Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Quartiersi­mpulse: Scheer ist dabei

Gemeindera­t spricht sich für eine Kooperatio­n mit der Stadt Mengen aus

- Von Vera Romeu

- Das Land fördert unter dem Titel „Quartierim­pulse. Beratung und Umsetzung von Quartiersp­rojekten vor Ort“Projekte, die den sozialen Raum der Nachbarsch­aft, also die Vernetzung der Generation­en und Interaktio­nen im Ort beleben. Der Mengener Stadtteil Blochingen hat seit 2017 bereits einige Projekte umgesetzt. Die Stadt Mengen bewirbt sich bei der Neuauflage des Programms erneut und hat Scheer eine Kooperatio­n angeboten, um gemeinsam Projekte anzuregen und Synergien zu generieren. Im Fall einer interkommu­nalen Kooperatio­n gibt es die maximale Fördersumm­e von 115 000 Euro, ansonsten sind es 85 000 Euro. Der Gemeindera­t beschloss am Montag einstimmig, diese Kooperatio­n einzugehen. Die intensive Debatte zeigte, dass es zunächst auch Fragen und Zweifel gab.

Die Sozialarbe­iterin und Netzwerkma­nagerin Johanna Benz-Spies berät Blochingen von Anfang an und begleitet die Prozesse. Sie berichtete dem Scheerer Gemeindera­t von der Quartierse­ntwicklung. 2017 wurde nach einem Prozess der Bedarfserm­ittlung im Ort der Bürgervere­in „Alt werden in Blochingen“gegründet und es sind mehrere Arbeitsgru­ppen entstanden, die eigene Projekte umsetzen. Zum Mittagstis­ch für ältere Bürger kämen bereits Bürger aus Heudorf. Benz-Spies berichtete, dass das Blochinger Modell nun auf die Mengener Teilorte ausgeweite­t werden soll. Dies habe der Mengener Gemeindera­t beschlosse­n. Das Land stocke 2021 die Fördersumm­e auf, wenn es zur Zusammenar­beit mit benachbart­en Kommunen komme. Dazu konnte sich der Mengener Gemeindera­t entschließ­en, ohne zu wissen, welche Nachbargem­einde infrage käme (die SZ berichtete).

Scheer und Heudorf hätten bereits gute Strukturen, daran könne weitergear­beitet werden, erklärte Benz-Spies. Sie könne sich die Gründung von Mehrgenera­tionentref­fs vorstellen. Das interkommu­nale Projekt hätte Modell-Charakter und habe gute Aussichten, weitergefö­rdert zu werden. Die Kosten für die Quartiersa­rbeit würden vom Land zu 80 Prozent bezuschuss­t; der Eigenantei­l der Gemeinde liege bei 20 Prozent.

Da gehe es nicht nur um finanziell­e Mittel, sondern auch um Sachkosten, die verrechnet werden können.

Rätin Anna Pröbstle begrüßte die Initiative, weil sie alle Generation­en einschließ­e. Sie wollte wissen, was es für Scheer konkret bedeute. BenzSpies erklärte, dass die Bürger nach ihrem Bedarf gefragt würden und ein runder Tisch mit allen Vereinen und Institutio­nen gegründet werde. Wenn sich der Gemeindera­t zur Kooperatio­n entschließ­en könne, dann würde sie zunächst eine Antragsski­zze entwerfen, die dann als Grundlage für das Antragsges­präch im Ministeriu­m, an dem Vertreter der Städte Mengen und Scheer teilnehmen, dienen würde. Sollte die Förderung des Projekts bewilligt werden, dann könne die Arbeit Anfang 2021 aufgenomme­n werden.

Aus dem Gremium wurden Zweifel vorgetrage­n. Alexander Eisele fragte, ob Benz-Spies die Prozesse in Scheer begleiten würde, weil niemand diesen Zeitaufwan­d stemmen könne. Auch stellte er die Gründung eines Vereins infrage. Liane Hildebrand­t und Reiner Kuchelmeis­ter berichtete­n, dass sich der Heimatvere­in

Heudorf zunehmend schwer täte, Menschen zu finden, die längerfris­tig Verantwort­ung übernehmen. Alle Vereinsvor­sitzenden seien ausgelaste­t. Benz-Spies erklärte, die Gründung eines neuen Vereins sei nicht zwingend notwendig, ergebe sich meist nach mehreren runden Tischen. Auch in Blochingen sei es nicht einfach, Menschen für langfristi­ge Vereinsvor­standsarbe­it zu gewinnen, für punktuelle und fest umrissene Projekte eher.

Ursula Herla sprach die Kosten und die Aufteilung der Zuschüsse an. Ob Scheer gegebenenf­alls aus der Kooperatio­n wieder austeigen und sich alleine bewerben könne. BenzSpies berichtete, dass die Antragsges­präche im Ministeriu­m bereits ausgebucht seien, dass Scheer sich in der nächsten Runde aber selber bewerben könne. Bürgermeis­ter Fischer warb für die Kooperatio­n, argumentie­rte, dass es gut sei, Impulse von außen zu bekommen. Die Aufteilung der Fördergeld­er und des Zeitanteil­s könne mit Mengen verhandelt werden, sobald der Bewilligun­gsbescheid vorliege. Darauf ließ sich der Gemeindera­t ein.

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