Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Pater Karl Wetzel stirbt mit 99 Jahren
Er war der letzte Comboni-Missionar in Mengen
(sz) - Wenige Monate vor seinem 100. Geburtstag ist in Ellwangen der Comboni-Missionar Pater Karl Wetzel gestorben. Geboren am 10. April 1921 in Sigmaringen ist er in Mengen aufgewachsen. Sein Vater war Angestellter bei der Bahn. 1935 kam er ins Seminar nach Ellwangen und besuchte dort das Gymnasium. Nach dem Abitur im Frühjahr 1939 kam er zunächst ins Noviziat nach Bamberg, wurde aber bald zur Wehrmacht eingezogen und kam 1941 an die Westfront und diente als Fernschreiber. Nach kurzer Kriegsgefangenschaft kam er im Sommer 1945 wieder nach Ellwangen und setzte sein Noviziat und das Theologiestudium fort. Am 30. Juli 1950 wurde er auf dem Schönenberg bei Ellwangen zum Priester geweiht und feierte in seiner Heimat Mengen Primiz.
1951 reiste der Missionar Karl Wetzel nach Peru. Nach etwa vier Jahren in Huánuco war er die meiste Zeit in Lima tätig. Die noch junge Provinz der Comboni-Missionare brauchte eine Anlaufstelle in der Hauptstadt und einen Mitbruder, der den Kontakt mit kirchlichen und staatlichen Stellen wahrnahm. In Lima gründete er die Spar- und Kreditgenossenschaft „Perla de los Andes“, eine damals moderne Form der sozialen Pastoral. 1972, nach 21 Jahren, wurde er nach Deutschland zurückgerufen, zunächst ins Seminar nach Neumarkt in der Oberpfalz. Als das Seminar dort geschlossen wurde ging er 1989 nach Mellatz im Allgäu, wo er in der Seelsorge aushalf. Immer wieder kam er im Urlaub in seine Heimat nach Mengen, wo sein Bruder in der Zeppelinstraße wohnte und wo er im Juli 2000 in der Liebfrauenkirche sein Goldenes Priesterweihe-Jubiläum feiern konnte. Sein
Freund aus Mengen, Dekan Heinz Leuze, hielt ihm damals die Festpredigt und hob seine menschliche, offene und immer freundliche Art und seinen tiefen Glauben, den er in den Missionen zeitgemäß weitergab, hervor. 2009 zog Pater Wetzel mit 88 Jahren wieder nach Ellwangen und lebte dort im Haus der ComboniMissionare im Seniorenzentrum.
Pater Karl Wetzel war ein Comboni-Missionar, der die Geselligkeit liebte, auf Harmonie bedacht war und der auch die schönen Seiten des Lebens mit gutem Essen und Trinken genießen konnte. Große Liebe hatte er zur Musik. Er spielte Klavier und sang gerne und gut. Am 8. Oktober 2020 durfte Pater Karl Wetzel nun in Ellwangen in die Ewigkeit Gottes heimkehren. Nach seinen beiden Comboni-Mitbrüdern aus Mengen Pater Franz Kieferle († 2003) und Pater Bernhard Mai († 2019) ist nun der letzte Mengener Comboni-Missionar gestorben.