Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Noch nie so dringend, wie in diesem Jahr
Ein Leser äußert sich zu den beschlossenen Einsparungen in der Gemeinde Ostrach, erschienen am Mittwoch, 4. November.
Bei der letzten Gemeinderatssitzung am 2. November wurden verschiedene Maßnahmen, um den Gemeindehaushalt genehmigungsfähig zu gestalten, beschlossen. Weitreichende Maßnahmen wie Steuererhöhungen neben weniger weitreichenden, wie die eingeschränkte Förderung der Vereine. All diese Maßnahmen sind aus meiner Sicht nachvollziehbar obwohl sie tiefe Einschnitte für den einen oder anderen bedeuten. Sicherlich hat die Haushaltskommission sehr gute Arbeit im Sinne der Bürgerschaft geleistet.
Ein Beschluss aber bereitet mir doch Bauchschmerzen. Es mag sein, dass durch das Nicht-Anbringen der Weihnachtsbeleuchtung Geld eingespart wird. Es mag auch sein, dass durch diese Maßnahme, gerechnet auf viele Jahre, eine gewisse Summe zusammen kommen kann, die eingespart werden kann. Es ist auch nachvollziehbar, dass Einsparungsmaßnahmen so schnell wie möglich umgesetzt werden sollten. Dennoch hadere ich mit diesem Beschluss. Gemeinderat Seitz hat diesen Schritt völlig zurecht als „nahe an der Peinlichkeitsgrenze“beschrieben. Wir werden dieses Jahr keine Weihnachtsmärkte haben. Wir werden keine Krippenspiele in den Kirchen haben. Wir werden wahrscheinlich nicht zusammen mit der Verwandtschaft die Feiertage verbringen können und wir in den Teilorten werden unseren eigenen Weihnachtsbaum besorgen müssen. Damit werden wir leben müssen. Herr Schulz rechtfertigte den Schritt mit der lapidaren Äußerung, dass in diesem trostlosen Jahr die Weihnachtsbeleuchtung auch nichts mehr herumreiße.
Mir waren diese Lichter an den Straßenlampen nie besonders wichtig. Dieses Jahr aber sind sie mir doch ein Anliegen. Ich meine, wir brauchten die Weihnachtsbeleuchtung noch nie so dringend, wie in diesem Jahr. Lassen sie uns bitte diese eine Tradition. Diese paar Lichter, die nicht nur den Ort erleuchten, sondern - man verzeihe mir diesen Pathos - uns auch etwas Licht in unsere Herzen zaubern können. Interessant wäre, welche Summe die Gemeinde benötigt, um noch dieses eine Jahr die Lichter anbringen zu können und mit Strom zu versorgen. Vielleicht könnten wir Bürger genügend Spenden zusammen bekommen, die eine Finanzierung dieses Jahr ermöglichen.
Lars Keitel, Tafertsweiler