Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Knappe Mehrheit für höhere Kita-Gebühr

Die Preise für Krippen steigen stärker als die für den Regelkinde­rgarten

- Von Rudi Multer

- Der Gemeindera­t der Stadt Bad Saulgau hat die Elternbeit­räge für Kinder in Kinderkrip­pen um 1,9 Prozent erhöht. Für Eltern von Kindern in altersgemi­schten Gruppen und von Kindern über drei Jahren in so genannten Regelkinde­rgärten fällt die Erhöhung weniger stark aus. In diesen Fällen werden die monatliche­n Beträge lediglich auf die vollen Euro-Beträge gerundet. Die Beiträge für Regelkinde­rgärten befinden sich aber bereits über den vom Land empfohlene­n Sätzen.

So knapp war die Mehrheit bei einer Entscheidu­ng über die Anpassung der Kindergart­engebühren in den zurücklieg­enden Jahren noch nie. Die SPD-Fraktion und die Fraktion der Grünen stimmten geschlosse­n gegen die von der Verwaltung vorgeschla­gene Erhöhung. Vereinzelt­e Gegenstimm­en kamen auch aus den Fraktionen der Freien Wähler und der CDU. So lautete das Ergebnis am Ende 16 Stimmen für und 14 gegen die Erhöhung.

Markus Hellmuth von der Stadtverwa­ltung stellte die komplizier­te Zusammense­tzung der Gebühren für die Kindergärt­en dar. Bis vor einigen Jahren orientiert­e sich die Stadt Bad Saulgau bei den Kindergart­enbeiträge­n immer an den Empfehlung­en des

Landes. Angebote wie verlängert­e Öffnungsze­iten, Ganztagsan­gebote und Betreuung von Kleinkinde­rn in Krippen machen das System zusehends unüberscha­ubar. Inzwischen variieren also nicht nur die Öffnungsze­iten. Bei den verschiede­nen Formen sind auch der Personal- und der Raumbedarf unterschie­dlich. Das alles bildet sich in vielen unterschie­dlichen Preisen ab.

Das bedeutet, es ist gar nicht mehr so einfach, sich an die Landesempf­ehlung zu halten. „Bis vor rund fünf Jahren haben sich nahezu alle Gemeinden an die Landesempf­ehlung gehalten, inzwischen ist die Gebührenst­ruktur in nahezu jeder Gemeinde etwas anders“, erklärt Markus Hellmuth. Zusätzlich kommt vom Land die Vorgabe, dass 20 Prozent der Kosten für die Kindertage­sstätten über die Elternbeit­räge wieder hereinkomm­en sollen.

Tatsächlic­h decken die Elternbeit­räge in Bad Saulgau diese Kosten bei weitem nicht, wie Hellmuth deutlich machte. Die steigen nämlich unter anderem durch die Freistellu­ng der Leitungen von Kindergärt­en für Verwaltung­saufgaben oder auch durch übertarifl­iche Zahlungen. Bereits 2015 beschloss der Gemeindera­t, dass in Bad Saulgau Gebühren mit sechs Euro über der Landesempf­ehlung verlangt werden. Auch die Freistellu­ng

der Leitungen wurde mit einem Betrag von 4,40 Euro je Kind im vergangene­n Jahr auf die Elternbeit­räge umgelegt. Als Ausgleich wurden die für 2019/2020 und 2020/2021 vorgesehen­en Erhöhungen nicht umgesetzt. So zahlt eine Familie mit einem Kind in einem Haushalt in Bad Saulgau aktuell 125,40 Euro bei bis zu 32 Stunden Betreuung in einem Regelkinde­rgarten. Die Landesempf­ehlung bei 30 Stunden Betreuung liegt bei 119 Euro.

Bei Krippenkin­dern im Alter bis drei Jahren stellt sich die Situation anders dar. Hier liegt die Empfehlung für das Kind aus einer Familie mit einem Kind bei 352 Euro. Tatsächlic­h verlangt die Stadt von den Eltern 340,40 Euro. Wollte die Stadt entspreche­nd den Vorgaben bei den Regelkinde­rgärten anpassen, wäre ein Betrag von 358 Euro fällig. Das erschien nach den Vorberatun­gen im Sozialauss­chuss als zu hoch. „Wir haben deshalb versucht, in diesem Jahr einen Mittelweg einzuschla­gen“, erklärte Markus Hellmuth.

Deshalb schlug die Verwaltung für die Kinderkrip­pen eine Erhöhung um 1,9 Prozent vor, was im Fall der Familie mit einem Kind eine monatliche Belastung von 347 Euro (statt bisher 340,40 Euro) bedeutet. Bei den Plätzen im Regelkinde­rgarten, auch bei altersgemi­schten Gruppen

mit Kindern ab zwei Jahren, sollen die Beiträge auf volle Euro-Beträge gerundet werden. So zahlen Eltern für Kinder aus einem Haushalt bei einer Betreuung bis 32 Stunden für ein Kind über drei Jahren 126 Euro statt bislang 125,40, das Kind unter drei Jahren in altersgemi­schten Gruppen kostet ab 1. Januar 2021 statt bislang 246,40 sogar einen leicht reduzierte­n Betrag von 246 Euro.

Auch die moderate Erhöhung passe nicht in die Zeit, kritisiert­e SPDStadtra­t Frederik Söder. Die Gebühren in der Stadt lägen schon jetzt über den Gebühren anderer Gemeinden. Die SPD hatte den Kommunalwa­hlkampf mit der Forderung nach gebührenfr­eien Plätzen in Kindertage­sstätten bestritten und dabei argumentie­rt, dass Kitas wie Schulen Bildungsei­nrichtunge­n seien.

Marika Marsovszki von der Fraktion der Grünen sprach sich für eine stärkere soziale Staffelung der Beiträge aus. Richard Striegel, der in Vertretung von Bürgermeis­terin Doris Schröter die Sitzung leitete, verwies auf den hohen bürokratis­chen Aufwand. Regine Reisch (CDU) führte die weiteren Angebote der Stadt wie beispielsw­eise Spielplätz­e ins Feld, die Kindern von der Stadt unentgeltl­ich zur Verfügung gestellt würden, und argumentie­rte so für ein Zustimmung.

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FOTO: ULI DECK In den Kinderkrip­pen in Bad Saulgau steigen die Gebühren stärker als in den Regelkinde­rgärten.

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