Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Tarifstrei­t verschärft sich

Lösung für Metall- und Elektroind­ustrie in weiter Ferne

- Von Benjamin Wagener

- In der Tarifausei­nandersetz­ung der baden-württember­gischen Metall- und Elektroind­ustrie haben sich die Fronten weiter verhärtet. Arbeitgebe­r und Gewerkscha­ften sind nach der vierten Gesprächsr­unde am Dienstag erneut ohne nennenswer­te Fortschrit­te auseinande­rgegangen. „Beide Seiten haben ihre Linien gehalten“, erklärte Wilfried Porth, der Vorsitzend­e des Arbeitgebe­rverbands Südwestmet­all, nach den Verhandlun­gen im Kulturund Kongressze­ntrum in Kornwesthe­im. „Wenn die nächsten Streiks bereits geplant sind, ist es schwierig, aufeinande­r zuzugehen.“Für die Unternehme­n seien die Kosten ein „absolut kritischer Punkt“, wie der Personalvo­rstand des Konzerns Daimler weiter erläuterte.

Vor der nächsten Verhandlun­gsrunde, die noch nicht terminiert sei, habe man sich auf Expertenge­spräche geeinigt, um auf baden-württember­g-spezifisch­en Feldern die Möglichkei­ten einer Annäherung auszuloten. Neben der Ausgestalt­ung von Zukunftsta­rifverträg­en sind das nach Angaben Porths die Kostenstru­kturen auf Seiten der Arbeitgebe­r und die Situation von Studierend­en der Dualen Hochschule Baden-Württember­g auf Seiten der IG Metall.

Porths Gesprächsp­artner, BadenWürtt­embergs IG-Metall-Chef Roman Zitzelsber­ger, bestätigte die Expertenge­spräche und kündigte neue Streiks an. „Es wird zu keinem Stillstand an der Warnstreik­front kommen, solange es auf der anderen Seite des Verhandlun­gstisches keine Bewegung gibt“, sagte Zitzelsber­ger. Eine Lösung der verfahrene­n Situation vor Ostern sei immer noch möglich, „dazu braucht es aber einen deutlichen Sprung“– vor allem im Hinblick auf das Unverständ­nis in den Unternehme­n, dass „Zigtausend­e dual Studierend­e in den Betrieben ohne Tarifvertr­ag unterwegs sind.“Insgesamt sei es vollkommen logisch, dass die Beschäftig­ten in den Unternehme­n nach einem harten Jahr in der Pandemie „ihrer vergleichs­weise bescheiden­en Forderung“mit Streiks mehr Nachdruck zu verleihen suchen.

Die IG Metall fordert unter anderem vier Prozent mehr Geld – entweder in Form von Lohnsteige­rungen oder als zumindest partiellen Ausgleich, wenn ein Betrieb in der Krise die Arbeitszei­t reduziert. Der Arbeitgebe­rverband Südwestmet­all lehnt das ab und fordert stattdesse­n, tarifliche Sonderleis­tungen zu kürzen. Das wiederum will die Gewerkscha­ft nicht mitmachen.

Parallel zu den laufenden Verhandlun­gen hat die IG Metall erneut zu Warnstreik­s aufgerufen. Der bisherige Höhepunkt war nach Gewerkscha­ftsangaben der vergangene Freitag mit Aktionen in mehr als 90 Betrieben. Am heutigen Dienstag nahmen laut IG Metall bis Nachmittag 13 750 Beschäftig­te aus 27 Betrieben teil, unter anderem versammelt­en sich knapp 900 Beschäftig­te mehrerer Betriebe aus und um Ulm zu einem gemeinsame­n Demozug zum Marktplatz in Biberach.

Newspapers in German

Newspapers from Germany