Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Wintertheater auf der digitalen Bühne
Die Zahl der Zuschauer bleibt begrenzt – Sie können auch bei den Proben dabei sein
(sz) - Das Wintertheater Überlingen findet trotz Corona statt, nur eben digital. Das Programm startet am kommenden Wochenende mit dem Stück „Ruhestörung+“.
Bei der digitalen Bühne geht es nicht um das Abfilmen von Theateraufführungen, schreibt die Stadt in einer Pressemitteilung. Die geplanten Stücke werden überarbeitet und komplett neu in Szene gesetzt. Ähnlich wie bei einem Theaterbesuch vor Ort, wird es einen geschlossenen Zuschauerraum mit kleiner Zuschauerzahl geben. In einem digitalen Warteraum werden die Besucher persönlich empfangen und in ein digitales Foyer zu den anderen Gästen geleitet. Erst kurz vor Beginn der Aufführung betreten die Zuschauer den Theatersaal und können während der Inszenierung von zu Hause aus mit den Schauspielern interagieren. Im Rahmen der Kulturförderung der Stadt Überlingen wird das Wintertheater mit 10 000 Euro bezuschusst.
Um das Geschehen auf der digitalen Bühne zu verfolgen, benötigen die Zuschauer nur einen Computer mit Internetanschluss. Die Stücke werden live gespielt. „Keine Aufführung gleicht der anderen. Wie im richtigen Leben und im realen Wintertheater, das auf diese Weise nun doch noch stattfinden kann“, teilt das Theater mit.
„Eine Fortsetzung unseres Spielbetriebs mit Präsenzveranstaltungen im geschlossenen Raum – das ist bis mindestens April 2021 für uns nicht planbar“, wird Oliver Nolte zititert. „Daran ändert auch ein potenzieller Impfstoff nichts.“Eine Idee musste her und die trägt er schon länger mit sich herum. Die Grenzen des Raumes aufheben, ohne die Nähe zu verlieren: Mit dem digitalen Theatersaal hat Nolte ein Konzept entwickelt, in dem dies gelingen soll. Über die Webseite www.noltesdigitalebuehne.de kann der Besucher in eine Welt eintauchen, die den Zauber des Theaters mit der Möglichkeit des Diskurses verbindet. Die Zahl der Zuschauer bleibt auf maximal 60 begrenzt. Die Inszenierungen werden überdacht und angepasst.
Mit „Ruhestörung+“startet das Wintertheater Überlingen am Freitag und Samstag, 27. und 28. November. Oliver Nolte spielt Eugen Ruges Monolog in neuer, digitaler Inszenierung mit philosophischem Nachgespräch und Diskussion mit den Zuschauern. Beginn ist um 20 Uhr, der Eintritt kostet 25 Euro.
Dass Kommunikation gerade jetzt wichtig und vor allem möglich ist, dafür steht laut Pressetext auch der neue Lyrikabend von Birgit Nolte: „Shared Reading“. Die Gedichte werden vorab den Besuchern mitgeteilt, sodass sie schon mal reinlesen und sich damit beschäftigen können. Im Anschluss an die Rezitation erläutert die Diplom-Sprecherin und Sprecherzieherin, wie sie sich inhaltlich einem Gedicht nähert und wie darstellerisch – als Schauspielerin und Sprecherin. Danach gibt es Raum zur Diskussion. Erster Termin ist am Samstag, 5. Dezember, 20 Uhr. Eintritt: 20 Euro.
Im Januar wird Wolfgang Haug, Verleger, Lektor, Übersetzer und Herausgeber, seine gerade veröffentlichte Biografie über den Schriftsteller Theodor Plievier vorstellen. Für Februar und März sind zwei Termine mit Oliver Nolte und dem Philosophieprofessor Julian Nida-Rümelin, der sich aus München zuschaltet, geplant. Die Veranstaltung schließt damit an das Wintertheater 2019 an und steht unter dem gleichen Thema: „Einstimmig – Frieden und Freiheit gibt es nur miteinander“. Und auch Oliver Noltes „Kontrabass“wird im März wieder zu sehen sein.
Auf Theater im Gunzoweg wollen
Noltes dennoch nicht verzichten, wenn es möglich ist. „Hailix Nächtle“soll wie geplant im Dezember stattfinden. Ab Januar steht Birgit Nolte mit ihrem Musikabend „Billy Holiday – Lady sings the Blues” auf der Bühne. Falls für die Theaterwelt auch im Dezember ein Lockdown gilt, wird die humoristische Einstimmung aufs Fest eventuell im digitalen Raum stattfinden, heißt es in der Pressemitteilung.
Dienstags und donnerstags sind Noltes ab 20 Uhr ebenfalls auf ihrer digitalen Bühne anzutreffen. Bei der öffentlichen Probe können die Zuschauer mit ihnen gemeinsam die neue Technik ausprobieren. Genutzt wird die Videosoftware Zoom. Wer anonym bleiben möchte, kann bei den Aufführungen ohne Namen und Kamera dabei sein.
Den kompletten im Internet:
Spielplan
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