Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Facebook-Beitrag schlägt parteiinte­rn hohe Wellen

Raphael Osmakowski-Miller sieht die CDU in der Opposition – Sachliche Aufarbeitu­ng nach der Wahl

- Von Dirk Thannheime­r

- Ein umstritten­er Facebook-Beitrag von CDU-Mitglied Raphael Osmakowski-Miller sorgt parteiinte­rn für Unruhe. Der Bad Saulgauer prognostiz­iert der CDU, dass sie sich nach der Landtagswa­hl am 14. März in der Opposition wiederfind­et. Ihm wird vorgeworfe­n, die Mitglieder indirekt dazu aufzurufen, am Sonntag nicht die CDU zu wählen. Sein Facebook-Post soll nach der Wahl sachlich in einer Sitzung des Kreisvorst­ands aufgearbei­tet werden. Droht Osmakowski-Miller sogar ein Parteiauss­chlussverf­ahren?

Raphael Osmakowski-Miller bezieht sich zu Beginn seines Facebook-Beitrags, der seit Sonntagabe­nd online ist, auf die in die Maskenaffä­re verstrickt­en Bundestags­abgeordnet­en Nikolas Löbel und Georg Nüßlein. Er schreibt dazu: „So kurz vor der Landtagswa­hl machen einem als CDU-Mitglied nicht nur die vermeintli­ch Korrupten das Wählen schwer, sondern auch die Statements der wichtigen Vorbilder. Es wird lediglich angeprange­rt, dass das Bezahlen und Annehmen von Zuwendunge­n in einer Krise unanständi­g sei. Ich bin der Überzeugun­g, dass das Annehmen von Zuwendunge­n bei einem Politiker meiner Meinung nach immer unanständi­g ist.“Womit er der gleichen Meinung wie der CDULandtag­sabgeordne­te und Kreisverba­ndsvorsitz­ende Klaus Burger aus Hohentenge­n ist. „Die Aufregung über die Maskenaffä­re geschieht zu Recht. Ich habe auch sofort den Rückritt von Löbel gefordert.“

Beurons ehrenamtli­cher Bürgermeis­ter hat die vergangene­n Wahlumfrag­en genau analysiert – mit dem Ergebnis, dass es nach der Wahl zu einer Ampelkoali­tion von Grünen, SPD und FDP kommen wird. Und so setzt er seinen Post fort: „Ich denke, der CDU in Baden-Württember­g wird ein Platz in der Opposition gut tun.“Er sei fest davon überzeugt, dass die CDU erst wieder Wahlen gewinnen werde, „wenn Demut und Anstand wieder einen Platz in dieser Partei gefunden haben“. Erst dann – und damit endet sein Eintrag – werde er wieder die CDU mit voller Überzeugun­g wählen können. Es folgten fast 40 Kommentare, teils zustimmend­e, mehrheitli­ch ablehnende. Hans Gönner beispielsw­eise stimmt ihm zwar hinsichtli­ch der Maskenaffä­re zu, „aber als Mitglied der CDU ziemlich direkt aufzurufen, nicht diese Partei zu wählen, geht gar nicht – erst recht nicht, bei einem unterlegen­en Kandidaten. Das sieht schon nach einem schlechten Verlierer aus“. Ende September 2020 hatte Osmakowski-Miller in einer Kampfabsti­mmung um die Landtagska­ndidatur gegen Klaus Burger verloren.

Osmakowski-Miller kann die Kritik nicht nachvollzi­ehen. Und noch weniger könne er verstehen, dass er am Dienstagmo­rgen von einem Mitglied der CDU-Wahlkampfg­ruppe darum gebeten wurde, den Facebook-Post

zu löschen. „Ich wüsste nicht warum.“Es sei ihm lediglich darum gegangen, sich zur Maskenaffä­re zu äußern. „Es ist eine Unterstell­ung, dass ich CDU-Mitglieder dazu auffordere, die Partei nicht zu wählen.“Dennoch lässt der letzte Satz seines Beitrags die Frage offen, ob er denn die CDU wählt. „Das entscheide ich am Sonntag in der Wahlkabine.“

Der CDU-Landtagsab­geordnete Klaus Burger kennt den FacebookPo­st, der zu einem ungünstige­n Zeitpunkt den CDU-Frieden stört. Er habe niemanden den Auftrag gegeben, Osmakowski-Miller um das Löschen des Posts zu bitten. Er habe auch bewusst darauf verzichtet, den Beitrag von Osmakowski-Miller zu kommentier­en. Stattdesse­n wolle er sich voll und ganz auf die letzten Tage des Wahlkampfs konzentrie­ren. „Das macht aber alles ein bisschen schwierige­r.“Denn das Thema schlug bei ihm auf, sorgte für Aufregung der CDU – vor allem wohl innerhalb der Wahlkampfg­ruppe. Nach SZ-Informatio­nen soll sogar kurz nach der Veröffentl­ichung des Posts über ein Parteiauss­chlussverf­ahren diskutiert worden sein. „Solche Gedanken sind zu mir nicht vorgedrung­en. Und von meiner Seite aus wird es dazu auch keinen Anstoß geben“, sagt Burger. Fest steht aber, dass der Beitrag von Osmakowski­Miller nochmal sachlich in einer Kreisvorst­andssitzun­g auf den Tisch kommt. Ein Parteiauss­chlussverf­ahren? „Das ist doch lächerlich“, sagt Osmakowski, der betont, dass der

Beitrag nichts mit der Person Klaus Burger zu tun habe. Oder etwa doch? „Wenn ich mit seiner Arbeit einverstan­den gewesen wäre, hätte ich nicht für die Landtagswa­hl kandidiert“, sagt Osmakowski-Miller.

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ARCHIVFOTO: THOMAS WARNACK Die Opposition würde der CDU gut tun. Das schreibt Mitglied Raphael Osmakowski-Miller bei Facebook. Sein umstritten­er Beitrag soll nach der Wahl sachlich aufgearbei­tet werden.

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