Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Gut für Sigmaringen
Der Marstall galt als Sorgenkind im Immobilienangebot Sigmaringens: Obwohl größere Handelsflächen in der Stadt gefragt sind, fand sich für den Marstall kein passender Mieter. Als Handelsstandort ist die Fläche aus mehreren Gründen schwer zu vermarkten: Sie verfügt über mehrere Etagen, was die Personalkosten in die Höhe treibt. Zweitens sind die Nebenkosten nicht zuletzt wegen der Heizkosten teurer als anderswo. Drittens verschärft sich die Krise des Einzelhandels seit Corona, denn Ketten wie H & M, die sich vor der Krise in Sigmaringen ansiedeln wollten, schließen zwischenzeitlich Filialen statt neue zu eröffnen.
Aus all diesen Gründen ist die Entscheidung für eine Erlebnisgastronomie eine gute Entscheidung für Sigmaringen. Es zeigt zudem, dass Investoren wie das Fürstenhaus und Unternehmen wie die Brauerei Zoller-Hof trotz Krise an den Standort glauben und investieren.
Trotz der Freude sollten die Kommunalpolitiker im Auge behalten, dass in der Stadt immer mehr Geschäfte schließen. Alb Art, das Modegeschäft Kiene, Medi-Max, die Parfümerie Manter und der Second-Hand-Laden an der FürstWilhelm-Straße, um einige aktuelle Beispiele zu nennen. Wenn überhaupt, werden die frei gewordenen Handelsflächen von Mietern aus der Gastro- oder Dienstleistungsbranche belegt. Deshalb muss sich die Stadt überlegen, wie sie für den Handel attraktiv bleibt. Dazu gehört auch die mehrere Tausend Quadratmeter umfassende Fläche des früheren Medi-Max. Die Vorgaben der Stadt schließen hier viele Branchen aus. Deshalb muss das Rathaus ähnlich wie beim Bioladen überlegen, wie es einerseits die Innenstadt schützt und sich andererseits offen für eine Entwicklung zeigt. Gelingt das nicht, wird die Medi-Max-Fläche zum nächsten Sorgenkind.