Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Gerade jetzt auch an andere denken“
Weihnachtsstern-Aktion soll im Advent Freude bereiten und Wünsche erfüllen
- Dass derzeit alle Menschen Abstand halten und Kontakte vermeiden, heißt nicht, dass sie nicht in Gedanken oder im Herzen bei anderen sind. „Gerade jetzt fühlen sich viele Menschen besonders einsam und hilflos, da ist unsere Aktion besonders wichtig“, finden Rebecca Bold und Selina Kahl. Für sie war deshalb klar, dass sie auch in diesem Jahr gemeinsam mit vielen Gleichgesinnten bedürftigen Menschen eine kleine Weihnachtsfreude machen möchten. 100 Sterne mit Wünschen warten ab sofort im Friseursalon Haarmonie in Mengen und bei der Fahrzeuglackiererei Kahl in Herbertingen auf Abholung.
„Es gibt in Mengen und der Region Menschen, die sich zu Weihnachten keine Geschenke leisten können. Weder für sich noch für andere“, sagt Kornelia Schneider. Sie gehört zum Leitungsteam der Mengener Tafel und weiß, wovon sie spricht. Wie in den vergangenen Jahren hat sie Kunden
des Martinslädles gebeten, je einen Wunsch auf einem Stern zu notieren. Oft seien dies einfache Dinge wie eine Pfanne oder Kleidung. Über die katholische Kirchengemeinde würden weitere Kandidaten für Geschenke vermittelt, außerdem gehören die Kinder und Jugendlichen der Mengener Tagesgruppe vom Haus Nazareth zu den Beschenkten.
„Auf den Sternen ist neben dem Wunsch nur das Geschlecht und das Alter des Beschenkten notiert“, erklärt Selina Kahl. So bleibe die Anonymität gewahrt und niemand müsse sich genieren, ein Geschenk anzunehmen. „Wir haben alle Sterne nummeriert, fotografiert und beim Martinslädle wurden Namen zugeordnet, um sicherzustellen, dass alle Päckchen ihr Ziel auch erreichen“, sagt Rebecca Bold. „Niemand hat Einsicht in die Liste.“Das Vorgehen habe sich bewährt und auch herumgesprochen. „Die Hemmschwelle ist für die Betroffenen jetzt im dritten Jahr nicht mehr so hoch“, weiß auch Kornelia Schneider. Deshalb seien mehr Sterne als in den vergangenen beiden Jahren ausgefüllt worden.
Als weitere Zielgruppe hat Schneider die Klienten der Wohnungslosenhilfe der AGJ in Sigmaringen ausgewählt. Die Aufnahmehäuser werden vom Martinslädle regelmäßig mit Lebensmitteln versorgt. „Zusammen mit den Besuchern der Tagesstätte sind 15 Sterne ausgefüllt worden“, sagt Schneider. Die Wohnungslosen seien fassungslos erfreut gewesen, dass jemand an sie denke und nach Wünschen gefragt habe. „Hier stehen warme Kleidung, ein Zuschuss für Winterschuhe oder ein Fön hoch im Kurs“, erzählt sie.
Wer gern eins der Geschenke, die maximal 25 Euro kosten, übernehmen möchte, kann sich im Friseursalon Haarmonie, Meßkircher Straße 2 in Mengen, und der Fahrzeuglackiererei Kahl, Gewerbering 7 in Herbertingen, einen Stern aussuchen. Er hat dann bis zum 12. Dezember Zeit, das Geschenk zu besorgen und zu verpacken und samt Stern in seiner Anlaufstelle
abzugeben. Dann können die Geschenke rechtzeitig verteilt werden. Wer lieber eine kleinere Summe spenden will, kann dies ebenfalls tun. „Wir haben eine Spardose aufgestellt, aus der weitere Geschenke finanziert werden“, sagt Rebecca Bold. Ihre Mitarbeiter haben außerdem beschlossen zugunsten der Weihnachtsstern-Aktion auf ihr Trinkgeld in der Adventszeit zu verzichten. „Das ist eine wirklich tolle Geste“, findet sie.
Wer angesichts der Corona-Pandemie nicht in eins der Geschäfte kommen möchte - in denen natürlich Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden - oder nicht mobil ist, kann sich telefonisch melden. „Wenn jemand das Geschenk im Internet bestellt und zu uns schicken lässt, kümmern wir uns um den Rest“, verspricht Selina Kahl. Sie ist zuversichtlich, dass trotz der angespannten Situation, in der viele Menschen in Kurzarbeit sind oder Zukunftsängste haben, alle Wünsche erfüllt werden können.