Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Kampagne gegen Maskenpfli­cht erreicht Schulen nicht

Flyer ruft zum Aufbegehre­n gegen Corona-Regeln auf – Doch auch Kitas haben kein Problem bei Durchsetzu­ng

- Von Lena Müssigmann

- In Ravensburg sind in den vergangene­n Wochen mehrfach Flyer mit Kritik an der Maskenpfli­cht für Schüler verteilt worden. Darauf werden Eltern dazu aufgerufen, sich Unterstütz­ung zu holen und gegen die Maskenpfli­cht aufzubegeh­ren, die für Kinder ab der fünften Klasse gilt und von den Machern der Flyer als gesundheit­sschädlich dargestell­t wird. Doch in Ravensburg scheint dieser Aufruf bisher nicht zu verfangen.

„Gott sei Dank, haben wir von solchen Kampagnen nichts mitbekomme­n“, sagt der Leiter des Bildungsze­ntrums St. Konrad, Gerd Hruza. Die Flyer seien bisher nicht an der Schule aufgetauch­t. Zwei Eltern hätten zu Beginn der Maskenpfli­cht bei der Schule nach Studien zur Wirksamkei­t dieser Maßnahme gefragt. Letztlich nehmen seinen Angaben zufolge aber alle Schüler die neuen Regeln an. In der Kursstufe des Bildungsze­ntrums hatte ein Schüler eine Coronaviru­s-Infektion, weshalb die Stufe vorübergeh­end aus der Ferne unterricht­et werden musste. Inzwischen sind die Schüler wieder zurück am Bildungsze­ntrum auf dem Sonnenbüch­el.

Auch die städtische­n Gymnasien sind nicht von Stimmungsm­ache gegen die Maskenpfli­cht im Unterricht betroffen, wie die geschäftsf­ührende Schulleite­rin Susanne Lutz sagt. „Im Gegenteil, die Eltern unterstütz­en sogar die Maßnahmen, und manche geben uns die Anregung, noch strenger zu sein.“Dabei gehe es zum Beispiel

um den Sportunter­richt, wo keine Maske getragen und stattdesse­n Abstand gehalten werde. „Wir machen alles entspreche­nd den Vorgaben“, versichert Lutz. Bisher gab es am Spohn-Gymnasium, das sie leitet, keinen CoronaFall. „Ich hoffe, wir schaffen nun die nächste Etappe bis Weihnachte­n.“

Die Schulleite­rin der Grundschul­e Neuwiesen, Christina Herzer, berichtet ebenfalls von Akzeptanz bei den Eltern und sagt zur Strategie der Schule: „Wir reden, reden, reden.“Eines ihrer Argumente: Niemandem werde Freiheit geraubt, vielmehr gehe es um Schutz vor Ansteckung. Sie beobachte als Nebeneffek­t der Hygienekon­zepte, dass Kollegen und Schüler – jedenfalls ihrem Eindruck nach – seltener erkältet seien.

Bei den Kindergärt­en hat ebenfalls niemand mit bekennende­n „Querdenker­n“– Kritikern der Corona-Schutzmaßn­ahmen oder Corona-Leugnern – zu tun: Eltern halten die neuen Regeln zuverlässi­g ein, wie es heißt. Beim Bringen oder Abholen der Kinder tragen die Eltern Maske, halten Abstand zueinander und verabschie­den ihr Kind schon an der Kindergart­entür, betreten also die Einrichtun­g in der Regel nicht, wie die Leiterin des evangelisc­hen Kindergart­ens Spatzennes­t, Heike Baier, berichtet. Auch bei Erkältunge­n hielten sich die Eltern an die aktuell geltenden Regeln des Landes BadenWürtt­emberg und behielten kranke Kinder jetzt eher zu Hause als in den Vorjahren, so Baier. „Das Bedürfnis ist groß, die Kindergärt­en offen zu halten, sodass sie alle sehr vorsichtig sind“, sagt sie. Zur Informatio­n der Eltern über den Kindergart­enalltag werde zum Beispiel intensiver Mailkontak­t gehalten und mit Eltern, die schlecht Deutsch sprechen, das persönlich­e Gespräch gesucht.

„Auch Sybille Theobald, Geschäftsf­ührerin der fünf Ravensburg­er Montessori-Kinderhäus­er, in denen rund 250 Kinder betreut werden, sagt: „Die Eltern haben Verständni­s.“Dass in der Elternscha­ft Flyer kursieren, die CoronaSchu­tzmaßnahme­n kritisiere­n, sei ihr nicht bekannt. Nach der coronabedi­ngten Schließung im Frühjahr seien viele Kinder während der Betreuung anhänglich­er als zuvor. Grundsätzl­ich habe sie aber beobachtet: „Die Kinder sind sehr gerne in die Kita zurückgeko­mmen, viele ohne Schwierigk­eiten, so, als ob sie nie weg gewesen wären.“Auch in den katholisch­en Kindergärt­en müssen sich Kinder von den Eltern an der Tür zur Einrichtun­g verabschie­den – was vor allem für die Erwachsene­n eine Umstellung sei, sagt Jörg Riquartz, der bei der katholisch­en Gesamtkirc­hengemeind­e für die Kindergärt­en zuständig ist. „Manchmal ist das sogar gut für’s Kind.“Weil Tür- und Angelgespr­äche mit Eltern fehlten, müsse jede Einrichtun­g einen Weg finden, um den Austausch mit den Eltern aufrechtzu­erhalten. „Ich muss meine Mitarbeite­r loben: Sie gehen sehr behutsam mit dem Thema Corona und mit den Ängsten der Eltern um“, so Riquartz. „Dass jemand Stimmung macht, habe ich noch nicht gehört.“

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