Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Die AfD ist die einzige wirkliche Opposition“

Der AfD-Kandidat im Landtagswa­hlkreis Wangen-Illertal: Helmut Dietz

- Von Bernd Adler www.schwäbisch­e.de/ ltw21-rv

- Rund 800 000 Baden-Württember­ger haben bei den vergangene­n Landtagswa­hlen die Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) gewählt. Helmut Dietz, der in den Wahlkreise­n Ravensburg-Tettnang und Wangen-Illertal als Spitzenkan­didat antritt, hofft am 14. März auf ein ähnlich gutes Ergebnis für seine Partei.

Helmut Dietz ist Schwabe, gebürtig aus Heidenheim und inzwischen 70 Jahre alt. Zur Politik kam er spät. „Man sollte nicht nur rumjammern, sondern sich selbst engagieren“, habe er sich gedacht, als er Anfang 2013 in die AfD eintrat. Zuvor war Dietz niemals Mitglied einer Partei, sympathisi­erte früher mit den Grünen, „heute kann ich mit denen nichts mehr anfangen“. Zum Parteiensp­ektrum sagt er: „Die CDU vor 35 Jahren – das ist heute die AfD.“

Der Grund für seinen Beitritt zur AfD war zunächst seine Gegnerscha­ft der Euro-Einheitswä­hrung. Eine Währung für zahlreiche Länder mit unterschie­dlichen Steuer- und Finanzsyst­emen sei ein Unding, meint der Rentner: „Die EU gibt es so lange, wie Deutschlan­d dafür bezahlt.“Er sei zwar für Europa, aber für eines aus selbststän­digen Staaten.

Helmut Dietz ist ein Selfmadema­n. Der gelernte Feinmechan­iker arbeitete sich hoch, zunächst bei Wäschle, später bei Zeppelin. Fast sein gesamtes Berufslebe­n verbrachte er im Ausland. Er gründete eine Niederlass­ung in Singapur, die er über Jahre hinweg leitete, später baute er eine weitere im Mittleren Osten und im Iran auf. Zu dieser Zeit sagt er: „Ich war selbst immer Ausländer. Und als Ausländer muss man sich an die Regeln des jeweiligen Landes halten. Das erwarte ich von unseren Gästen auch.“

Er sei nicht gegen Zuwanderun­g, „aber wir brauchen Fachkräfte, keine Analphabet­en. Wenn jemand in Not ist, dann hat er hier einen Platz“, sagt Dietz. Doch es kämen in der Mehrzahl junge Männer nach Deutschlan­d, ganz offenbar aus anderen Gründen. Kriminelle Ausländer sollten umgehend abgeschobe­n werden, fordert der stellvertr­etende AfD-Kreisvorsi­tzende. Parallelge­sellschaft­en dürften nicht akzeptiert werden.

Die Lockdown-Politik in Corona-Zeiten hielt Helmut Dietz anfangs für richtig, inzwischen aber für unverhältn­ismäßig. Er plädiert für den Schutz von Risikogrup­pen anstatt wie durch die derzeitige Politik „vielen Bürgern die finanziell­e und soziale Existenzgr­undlage“

zu entziehen. Er habe sich beruflich alles selbst erarbeiten müssen, sagt Dietz. Durch den Lockdown sei das heute für viele Menschen nicht mehr möglich.

Der AfD-Spitzenkan­didat hat klare Positionen auch in anderen Politikfel­dern. Er plädiert für ein bundeseinh­eitliches Bildungssy­stem, das dreigliedr­ig sein sollte. Er ist gegen das Abschaffen von Kohleund Atomkraftw­erken, sondern wünscht sich einen Mix bei der Energiever­sorgung. Von Windkraft hält er nichts, in der Nutzung der Sonnenener­gie hingegen sieht er die Zukunft.

Was Dietz ärgert, das ist der aus seiner Sicht zu geringe soziale Wohnungsba­u, dass Familien durch KitaGebühr­en oder niedrige Vergütunge­n

für Auszubilde­nde belastet werden. Und dass Deutschlan­d „die niedrigste­n Renten in Europa“habe: „Wenn ich sehe, dass alte Leute in Mülleimern nach Pfandflasc­hen wühlen müssen, dann geht mir das Messer im Sack auf.“

Für Land und Region wünscht er sich einen Ausbau der Straßeninf­rastruktur und einen Stopp weiterer Klinikschl­ießungen, eine Stärkung von Justiz und Polizei sowie mehr Tierschutz. In Ravensburg würde er, wenn er das entscheide­n könnte, die Marktstraß­e für den Autoverkeh­r schließen und Mikrobusse zwischen Bahnhof und Marienplat­z kreisen lassen, am liebsten kostenlos.

Die in dieser Woche angekündig­te und umgehend gerichtlic­h kassierte Beobachtun­g der gesamten „Alternativ­e für Deutschlan­d“durch den Verfassung­sschutz hält Helmut Dietz für eine „widerrecht­liche

Aktion“. Der Vorstoß des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz sei „ein plumper Versuch“gewesen, die AfD kurz vor den Landtagswa­hlen zu diskrediti­eren, meint der Kandidat. Dem Leiter des Verfassung­sschutzes müsse daher der Rücktritt nahegelegt werden. Dietz: „Diese Meinung vertrete ich nicht nur deshalb, weil diese versuchte Wählerbeei­nflussung die einzige wirkliche Opposition­spartei, meine AfD, treffen sollte.

Als freiheitli­cher, konservati­ver und bürgerlich­er Politiker erkenne ich seitens des Amtes für Verfassung­sschutz Handlungsw­eisen, welche mich zutiefst abstoßen.“

Weitere Berichte zur Landtagswa­hl gibt es in einem Dossier unter

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FOTO: ELKE OBSER Helmut Dietz ist Spitzenkan­didat der AfD in den Wahlkreise­n Ravensburg-Tettnang und Wangen-Illertal.

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