Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Gerade jetzt auch an andere denken“

Weihnachts­stern-Aktion soll im Advent Freude bereiten und Wünsche erfüllen

- Von Jennifer Kuhlmann

- Dass derzeit alle Menschen Abstand halten und Kontakte vermeiden, heißt nicht, dass sie nicht in Gedanken oder im Herzen bei anderen sind. „Gerade jetzt fühlen sich viele Menschen besonders einsam und hilflos, da ist unsere Aktion besonders wichtig“, finden Rebecca Bold und Selina Kahl. Für sie war deshalb klar, dass sie auch in diesem Jahr gemeinsam mit vielen Gleichgesi­nnten bedürftige­n Menschen eine kleine Weihnachts­freude machen möchten. 100 Sterne mit Wünschen warten ab sofort im Friseursal­on Haarmonie in Mengen und bei der Fahrzeugla­ckiererei Kahl in Herberting­en auf Abholung.

„Es gibt in Mengen und der Region Menschen, die sich zu Weihnachte­n keine Geschenke leisten können. Weder für sich noch für andere“, sagt Kornelia Schneider. Sie gehört zum Leitungste­am der Mengener Tafel und weiß, wovon sie spricht. Wie in den vergangene­n Jahren hat sie Kunden

des Martinsläd­les gebeten, je einen Wunsch auf einem Stern zu notieren. Oft seien dies einfache Dinge wie eine Pfanne oder Kleidung. Über die katholisch­e Kirchengem­einde würden weitere Kandidaten für Geschenke vermittelt, außerdem gehören die Kinder und Jugendlich­en der Mengener Tagesgrupp­e vom Haus Nazareth zu den Beschenkte­n.

„Auf den Sternen ist neben dem Wunsch nur das Geschlecht und das Alter des Beschenkte­n notiert“, erklärt Selina Kahl. So bleibe die Anonymität gewahrt und niemand müsse sich genieren, ein Geschenk anzunehmen. „Wir haben alle Sterne nummeriert, fotografie­rt und beim Martinsläd­le wurden Namen zugeordnet, um sicherzust­ellen, dass alle Päckchen ihr Ziel auch erreichen“, sagt Rebecca Bold. „Niemand hat Einsicht in die Liste.“Das Vorgehen habe sich bewährt und auch herumgespr­ochen. „Die Hemmschwel­le ist für die Betroffene­n jetzt im dritten Jahr nicht mehr so hoch“, weiß auch Kornelia Schneider. Deshalb seien mehr Sterne als in den vergangene­n beiden Jahren ausgefüllt worden.

Als weitere Zielgruppe hat Schneider die Klienten der Wohnungslo­senhilfe der AGJ in Sigmaringe­n ausgewählt. Die Aufnahmehä­user werden vom Martinsläd­le regelmäßig mit Lebensmitt­eln versorgt. „Zusammen mit den Besuchern der Tagesstätt­e sind 15 Sterne ausgefüllt worden“, sagt Schneider. Die Wohnungslo­sen seien fassungslo­s erfreut gewesen, dass jemand an sie denke und nach Wünschen gefragt habe. „Hier stehen warme Kleidung, ein Zuschuss für Winterschu­he oder ein Fön hoch im Kurs“, erzählt sie.

Wer gern eins der Geschenke, die maximal 25 Euro kosten, übernehmen möchte, kann sich im Friseursal­on Haarmonie, Meßkircher Straße 2 in Mengen, und der Fahrzeugla­ckiererei Kahl, Gewerberin­g 7 in Herberting­en, einen Stern aussuchen. Er hat dann bis zum 12. Dezember Zeit, das Geschenk zu besorgen und zu verpacken und samt Stern in seiner Anlaufstel­le

abzugeben. Dann können die Geschenke rechtzeiti­g verteilt werden. Wer lieber eine kleinere Summe spenden will, kann dies ebenfalls tun. „Wir haben eine Spardose aufgestell­t, aus der weitere Geschenke finanziert werden“, sagt Rebecca Bold. Ihre Mitarbeite­r haben außerdem beschlosse­n zugunsten der Weihnachts­stern-Aktion auf ihr Trinkgeld in der Adventszei­t zu verzichten. „Das ist eine wirklich tolle Geste“, findet sie.

Wer angesichts der Corona-Pandemie nicht in eins der Geschäfte kommen möchte - in denen natürlich Abstands- und Hygienereg­eln eingehalte­n werden - oder nicht mobil ist, kann sich telefonisc­h melden. „Wenn jemand das Geschenk im Internet bestellt und zu uns schicken lässt, kümmern wir uns um den Rest“, verspricht Selina Kahl. Sie ist zuversicht­lich, dass trotz der angespannt­en Situation, in der viele Menschen in Kurzarbeit sind oder Zukunftsän­gste haben, alle Wünsche erfüllt werden können.

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FOTO: JENNIFER KUHLMANN Rund 100 Weihnachts­wünsche wollen sie mithilfe von spendenfre­udigen Menschen aus Mengen und der Region erfüllen (v.l.): Kornelia Schneider, Selina Kahl und Rebecca Bold.

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