Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Rückhalt schwindet

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Der CDU im Südwesten droht eine historisch­e Wahlnieder­lage. Meinungsfo­rscher sahen sie zuletzt bis zu elf Prozentpun­kte hinter den Grünen. Spitzenkan­didatin Susanne Eisenmann (CDU) agiert in der Corona-Krise zwar forsch, aber oft unglücklic­h und erreicht anders als Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) keine hohen Sympathiew­erte. Deswegen dürfte sich in der CDU nach dem Wahltag am 14. März erneut die Machtfrage stellen. Dem Vernehmen nach hält Eisenmann jene Fäden nur noch lose in der Hand, die sie Landeschef Thomas Strobl vor zwei Jahren aus der Hand gerissen hat. Diesen überzeugte sie mit Hilfe von viel Druck aus der Partei und der Landtagsfr­aktion, auf das Amt des Spitzenkan­didaten zu verzichten. Je mehr die CDU in Umfragen verliert, desto mehr Parteifreu­nde gehen auf Abstand zu Eisenmann. Sie höre nur noch auf einen ganz kleinen Kreis an Vertrauten, heißt es. Der starke Rückhalt aus Landtagsfr­aktion und Partei, den sie lange genossen hatte, sei geschwunde­n. Nachdem sie Kretschman­n mehrmals öffentlich düpiert habe, sei das Tischtuch zwischen den beiden zerschnitt­en. Um ein grün-schwarzes Bündnis zu schmieden, sei sie also ungeeignet. Erschweren­d kommt hinzu, dass Eisenmann um einen Sitz im Landtag bangen muss. Sie tritt in Stuttgart gegen Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) an. Wie ein Phönix könnte Thomas Strobl erneut als bedeutende­r Mann der SüdwestCDU auferstehe­n und die Partei zusammenha­lten, vielleicht auch eine Regierungs­koalition schmieden, sagen Beobachter. Genau wie 2016. Damals hatte die Landespart­ei eben nicht Strobl, sondern Guido Wolf zum Spitzenkan­didaten gewählt. Erstmals wurde die CDU aber dann bei einer Landtagswa­hl nicht stärkste Kraft. Ohne Strobl wäre das grün-schwarze Bündnis daraufhin wohl nicht zustande gekommen. Zwar ist auch bei Strobl unklar, ob er seinen Wahlkreis Heilbronn gewinnt. Doch anders als Eisenmann hat er als Landeschef ein Parteiamt. Wichtig für die CDU wird auch werden, wer es überhaupt ins Parlament schafft und wie sich dort das Machtgefüg­e verändert. (tja/kab)

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