Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Rätsel um Coronatote­n im Kreis Ravensburg

Zahl der Patienten an der OSK steigt stark an, ebenso die Zahl der Neuinfizie­rten

- Von Annette Vincenz

- Das Coronaviru­s verbreitet sich immer stärker im Kreis Ravensburg. In den vergangene­n drei Tagen wurden 82 Neuinfekti­onen gemeldet, und über das Wochenende mussten fünf weitere Menschen wegen einer Corona-Infektion in den Krankenhäu­sern der Oberschwab­enklinik (OSK) aufgenomme­n werden. Nun werden dort 17 Männer und Frauen behandelt, sechs davon auf der Intensivst­ation. Wie OSK-Pressespre­cher Winfried Leiprecht sagte, gebe es fünf weitere Verdachtsf­älle, bei denen das Testergebn­is allerdings noch aussteht, davon zwei auf den Intensivst­ationen und drei auf den Normalstat­ionen. Gestorben ist am Samstag entgegen einer Meldung des Landesgesu­ndheitsamt­s jedoch niemand im Kreis.

Am Elisabethe­n-Krankenhau­s in Ravensburg liegen derzeit sieben Covid-Patienten (vier auf Intensivst­ation), in Wangen zehn (zwei auf Intensivst­ation). Leiprecht: „Das ist der höchste Stand seit Ende April. Die Tendenz zeigt auch bei uns deutlich nach oben.“Die OSK sei aber noch nicht in Phase 2 ihrer Krisenplan­ung eingetrete­n, bei der planbare Operatione­n und Behandlung­en aufgeschob­en werden. In der zweiten Welle hätten sich bislang in Ravensburg und Wangen je zwei Ärzte und Pflegekräf­te von insgesamt 2800 infiziert, bei der ersten waren es 20. Diesmal stehe aber mit hoher Wahrschein­lichkeit fest, dass die Mitarbeite­r sich außerhalb der Kliniken angesteckt hätten, in der ersten Welle sei es bei mindestens vier Personen naheliegen­d gewesen, dass sie sich bei Patienten oder Kollegen angesteckt hätten.

Rätsel gab am Montag zunächst der am Samstag vom Landesgesu­ndheitsamt gemeldete Coronatote auf, der vermeintli­ch erste seit Mai im Kreis Ravensburg. Dabei handelt es sich jedoch um einen mysteriöse­n Computerfe­hler, meinte Corinna Aumann von der Pressestel­le des Landratsam­tes auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Dieser Fehler sei im Landratsam­t unterlaufe­n, nicht im

Landesgesu­ndheitsamt. Die genaue Ursache stehe noch nicht fest. „Bei der Mitteilung handelt es sich um einen Computerfe­hler, dessen Ursache wir selbstvers­tändlich nachgehen werden. Aktuell können wir die Meldung (noch) nicht nachvollzi­ehen. Die betroffene Person wurde im System als verstorben registrier­t. Die Info wurde dadurch automatisi­ert an das Landesgesu­ndheitsamt gemeldet. Laut Auskunft der Ortspolize­ibehörde sowie des Personenst­andsregist­ers ist die Person jedoch nicht verstorben.“

Derweil steigt die Zahl der Neuinfizie­rten im Landkreis Ravensburg weiter kräftig an: Obwohl am Wochenende meist weniger getestet wird, kamen am Montag 82 Fälle hinzu, die Samstag, Sonntag oder Montag ihr positives Testergebn­is bekamen. Dem stehen diesmal nur drei sogenannte „Gesundmeld­ungen“gegenüber, weshalb die Zahl der aktiv Infizierte­n nun bei 414 liegt.

Ein klarer Schwerpunk­t der neuen Fälle liegt erneut im Allgäu: Trauriger Spitzenrei­ter ist wie schon so oft Wangen mit 17 Fällen, gefolgt von Leutkirch (16). In Ravensburg gab es 11 Neuinfizie­rte, in Weingarten 7, in Isny 6. Weitere Fälle gab es in Berg (4), Aichstette­n, Altshausen, Bad Waldsee und Kißlegg (je 3), in Waldburg und Wilhelmsdo­rf (je 2) sowie in Achberg, Amtzell, Bad Wurzach, Baienfurt und Grünkraut (je 1). Der Anteil an Menschen ab 50 (in diesem Alter steigt die Gefahr, einen schweren Verlauf der Krankheit zu erleiden), liegt diesmal mit 16 von 82 Betroffene­n relativ gering. In der vergangene­n Woche machte er an manchen Tagen mehr als 50 Prozent aus.

Die 7-Tage-Inzidenz klettert mit den neuen Fällen nach Berechnung­en der „Schwäbisch­en Zeitung“auf ungefähr 70, während das Landratsam­t noch den geringeren Vortagewer­t des Landesgesu­ndheitsamt­es von 59,2 angibt – fest steht jedoch: Der Kreis Ravensburg gehört seit dem Wochenende auch offiziell zu den Risikogebi­eten in Deutschlan­d, wie ganz Baden-Württember­g. Neue Beschränku­ngen des öffentlich­en Lebens sollen nach Angaben des Landratsam­tes deshalb aber nicht eintreten, schließlic­h sind am Montag ohnehin bundesweit alle Restaurant­s und Freizeitei­nrichtunge­n geschlosse­n worden. Wie berichtet, unterstütz­en seit Montag auch fünf Soldatinne­n und Soldaten der Bundeswehr das Gesundheit­samt. Sie kommen aus der Panzerkomp­anie 550 aus Stetten am kalten Markt und helfen bei der Nachverfol­gung der Kontakte von Corona-Neuinfizie­rten.

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FOTO: DPA 82 positive Coronatest­s innerhalb von drei Tagen gab es am Wochenende im Kreis Ravensburg.

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