Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Biberbahn soll ab Juli Touristen befördern
An Sonn- und Feiertagen fährt der Zug dreimal täglich zwischen Stockach und Mengen
- Schon im Juli soll auf der Strecke der Ablachtalbahn zwischen Mengen und Stockach an Sonn- und Feiertagen dreimal täglich ein Personenzug fahren. Das haben die verantwortlichen Streckenbetreiber der Kommunen Meßkirch und Sauldorf sowie Vertreter des Fördervereins Ablachtalbahn bei einem Pressetermin am Montag verkündet. Einen Namen gibt es auch schon: Biberbahn soll der Zug heißen und Touristen die Region entlang der Gleise erschließen.
Die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs sind gerade dabei, am Meßkircher Bahnhof einen provisorischen Bahnsteig zu erstellen. „Ein bisschen Beton, ein bisschen Schotter - wir machen das jetzt schnell und unkompliziert, damit der erste Freizeitbetrieb im Sommer losgehen kann“, sagt Meßkirchs Bürgermeister Arne Zwick. Ähnlich pragmatisch will auch sein Amtskollege Wolfgang Sigrist in Sauldorf vorgehen. „Für endgültigere Baumaßnahmen mit Beleuchtungskonzept wird ein Plan erstellt, mit dem wir dann auch Förderanträge stellen werden“, sagt er.
Laut Zwick liegen die Beteiligten ganz gut in der Zeit. „Es hat mehrere Einsätze zur Vegetationspflege entlang der Strecke gegeben und in zwei Wochen werden wir neues Gleisschotter zwischen Mengen und Sauldorf verteilen.“Der weitere Verlauf nach Stockach sei so lang stillgelegt gewesen, dass weitere Ertüchtigungen nötig seien und zunächst ein Messzug den Zustand erfassen müsse. Dies wird von Eisenbahnfachmann Frank von Meißner organisiert, der auch für die Räuberbahn zwischen Pfullendorf und Altshausen verantwortlich ist und den Förderverein Ablachtalbahn berät.
Benannt wird die Bahn nach einem Tier, das vor allem in Sauldorf und entlang der Gleise nach Stockach aktiv ist. „Wir haben genau nachgesehen, wo der Biber am Bahndamm aktiv war und müssen den Damm noch befestigen“, sagt Sigrist. „Die Biberburg liegt zum Glück etwas abseits und behindert die Bahn nicht.“Der Wasserstand von Bachläufen werde angepasst - natürlich alles in enger Absprache mit dem Biberbeauftragten. „Wir suchen konstruktiv nach Lösungen, die zwar der Bahn zugute kommen, dem Biber aber nicht schaden“, betont er. Angestrebt sei eine friedliche Koexistenz mit dem Maskottchen der Bahn, das die Fahrgäste der Biberbahn vielleicht auch live erleben werden.
Dies könnte passieren, wenn diese in Sauldorf aussteigen und dort an einer der Biberführungen teilnehmen, die über das Naturschutzzentrum Obere Donau organisiert werden sollen. „Für den Tourismus ist das wirklich eine tolle Chance“, findet die grüne Landtagsabgeordnete Andrea Bogner-Unden. Die Fahrtzeiten der Biberbahn sollen so getaktet werden, dass die Fahrgäste in Meßkirch problemlos in einen Bus zum Campus Galli umsteigen können und sich in die Fahrpläne von Anschlusszügen an den Bahnhöfen in Mengen und Stockach einfügen. Das Donautal sei ganz in der Nähe, in Krauchenwies locke das Strandbad, in Sauldorf Eselwanderungen und das Vogelschutzgebiet an der Seenplatte. Wer sein Fahrrad mit in die Bahn nehme, könne von Mengen aus eine Tour zur Heuneburg unternehmen. „Ich bin sicher, dass auch Gastronomen und touristische Anbieter von der Bahn profitieren werden“, so Bogner-Unden.
Laut Frank von Meißner ist der Planfeststellungsbeschluss aus dem Jahr 1985 kein Hindernis für eine Personenbeförderung und widerspricht damit dem Standpunkt der Stadt Mengen. „Das war die damalige Beschreibung des Streckenzwecks“, sagt er. Am Mengener Bahnhof soll die Biberbahn dann an Gleis 1 halten, wenn sie den fahrplanmäßigen Betrieb der Deutschen Bahn nicht stört. „Die Leute steigen aus, die Biberbahn wird auf ein Abstellgleis gefahren und kommt von dort wieder hervor, wenn es zurück nach Stockach geht“, sagt er.
Seit Anfang des Monats sind Meßkirch und Sauldorf kommunaler Streckenbetreiber der Ablachtalbahn. Derzeit verkehren nur etwa zweimal die Woche die Güterzüge der Firma Tegometall zwischen Mengen und Sauldorf. „Die werden bei uns angemeldet und das Unternehmen zahlt an uns eine Trassennutzungsgebühr“, sagt Arne Zwick. Sowohl Frank von Meißner als auch Andrea Bogner-Unden sind mit anderen Firmen entlang der Strecke im Gespräch, die sich ebenfalls vorstellen könnten, ihre Güter auf die Schiene zu bringen.