Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Scheer bleibt beim Stadtwald auf bewährtem Kurs
Gemeinderat legt Ziele für die nächsten zehn Jahre fest und hofft auf bessere Holzpreise
- Erlöse lassen sich derzeit aus dem Stadtwald Scheer kaum generieren. Der Holzpreis, der auf dem Markt erzielt werden kann, ist dafür einfach zu niedrig. Für das laufende Jahr rechnet Tobias Lehmann vom Fachbereich Forst des Landratsamts Sigmaringen, der gerade Revierleiter Lorenz Maichle vertritt, mit einem Einnahmenüberschuss von rund 10 000 Euro, für 2020 plant er mit 2300 Euro. „Wir müssen im Moment froh sein, wenn wir kein Minus machen“, fasst Bürgermeister Lothar Fischer zusammen.
Trotzdem stünde der Stadtwald noch vergleichsweise gut da, wie die Stadträte bei einem Waldbegang mit den Forstexperten erfahren hätten. „Sturmschäden, Borkenkäfer, Eschensterben - die Situation in den Wäldern ist allgemein gerade nicht einfach“, sagt Fischer. „Unser Wald ist da nicht so stark betroffen wie der anderer Kommunen.“Das liege einmal an den größtenteils guten Böden, die das Wasser gut speichern würden, sodass die Bäume in diesen Bereichen Trockenphasen recht gut verkraften würden. „Zum Zweiten leisten unser Revierleiter und das Landratsamt wirklich gute Arbeit.“Die Baumbestände in Scheer seien bereits einigermaßen gut durchmischt, die seit rund 20 Jahren praktizierte Naturverjüngung funktioniere bisher recht gut.
Deshalb hat es laut Fischer in der Waldsitzung auch keine großen Diskussionen gegeben, als es darum ging, die Bewirtschaftung und Pflege des Stadtwaldes für die Zeit bis 2030 festzulegen. „Wir halten an unserem eingeschlagenen Kurs fest“, sagt Fischer. „Der hat sich bewährt und der Holzpreis wird sich hoffentlich auch irgendwann wieder erholen. Die Erlöse, die in der Vergangenheit erzielt werden konnten, fehlen uns schon in der Stadtkasse.“
Weil im Stadtwald in den vergangenen zehn Jahren etwas mehr Holz nachgewachsen ist als geschlagen wurde, stimmten die Gemeinderäte dem Vorschlag zu, künftig auch etwas mehr Holz aus dem Wald zu holen. Vorgesehen ist jetzt ein Hiebsatz von 32 700 Festmetern pro Jahr, das sind 200 Festmeter mehr als in den vergangenen zehn Jahren. „Wir behalten uns aber weiter vor, situationsbedingt zu entscheiden“, so Fischer. Soll heißen: Wenn der Holzpreis niedrig ist und weder Sturm- noch Käferholz zwingend aus dem Wald geholt werden muss, werde der Einschlag auch einmal weniger ausfallen. „Wenn natürlich die Gefahr besteht, dass in einem Bereich der nächste Sturm viel Schaden anrichten würde, müssen wir eingreifen.“Nachgeholt werden, könne der nicht praktizierte Holzeinschlag dann in einer guten Phase.
Auch in Scheer wird nicht mehr nur auf die Fichte gesetzt. „Wir vertrauen bei Neuanpflanzungen auf die fachliche Expertise aus dem Landratsamt“, sagt Fischer. Ob sich die ausgewählten Baumarten bewähren, würde erst die Zukunft zeigen. Die Vertreter des Fachbereichs Forst hatten in der Sitzung außerdem verschiedene Fördermöglichkeiten vorgestellt, die es vom Land gibt, um die Folgen von Extremwetterereignissen abzumildern oder Naturschutzmaßnahmen zu forcieren.