Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Einfach erfolgreich
Mit Eishockey der Marke Rich Chernomaz sind die Ravensburg Towerstars perfekt in die Saison gestartet
Ravensburg Towerstars – Eispiraten Crimmitschau 4:1 (1:0, 2:0, 1:1) Tore: 1:0 (10:08) Yannick Drews (Driendl, Stiefenhofer), 2:0 (37:25 ÜZ2) Andreas Driendl (Sturm, Just), 3:0 (38:09 ÜZ) Olivier Hinse (Pompei), 3:1 (49:20) Petr Pohl (Summers, Schlenker), 4:1 (59:40 empty net) Robin Just (Zucker, Hinse)
Strafen: Ravensburg 4 Minuten, Crimmitschau 6 Minuten. - Zuschauer: 0.
Jeder Trainer hat eine genaue Vorstellung davon, wie er seine Mannschaft spielen lassen will. Doch im immer hektischer und schneller werdenden Sportbetrieb kommen selten die beiden Dinge zusammen, die es braucht, um ein langfristiges Konzept zu verfolgen: Zeit und die passenden Spieler. ging es bei den
da nicht anders. Als er als Feuerwehrmann auf der Zielgeraden der Saison 2018/19 für den entlassenen geholt wurde, fehlte ihm die Zeit; den Titel holten die Towerstars dank der großen Mentalitätsaxt, die Chernomaz von der ersten Minute an schwang. Als der Coach in der Saison 2019/20 für den entlassenen
zurückgeholt wurde, fehlten im die richtigen Spieler für seine Art Eishockey. Was auch immer die Towerstars auf den Importpositionen im Verlauf dieser Saison versuchten, es gelang ihnen kein Treffer.
Chernomaz Towerstars Valtonen Rich Ravensburg Jiri Ehrenberger Tomek
In diese Saison scheint erstmals alles zu passen – im dritten Anlauf. Erstens hatte Chernomaz lange Zeit bis zum Ernstfall, wegen der CoronaPandemie sogar viel länger als ursprünglich gedacht, zweitens holte er sich nicht zuletzt frühzeitig diejenigen Spieler zurück
(Jonas Langmann, Robbie Czarnik, Mathieu Pompei, Olivier Hinse),
mit denen er im Meisterendspurt so geglänzt hatte. Und siehe da: Der von Chernomaz geformte Kader spielt fast einwandfreies Rich-Chernomaz-Eishockey. Oder anders formuliert: einfach erfolgreich.
Die Saisonsiege drei und vier in den Saisonspielen drei und vier waren dafür wieder beste Beispiele. Vielmehr schlechte. Denn sie zeigten, was passieren kann, wenn die Towerstars vom Weg abkommen. Noch am ersten Wochenende hatten sie mit einfachem, geradlinigem und schnellem Power-Eishockey überzeugt, aus jeder Lage geschossen, getroffen, gejubelt, die Konkurrenz demoralisiert. Beim und gegen die nun ließen sie es etwas gemächlicher
EHC Freiburg Eispiraten Crimmitschau
angehen, am Freitag gerieten die Towerstars sogar in Rückstand. Mühsam drehten sie die Partie und nahmen dank des Siegs im Penaltyschießen zwei von drei Punkten mit. Gegen Crimmitschau taten sie sich ebenfalls schwer. Zunächst hatte aber einen großen Auftritt und besorgte das 1:0 – ausgerechnet Drews, der sich im vergangenen Jahr zwei Tage vor Weihnachten in Westsachsen den Fuß brach und für den Rest der Saison ausfiel. Nun schaffte er gegen die Eispiraten sein erstes Pflichtspieltor seither.
Yannick Drews
Weniger schön war der Beginn des zweiten Drittels. „Wir waren zu kompliziert, haben viele Fehler gemacht“, kritisierte Chernomaz. Verlassen konnte er sich in dieser Phase auf der zu seinem ersten Saisoneinsatz kam und in der Mitte des Spiels eine Mann-gegenMann-Situation gegen entschärfte. Dafür gab es Sonderlob von Chernomaz: „Ich bin sehr zufrieden mit ihm. Er hat im Sommer hart gearbeitet.“Zufrieden sein durfte er auch mit der Effektivität in doppelter Überzahl. Gleich zwei PowerplayTore gelangen zum Ende des zweiten Abschnitts – die Vorentscheidung. Der Doppelschlag beeindruckte verdeutlichte Crimmitschau sichtlich.
Olafr Schmidt, Timo Gams
Rich Chernomaz durfte vielmehr wohlwollend registrieren, dass seine Mannschaft im Moment sehr gut funktioniert – und das in allen Bereichen, angefangen bei den Goalies Schmidt und der in Freiburg wieder hervorragend hielt. Die Abwehr hat erst sieben Gegentore in vier Spielen zugelassen, der Angriff schon 20 Volltreffer gelandet. Und dabei fällt auf, dass sich die Tore auf viele Schultern verteilen. Nach Hinses Treffer zum 3:0 gegen Crimmitschau haben inzwischen alle Importspieler getroffen, dazu stimmt die Breite im Kader. Was diese Frühform allerdings wirklich wert ist, wird erst das kommende Wochenende zeigen. Da warten zwei Schwergewichte. „Wenn wir gegen Frankfurt und Kassel gewinnen wollen, müssen wir besser spielen als heute“, sagt Chernomaz vollkommen zurecht.
Niklas Treutle,