Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Zu wenig, zu begrenzt
Studie zeigt, was Soforthilfe Selbstständigen gebracht hat
- Die Corona-Hilfen für Selbstständige haben die Wahrscheinlichkeit leicht erhöht, dass die Geschäfte die Krise überleben. Das ist ein Ergebnis der ersten systematischen Untersuchung der CoronaProgramme, durchgeführt vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Die positive Wirkung wäre aber größer ausgefallen, wenn die Unterstützung nicht nur einmalig, sondern monatlich ausgezahlt worden wäre, erklärte DIWÖkonom Alexander Kritikos.
Die Ergebnisse beruhen auf der Befragung von rund 27 000 Soloselbstständigen und Selbstständigen mit maximal neun Beschäftigten im April und Mai 2020. Damals hatte die Bundesregierung ihre sogenannte Soforthilfe ausgelobt, die kleinen Firmen Zuschüsse bis zu 15 000 Euro zur Verfügung stellte. In der Zeit der coronabedingten Geschäftsschließung konnten damit Betriebskosten wie etwa Ladenmiete oder Versicherungen bezahlt werden.
Die Soforthilfe erhöhte die Wahrscheinlichkeit, die Geschäfte durch die Krise zu bringen, antworteten die befragten Selbstständigen in den stark betroffenen Branchen Gastronomie, Beherbergung, Kunst, Kultur und Erholung. Diese subjektive Erfolgseinschätzung sei jedoch geringer ausgefallen als beim Gründungszuschuss, einem anderen Regierungsprogramm, sagte Kritikos. Den
Unterschied erklärte er auch damit, dass die Soforthilfe nur einmalig ausgezahlt wurde, der Gründungszuschuss dagegen monatlich.
Dazu passt, dass die Zukunftsprognosen der Befragten nach der einmaligen Zahlung schnell schlechter wurden. Schon nach wenigen Wochen war der positive Effekt nahezu verpufft. Ein möglicher Grund: Die monatlichen Ausgaben für Fixkosten lagen oft bei mehreren Tausend Euro – die Soforthilfe reichte also nicht lange.
Als Konsequenz empfahl der DIW-Forscher, die Corona-Hilfen für Selbstständige zu verstetigen, anstatt sie nur einmalig zu gewähren. „Der Bund könnte dem Beispiel anderer Länder in Europa folgen und die Finanzämter monatlich anteilig Umsatzverluste der Selbstständigen ersetzen lassen, die diese während der Pandemie erleiden.“
Als weiteres Problem identifizierte Kritikos, dass die Selbstständigen die Bundeszuschüsse nur für ihre Betriebskosten, nicht aber zur Finanzierung ihres Lebensunterhalts verwenden konnten. „Die Wirkung dürfte wohl stärker ausfallen, wäre die Nutzung der Hilfen zur Deckung der Lebenshaltung möglich“gewesen, riet Kritikos. Bei den Novemberund Dezember-Hilfen für geschlossene Geschäfte nahm die Bundesregierung diesen Rat kurzzeitig an. Auch bei der sogenannten Neustarthilfe in diesem Jahr kann ein Teil des Geldes dem Lebensunterhalt dienen.