Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Pfullendorfer Apotheker warten vergeblich auf Grippe-Impfstoff
Nachschub kommt frühestens Mitte des Monats – Anton Siegle rechnet Anfang 2021 mit Coronavirus-Impfstoff
- Eine rasant ansteigende Zahl von Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, strengere Vorschriften des Gesetzgebers zur Eindämmung der Pandemie oder das Fehlen von Grippeimpfstoff in den Arztpraxen und Apotheken sind Themen, die nicht nur Fragen, sondern häufig auch Unverständnis bei der Bevölkerung hervorrufen. Die Apotheker Anton Siegle und Rainer Hinger, Inhaber der drei Apotheken in Pfullendorf, der Central-Apotheke, der Apotheke am Obertor und der Linzgau-Apotheke, haben bei einem Pressegespräch am Dienstag Stellung bezogen.
„Ein paar Monate müssen wir noch überstehen und da helfen die AHA-Regeln mit Abstand, Hygiene und Alltagsmasken“, sagt Anton Siegle. Er rechnet damit, dass Anfang nächsten Jahres ein Impfstoff in Produktionsreife zur Verfügung steht. Die Entwicklung von aktiven Impfstoffen, also jenen, bei denen der Körper selbst Antikörper gegen das Virus bildet, und passiven Impfstoffen, jenen, bei denen Antikörper geimpft werden, sei weit fortgeschritten. Die Maßnahmen, die der Gesetzgeber erneut ergriffen hat, seien die einzige Möglichkeit, um eine unkontrollierbare Zunahme der Infiziertenzahlen zu verhindern, sagen Siegle und sein Kollege Rainer Hinger. „Unser Gesundheitssystem ist vorbildlich, aber jeder Eimer ist irgendwann voll“, sagt Anton Siegle. Es sei inzwischen erwiesen, dass hauptsächlich die Aerosole für eine Ansteckung entscheidend seien, deshalb „ist es besonders wichtig, Begegnungen mit vielen Menschen in geschlossenen Räumen zu meiden“.
Die Pfullendorfer Apotheken wollen einen Beitrag dazu leisten, die Kontakte jedes einzelnen zu minimieren. Zum einen, um das Ansteckungsrisiko zu vermindern, zum anderen aber auch, um die Versorgung mit Medikamenten von Menschen in Quarantäne zu sichern. Sie bieten ab sofort im Umkreis von zehn Kilometern einen kostenlosen Lieferservice „für alles, was man aus der Apotheke braucht,“an. „Was bis 13 Uhr telefonisch, per Fax oder online bestellt wird, wird am gleichen Tag bis 19 Uhr durch unsere gebrieften und vertrauenswürdigen Mitarbeiter ausgeliefert“, sagt Siegle. Und zum kostenintensiven zusätzlichen Aufwand: „Es ist ein Dank an unsere treuen Kunden, wir wollen aber auch besser sein als die Shopapotheken.“Die persönliche Beratung soll trotzdem nicht zu kurz kommen. Sie erfolgt in Zeiten der Pandemie telefonisch oder schriftlich. Natürlich bleiben alle Pfullendorfer Apotheken zu den üblichen Zeiten geöffnet. Etwa 90 Prozent der üblicherweise gewünschten Waren ist zumindest in einer der drei Apotheken vorrätig, es sei denn, so Siegle, die Lieferfähigkeit der Pharmahersteller ist eingeschränkt.
Ganz nah bei der Corona-Pandemie und immer wieder auch hinsichtlich der Infektions- und Sterberate verglichen ist die Grippe, gegen die eine Impfung in diesem Jahr empfohlen wurde. Die Folge: In den Arztpraxen und Apotheken gibt es trotz vorsehender Bestellung keinen Impfstoff mehr. „Wir haben keinen Grippeimpfstoff und konnten beide auch selbst noch nicht geimpft werden“, sagt Hinger. Ihm hat man zwar das Versprechen gegeben, dass nachproduziert wird und Mitte bis Ende November weitere Impfdosen zur Verfügung stehen, aber er hat Zweifel, dass diese weitere Liefermenge ausreicht, um den gesamten Bedarf zu decken.