Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Top Flow sammelt Daten für das gute Bier
Gemeinsames Projekt mit Hochschule setzt beim Brauen auf Künstliche Intelligenz
- Das baden-württembergische Wirtschaftsministerium fördert 11,4 Millionen Euro für mehr Künstliche Intelligenz (KI). Die Hochschule Albstadt-Sigmaringen und das Bad Saulgauer IT-Unternehmen Top Flow haben ein Projekt in Gang gesetzt, das die Qualität des Bierbrauens verbessern soll.
Die 44 ausgewählten Innovationsprodukte sollen die Entwicklung von KI-Produkten und KI-Dienstleistungen beschleunigen. Die Projekte decken ein breites Spektrum an Technologien, Branchen und Anwendungsfeldern ab. Die Fördersumme pro Projekt beträgt je nach Umfang des Vorhabens zwischen 110 000 und 420 000 Euro. „Künstliche Intelligenz kann die Wettbewerbsfähigkeit unserer Kernbranchen nachhaltig stärken und gleichzeitig neue Wachstumsfelder erschließen“, sagt Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut.
Doch worum geht es genau beim gemeinsamen Projekt der Hochschule Albstadt-Sigmaringen mit dem IT-Unternehmen Top Flow? Jeder, der sein eigenes Bier braut, möchte früher oder später wissen, wie stark es denn tatsächlich geworden ist. Mit einer Bierspindel oder einem Refraktometer wird die Dichte der Würze gemessen, um später daraus den Alkoholgehalt errechnen zu können. „Die Messwerte weisen aber oft eine Ungenauigkeit auf“, sagt Professor Derk Rembold von der
Hochschule Albstadt-Sigmaringen, der mit seinem Kollegen, Professor Bernd Stauß, für das Projekt zuständig ist. Der Nachteil an der bisherigen Methode? Die für solche Anwendungen handelsüblichen Sensoren müssen für jeden Einsatz neu kalibriert werden, was die Flexibilität in der Verwendung stark einschränkt. Zudem ist der Einsatz von Sensoren mit hohen Investitionskosten verbunden.
Das war der Ansatzpunkt und damit auch der Projektstart für die Hochschule und Top Flow, dessen Geschäftsführer Johannes Bleicher von der Hochschule kontaktiert worden war, um seine Kompetenz in das Projekt einfließen zu lassen. Top Flow ist ein Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen, das sich auf die Einführung, Optimierung und Individualisierung von Software aus dem Hause SAP spezialisiert. „Unser Ziel ist die Entwicklung von flexiblen Sensoren, um mit Künstlicher Intelligenz in den Prozessablauf einzugreifen“, ergänzt Derk Rembold. Die Aufgabe von Top Flow ist es, über einen längeren Zeitraum möglichst viele Daten einzuspeisen. Daten, die Aufschluss über die Temperatur, den Strom, den Druck geben sollen – und über Malz, wie alt es ist, wie feucht es ist.
„Top Flow stößt den Prozess an und macht Berechnungen“, ergänzt Rembold. Einfach ausgedrückt geht es darum, dem Bierbrauer anhand der Daten zu sagen, was beim Gären des Biers zu tun ist, welcher Würzegehalt richtig, welches Mischverhältnis geeignet ist.
„Wir versprechen uns davon eine gleichbleibende Qualität“, ergänzt Dembold. Top Flow garniert quasi das Rezept für die Brauereien. Die gleichbleibende Qualität soll ein Ergebnis des Projekts sein, das andere ist die Zeitersparnis. „Wir sind aber erst am Anfang des Projekts“, sagt Derk Rembold. Bis zum Ende des Jahres 2021 soll es dann abgeschlossen sein.