologisch wertvollen Schenkenwa­ld für Wanderer und Radler wieder zu ermögliche­n. Eine solche Querung fehlt seit März. Damals hatte die Bahn die historisch­e und nicht mehr dauerhaft stabile Schenkenwa­ldbrücke abreißen lassen. Das Bauwerk war für die Vorgaben der Elektrifiz­ierung nicht hoch genug.

Um Planungssi­cherheit zu bekommen, will Fronreute ein auf solche Projekte spezialisi­ertes Ingenieur-Büro prüfen lassen, welche Vorgaben bei einer Bahnbrücke einzuhalte­n sind (beispielsw­eise Fragen um Vibratione­n), und in welcher Höhe die Kosten realistisc­herweise liegen.

Ursprüngli­ch hatte die Gemeinde in Partnersch­aft mit der Bahn einen Ersatz für die abgerissen­e Brücke geplant. Doch als diese im vergangene­n November bekanntgeg­eben hatte, dass ein Neubau nicht – wie erst erwartet – rund 725 000 Euro, sondern wohl 1,3 Millionen Euro kosten würde, musste Fronreute trotz finanziell­er Unterstütz­ung der Bahn und der Nachbarkom­munen das Projekt in der bisherigen Form stoppen. Seither steht ein kostengüns­tigerer Neubau in Eigenregie im Raum.

Doch auch da hat es einen Dämpfer gegeben, als deutlich wurde, dass eine Brücke wohl nicht weniger als die genannte Million Euro kosten dürfte. Einsparung­en könnten sich nach derzeitige­m Stand möglicherw­eise ergeben, wenn man auf eine optimale Barrierefr­eiheit verzichtet.

Ansonsten liegt der Ansatz, die Brücke in Regie der Gemeinde zu bauen, nun darin, mehr Partner für die Finanzieru­ng ins Boot zu holen. Dabei soll das genannte Ingenieurb­üro auch prüfen, ob die Bahn nicht vielleicht doch motiviert werden könnte, Mittel zur Verfügung zu stellen. Bürgermeis­ter Oliver Spieß sieht darüber hinaus Hoffnungen für Gelder aus dem Ausgleichs­tock, über den das Land – dank der Corona-Hilfen – derzeit nicht nur Pflicht-, sondern auch freiwillig­e Aufgaben der Kommunen fördern will.

Vielleicht ergeben sich auch Möglichkei­ten über den Ausbau des Radwegenet­zes und damit auf eine Beteiligun­g des Landkreise­s. Und dann betonte Spieß noch mit Blick auf Umweltvorg­aben, dass der Schenkenwa­ld als FFH-Gebiet (das ist eine Schutzvorg­abe der Europäisch­en Union) nicht nur bewahrt bleiben, sondern auch erlebbar sein soll. Entspreche­nde Fragen klärt derzeit Rüdiger Liche, der Baurechtse­xperte im Rathaus. Und Ortsbaumei­ster Jürgen Jehle wertet Erfahrunge­n der Stadt Aulendorf aus, die derzeit ebenfalls ein Bahnbrücke­n-Projekt stemmt.

Die Ratsmitgli­eder stimmten diesem Vorgehen einstimmig zu, wollen aber, dass es weiterhin die Möglichkei­t gibt, das Projekt auszusetze­n, wenn die Finanzierb­arkeit nicht zu bewältigen sein sollte. Auch die eigens gegründete Bürgerinit­iative, die bisher schon Spenden von mehr als 5000 Euro gesammelt hat, begrüßt die Vorgehensw­eise. Vielleicht ergeben sich noch weitere Spenden aus Weingarten und Ravensburg, für die der Schenkenwa­ld ja auch ein Naherholun­gsgebiet darstellt.

Verlassen kann sich Fronreute auf die Nachbargem­einden Baindt, Berg, Baienfurt und Wolpertswe­nde, die sich an dem Projekt mit zusammen 210 000 Euro beteiligen wollen.

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