Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Wetterwarte Süd expandiert
Rekord bei Besucherzahlen: 50 Millionen Aufrufe der Internetseite der Wetterwarte
- 52 Jahre ist es inzwischen her, dass Roland Roth in Bad Schussenried die Wetterwarte Süd gegründet hat. Niemals hätte er sich damals träumen lassen, dass es die Wetterwarte so lange geben würde – und dass sie sich im Jahr 2020 so großer Beliebtheit erfreut. Diese Woche gibt es einen neuen Rekord zu vermelden. Mehr als 50 Millionen Menschen haben seit der Gründung die Internetseite aufgerufen, um zu erfahren, wie das Wetter im Süden Deutschlands wird.
Zudem gab Roth bekannt, dass die Wetterwarte Süd nun endgültig in Bad Schussenried bleibt. Eine Zeit lang gab es Überlegungen, den Standort in eine größere Stadt zu verlegen. „Das hätte den klaren Vorteil, dass wir dort eine andere Infrastruktur vor Ort hätten und in einer größeren Stadt uns ein größeres Netzwerk zur Verfügung stünde“, erklärt Roth. Doch da er und seine Familie in Bad Schussenried wohnen und er immer noch jeden Tag viele Stunden für die Wetterwarte Süd arbeite, sei die Entscheidung nun gefallen.
Die Zentrale soll in den kommenden Jahren um- und ausgebaut werden. Geplant sind auch ein kleines Rundfunk- und Fernsehstudio sowie eine Windkraftanlage und eine Beobachtungsplattform, die den freien Blick nach Südwesten zu gewährleistet, um aufziehende Gewitter- und Wetterfronten verfolgen zu können. Damit könnten die Warnungen künftig direkt von Bad Schussenried aus erstellt und an die Medien und Entscheidungsträger weitergegeben werden.
Und noch eine weitere gute Nachricht gibt es: Zum Jahreswechsel wird die Wetterwarte Süd aller Voraussicht nach die 100. Wetterstation in ihrem Messnetz online stellen. Wo diese sich befinden wird, ist noch offen. Geplant sind im Moment weitere Wetterstationen in Immendingen, Ravensburg-Weißenau und Biesingen.
Das Prozedere ist dabei immer gleich: Eine Privatperson oder Kommune bekundet ihr Interesse an einer eigenen Wetterstation bei der Wetterwarte Süd. „Seit der Klimwandel immer sichtbarer wird, erleben wir einen regelrechten Boom“, berichtet Roth. „Vor allem, wenn es zu Unwettern kommt, ist eine Wetterstation Gold wert, denn dann können die Kommunen und die Betroffenen gegenüber den Versicherungen genau belegen, wann es gestürmt hat und wann wie viel Regen gefallen ist“, erläutert er. Werde eine Anfrage gestellt, mache er den ersten Kontakt vor Ort und entscheide, wo die Station am besten aufgestellt werde. Danach stelle er den Kontakt zwischen dem Betreiber und einem Techniker her, der die Wetterstation vor Ort aufbaue. Der Betreiber muss dann dafür sorgen, dass die Station ans Netz kommt.
Mit den zusätzlich rund 130 Niederschlagsstationen unterhält die Wetterwarte Süd in ihrem Verbreitungsgebiet, das vor allem die südliche Hälfte Baden-Württembergs aber auch Teile Bayerns umfasst, inzwischen nach eigenen Angaben das weltweit engmaschigste Messnetz. Das Team wurde deshalb in den vergangenen Monaten in einigen Bereichen tatkräftig verstärkt. Ein zweiter technischer Leiter hat seine Arbeit aufgenommen. „Unsere Kerntruppe umfasst inzwischen zwei Dutzend Personen und mit den Stationsbetreibern sind wir mehr als 250 Personen, die sich alle leidenschaftlich für das Wetter engagieren“, fasst der Leiter zusammen. Dass das Wetter die Menschen sehr interessiert, zeigt sich auch daran, dass die Vortragsreihen bis 2024 ausgebucht sind. Bis zu 700 000 Besucher gebe es im Monat und maximal 60 000 am Tag. „Dabei die Rückmeldung von den Menschen zu erhalten, wie wichtig unsere Arbeit für sie ist und wie sehr sie das Wetter in der Region interessiert, motiviert uns alle, weiterzumachen“, so Roth.
Die hohen Besucherzahlen der Internetseiten seien nicht sein Erfolg, sondern der des gesamten Teams. Und da er mittlerweile 66 Jahre alt sei, halte er auch schon nach einem Nachfolger Ausschau. Denn die Wetterwarte Süd soll es auch noch weitere 50 Jahre geben.
Übrigens: Die Wetterwarte Süd ist neben Facebook seit einigen Wochen nun auch auf Instagram präsent.