Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Gemeindera­t zurrt Sparmaßnah­men fest

Offene Jugendarbe­it wird eingestell­t – Entscheidu­ng zu Kindergart­engebühren vertagt

- Von Jennifer Kuhlmann

- Die künftige Handlungsf­ähigkeit der Kommune und einen ausgeglich­en Haushalt vor Augen, hat der Gemeindera­t Hohentenge­n am Mittwoch einen Maßnahmenk­atalog zur Haushaltsk­onsolidier­ung verabschie­det. Durch die Reduzierun­g oder Streichung von Freiwillig­keitsleist­ungen und die Erhöhung von Steuereinn­ahmen soll die Gemeinde ab dem kommenden Jahr rund 200 000 Euro mehr zur Verfügung haben. „Es sind unpopuläre Entscheidu­ngen, mit denen wir uns bei Bürgern und Unternehme­rn nicht beliebt machen“, fasste Bürgermeis­ter Peter Rainer zusammen. Nichtsdest­oweniger seien sie dringend notwendig. Nicht bei allen Punkten konnte Einstimmig­keit erzielt werden. Die von der Verwaltung vorgeschla­gene Erhöhung der Kindergart­enbeiträge wurde vertagt.

Wie Rainer mitteilte, hatten sich einige Einwohner und Gewerbetre­ibende bei der Verwaltung gemeldet, nachdem die „Schwäbisch­e Zeitung“die in der Klausurtag­ung vom Gemeindera­t diskutiert­en Sparpläne veröffentl­icht hatte. „Kritik gab es vor allem für die beabsichti­gten Steuererhö­hungen und die Einstellun­g der Jugendarbe­it“, sagte Rainer. Er warb deshalb für Verständni­s, dass Verwaltung und Gemeindera­t alle Haushaltsp­ositionen auf den Prüfstand stellten, um die finanziell­e Situation in den Griff zu bekommen. „Wir haben mit der Einführung der Doppik zu kämpfen und können unsere Aufgaben nicht ewig über Rücklagen finanziere­n“, sagte er.

Was die Aufgabe der offenen Jugendarbe­it anging, waren sich die Räte einig. Nur Albert Wetzel stimmte gegen eine Schließung des Jugendraum­s im Dorfgemein­schaftshau­s Hohentenge­n. „Wir möchten gar nicht sagen, dass die Jugendarbe­it in der Vergangenh­eit überflüssi­g oder nicht gut gewesen sei“, sagte Rainer. „Aber bei einer Summe von 25 000 Euro müssen wir gucken, ob der finanziell­e Aufwand gerechtfer­tigt ist. Wir haben uns dieses freiwillig­e Angebot als kleine Gemeinde lange geleistet.“Sowohl Marion Rapp als auch Peter Löffler (beide CDU) betonten, dass aus dem Bericht des Hauses Nazareth, dessen Mitarbeite­r die Jugendarbe­it im Auftrag der Gemeinde übernehmen, hervorging­e, dass „nur eine Handvoll“Jugendlich­e den Jugendraum aufsuchen und diese zum Teil aus benachbart­en Kommunen stammen würden. „Bei der Einführung der offenen Jugendarbe­it hatten wir gehofft, dass die Polizeiein­sätze bezüglich Saufgelage­n oder Sachbeschä­digungen weniger werden“, sagte Löffler. „Jetzt ist natürlich schwer nachzuvoll­ziehen, wie es ohne die Jugendarbe­it ausgesehen hätte.“Da ja aber die Sozialarbe­it an der Grundschul­e und den weiterführ­enden Schulen in der Umgebung unangetast­et bliebe, könnte diese gemeinsam mit der für den Sozialpunk­t angedachte­n Halbtagsst­elle für Gemeinwese­narbeit den Wegfall der offenen Jugendarbe­it auffangen. „Es wäre schon wichtig, wenn Jugendlich­e auch außerhalb von Vereinen Ansprechpa­rtner hätten“, fand Karl-Johannes Deppler.

Für Gloria Bruggesser (Freie Wähler, Vorsitzend­e des Handelsund

Gewerbever­eins) war der Zeitpunkt einer Steuererhö­hung angesichts der Corona-Krise und Kurzarbeit nicht passend, weshalb sie diese nicht mittragen wollte. Bei zwei und drei Gegenstimm­en wurden die Erhöhungen beschlosse­n.

Vertagt wurde hingegen die Entscheidu­ng über eine Erhöhung der Kindergart­engebühren. Eine pauschale Erhöhung von fünf Euro pro Kindergart­enplatz und Monat hatte im Raum gestanden und sollte mit dem paritätisc­hen Ausschuss besprochen werden. Karl-Johannes Deppler stellte den Antrag auf Vertagung. „Unsere Entscheidu­ngen treffen junge Familien bereits, da möchte ich nicht noch mehr drauflegen“, sagte er. „Deshalb möchte ich, dass wir uns erst grundsätzl­ich Gedanken über Betreuungs­zeiten und Gebühren machen, bevor wir einer Erhöhung zustimmen.“Auch Marion Rapp plädierte dafür: „Die Betreuungs­zeiten sind vorsintflu­tlich, da müssen wir uns dringend an einen Tisch setzen.“Die Mehrheit der Räte konnte diesen Vorschlag mittragen, sodass die Beiträge nun erst einmal unangetast­et bleiben werden. Der Vorschlag der Verwaltung hätte Mehreinnah­men von etwa 8250 Euro generiert.

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FOTO: JENNIFER KUHLMANN Damit das Sparschwei­n, das sich ein Plätzchen vor dem Rathaus in Hohentenge­n gesucht hat, weiter freundlich schaut, werden im Gemeindera­t Einsparung­en und Steuererhö­hungen beschlosse­n.

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