Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Die AfD ist die einzige wirkliche Opposition“
Der AfD-Kandidat im Landtagswahlkreis Wangen-Illertal: Helmut Dietz
- Rund 800 000 Baden-Württemberger haben bei den vergangenen Landtagswahlen die Alternative für Deutschland (AfD) gewählt. Helmut Dietz, der in den Wahlkreisen Ravensburg-Tettnang und Wangen-Illertal als Spitzenkandidat antritt, hofft am 14. März auf ein ähnlich gutes Ergebnis für seine Partei.
Helmut Dietz ist Schwabe, gebürtig aus Heidenheim und inzwischen 70 Jahre alt. Zur Politik kam er spät. „Man sollte nicht nur rumjammern, sondern sich selbst engagieren“, habe er sich gedacht, als er Anfang 2013 in die AfD eintrat. Zuvor war Dietz niemals Mitglied einer Partei, sympathisierte früher mit den Grünen, „heute kann ich mit denen nichts mehr anfangen“. Zum Parteienspektrum sagt er: „Die CDU vor 35 Jahren – das ist heute die AfD.“
Der Grund für seinen Beitritt zur AfD war zunächst seine Gegnerschaft der Euro-Einheitswährung. Eine Währung für zahlreiche Länder mit unterschiedlichen Steuer- und Finanzsystemen sei ein Unding, meint der Rentner: „Die EU gibt es so lange, wie Deutschland dafür bezahlt.“Er sei zwar für Europa, aber für eines aus selbstständigen Staaten.
Helmut Dietz ist ein Selfmademan. Der gelernte Feinmechaniker arbeitete sich hoch, zunächst bei Wäschle, später bei Zeppelin. Fast sein gesamtes Berufsleben verbrachte er im Ausland. Er gründete eine Niederlassung in Singapur, die er über Jahre hinweg leitete, später baute er eine weitere im Mittleren Osten und im Iran auf. Zu dieser Zeit sagt er: „Ich war selbst immer Ausländer. Und als Ausländer muss man sich an die Regeln des jeweiligen Landes halten. Das erwarte ich von unseren Gästen auch.“
Er sei nicht gegen Zuwanderung, „aber wir brauchen Fachkräfte, keine Analphabeten. Wenn jemand in Not ist, dann hat er hier einen Platz“, sagt Dietz. Doch es kämen in der Mehrzahl junge Männer nach Deutschland, ganz offenbar aus anderen Gründen. Kriminelle Ausländer sollten umgehend abgeschoben werden, fordert der stellvertretende AfD-Kreisvorsitzende. Parallelgesellschaften dürften nicht akzeptiert werden.
Die Lockdown-Politik in Corona-Zeiten hielt Helmut Dietz anfangs für richtig, inzwischen aber für unverhältnismäßig. Er plädiert für den Schutz von Risikogruppen anstatt wie durch die derzeitige Politik „vielen Bürgern die finanzielle und soziale Existenzgrundlage“
zu entziehen. Er habe sich beruflich alles selbst erarbeiten müssen, sagt Dietz. Durch den Lockdown sei das heute für viele Menschen nicht mehr möglich.
Der AfD-Spitzenkandidat hat klare Positionen auch in anderen Politikfeldern. Er plädiert für ein bundeseinheitliches Bildungssystem, das dreigliedrig sein sollte. Er ist gegen das Abschaffen von Kohleund Atomkraftwerken, sondern wünscht sich einen Mix bei der Energieversorgung. Von Windkraft hält er nichts, in der Nutzung der Sonnenenergie hingegen sieht er die Zukunft.
Was Dietz ärgert, das ist der aus seiner Sicht zu geringe soziale Wohnungsbau, dass Familien durch KitaGebühren oder niedrige Vergütungen
für Auszubildende belastet werden. Und dass Deutschland „die niedrigsten Renten in Europa“habe: „Wenn ich sehe, dass alte Leute in Mülleimern nach Pfandflaschen wühlen müssen, dann geht mir das Messer im Sack auf.“
Für Land und Region wünscht er sich einen Ausbau der Straßeninfrastruktur und einen Stopp weiterer Klinikschließungen, eine Stärkung von Justiz und Polizei sowie mehr Tierschutz. In Ravensburg würde er, wenn er das entscheiden könnte, die Marktstraße für den Autoverkehr schließen und Mikrobusse zwischen Bahnhof und Marienplatz kreisen lassen, am liebsten kostenlos.
Die in dieser Woche angekündigte und umgehend gerichtlich kassierte Beobachtung der gesamten „Alternative für Deutschland“durch den Verfassungsschutz hält Helmut Dietz für eine „widerrechtliche
Aktion“. Der Vorstoß des Bundesamtes für Verfassungsschutz sei „ein plumper Versuch“gewesen, die AfD kurz vor den Landtagswahlen zu diskreditieren, meint der Kandidat. Dem Leiter des Verfassungsschutzes müsse daher der Rücktritt nahegelegt werden. Dietz: „Diese Meinung vertrete ich nicht nur deshalb, weil diese versuchte Wählerbeeinflussung die einzige wirkliche Oppositionspartei, meine AfD, treffen sollte.
Als freiheitlicher, konservativer und bürgerlicher Politiker erkenne ich seitens des Amtes für Verfassungsschutz Handlungsweisen, welche mich zutiefst abstoßen.“
Weitere Berichte zur Landtagswahl gibt es in einem Dossier unter