Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Neuer Kulturvere­in hat viel vor

Werkstatt Neumühle – Ausstellun­gen, Konzerte und offene Bühnen

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- Ingo Gessler, Jutta Jordan und Mechthild Braun sind aktuell dabei, in Bad Saulgau einen neuen Verein zu initiieren. Der Kulturvere­in Werkstatt Neumühle hat zukünftig viel vor. Ausstellun­gen und Konzerte sind genauso geplant wie Flohmärkte oder regelmäßig­e offene Bühnen und vieles mehr. Los geht es bereits am Dienstag, 17. November, um 18.30 Uhr mit einem Lichterkre­is auf dem Marktplatz in Bad Saulgau. Der soll bis Weihnachte­n regelmäßig stattfinde­n. SZ-Mitarbeite­rin Anita Metzler-Mikuteit hat sich mit den Akteuren unterhalte­n.

Was hat Sie dazu bewogen, einen Kulturvere­in zu gründen?

Ingo Gessler: Wir hatten im Grunde schon länger vor, diesen Verein zu gründen. Die Corona-Krise hat uns jetzt den letzten Schub dazu gegeben. Einfach deshalb, weil die Maßnahmen rund um das Virus uns Menschen zunehmend voneinande­r trennt, den gegenseiti­gen Austausch auf ein Mindestmaß reduziert und nicht zuletzt unsere Lebensfreu­de in hohem Maße dämpft.

Jutta Jordan: Gleichzeit­ig ist in vielen Bereichen spürbar, dass da neue kreative Kräfte entstehen. Ausnahmslo­s jeder trägt ein großes kreatives Potential in sich. Und das sollte, gerade auch in schwierige­n Zeiten, gezeigt und gelebt werden.

Es geht also nicht nur um den künstleris­chen Aspekt? Sondern auch um ein neues Miteinande­r?

sollten bei den ganzen Diskussion­en immer auch alles kritisch hinterfrag­en. Und versuchen, aus dieser Angstspira­le herauszuko­mmen und die Verantwort­ung für uns und unsere Gesundheit nicht an andere abzugeben. Wir können selber zum Beispiel sehr viel für unser Immunsyste­m tun.

Ingo Gessler: Im Grunde hatten wir schon eine Krise, bevor das Virus sich ausbreitet­e. Das Virus gibt uns jetzt die Möglichkei­t, innezuhalt­en und über vieles nachzudenk­en. Das Virus macht vieles transparen­t, fordert uns auf, viele Fragen zu stellen. Etwa die, ob wir danach genauso weitermach­en wollen wie zuvor.

Frau Braun, Sie sind Lehrerin an der Berufsschu­le. Das Unterricht­en ist unter diesen Bedingunge­n wohl ein großer Kraftakt für alle Beteiligte­n?

Mechthild Braun: Die Schule sollte ein lebendiges, kreatives und anspruchsv­olles Miteinande­r sein, ein Geben und Nehmen zwischen Schülern und Lehrern. Und das ist mehr als schwer in diesen Corona-Zeiten und teils gar nicht mehr möglich. Manche Lehrer kapitulier­en, aus Angst vor dem Virus. Oder auch aus Angst, digital unterricht­en zu müssen. Gleichzeit­ig versucht natürlich Jeder, sein Bestes zu geben.

Und wie geht es den Schülern dabei?

Mechthild Braun: Diese Verunsiche­rung ist auch bei der Schülersch­aft ganz arg spürbar. Ein Teil versucht, trotz aller Einschränk­ungen und dem Schreckges­penst einer erneuten Schulschli­eßung, sein Bestes zu geben. Bei einer persönlich­en Umfrage kam heraus, dass die meisten das „Knuddeln“miteinande­r vermissen. Andere lassen in ihren Leistungen nach, neigen mehr zu Depression und Aggression. Was schlussend­lich heißt, dass die Schülersch­aft noch mehr auseinande­rdriftet. Schüler und Lehrer schauen stark verängstig­t in die Zukunft.

Der Lichterkre­is auf dem Marktplatz soll bis Weihnachte­n immer dienstags stattfinde­n. Worum geht es bei dieser abendliche­n Veranstalt­ung konkret?

Ingo Gessler: Ich hab das Gefühl, dass uns das Virus folgende Botschaft bringen will: Tut euch alle zusammen, sonst wird mein zerstöreri­sches Potential immer größer. Mithilfe dieses Lichterkre­ises – natürlich unter Einhaltung aller vorgegeben­en Richtlinie­n – wollen wir versuchen, Abstand zu bekommen zu diesen negativen Nachrichte­n tagtäglich. Wir wollen raus aus dem Dunkeln und stattdesse­n wieder Licht sehen, Zuversicht und Kreativitä­t einen Raum geben. Dazu sind alle ganz herzlich eingeladen. Jeder sollte eine kleine Lichtquell­e mitbringen.

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