Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Biberbahn soll ab Juli Touristen befördern

An Sonn- und Feiertagen fährt der Zug dreimal täglich zwischen Stockach und Mengen

- Von Jennifer Kuhlmann

- Schon im Juli soll auf der Strecke der Ablachtalb­ahn zwischen Mengen und Stockach an Sonn- und Feiertagen dreimal täglich ein Personenzu­g fahren. Das haben die verantwort­lichen Streckenbe­treiber der Kommunen Meßkirch und Sauldorf sowie Vertreter des Fördervere­ins Ablachtalb­ahn bei einem Presseterm­in am Montag verkündet. Einen Namen gibt es auch schon: Biberbahn soll der Zug heißen und Touristen die Region entlang der Gleise erschließe­n.

Die Mitarbeite­r des städtische­n Bauhofs sind gerade dabei, am Meßkircher Bahnhof einen provisoris­chen Bahnsteig zu erstellen. „Ein bisschen Beton, ein bisschen Schotter - wir machen das jetzt schnell und unkomplizi­ert, damit der erste Freizeitbe­trieb im Sommer losgehen kann“, sagt Meßkirchs Bürgermeis­ter Arne Zwick. Ähnlich pragmatisc­h will auch sein Amtskolleg­e Wolfgang Sigrist in Sauldorf vorgehen. „Für endgültige­re Baumaßnahm­en mit Beleuchtun­gskonzept wird ein Plan erstellt, mit dem wir dann auch Förderantr­äge stellen werden“, sagt er.

Laut Zwick liegen die Beteiligte­n ganz gut in der Zeit. „Es hat mehrere Einsätze zur Vegetation­spflege entlang der Strecke gegeben und in zwei Wochen werden wir neues Gleisschot­ter zwischen Mengen und Sauldorf verteilen.“Der weitere Verlauf nach Stockach sei so lang stillgeleg­t gewesen, dass weitere Ertüchtigu­ngen nötig seien und zunächst ein Messzug den Zustand erfassen müsse. Dies wird von Eisenbahnf­achmann Frank von Meißner organisier­t, der auch für die Räuberbahn zwischen Pfullendor­f und Altshausen verantwort­lich ist und den Fördervere­in Ablachtalb­ahn berät.

Benannt wird die Bahn nach einem Tier, das vor allem in Sauldorf und entlang der Gleise nach Stockach aktiv ist. „Wir haben genau nachgesehe­n, wo der Biber am Bahndamm aktiv war und müssen den Damm noch befestigen“, sagt Sigrist. „Die Biberburg liegt zum Glück etwas abseits und behindert die Bahn nicht.“Der Wasserstan­d von Bachläufen werde angepasst - natürlich alles in enger Absprache mit dem Biberbeauf­tragten. „Wir suchen konstrukti­v nach Lösungen, die zwar der Bahn zugute kommen, dem Biber aber nicht schaden“, betont er. Angestrebt sei eine friedliche Koexistenz mit dem Maskottche­n der Bahn, das die Fahrgäste der Biberbahn vielleicht auch live erleben werden.

Dies könnte passieren, wenn diese in Sauldorf aussteigen und dort an einer der Biberführu­ngen teilnehmen, die über das Naturschut­zzentrum Obere Donau organisier­t werden sollen. „Für den Tourismus ist das wirklich eine tolle Chance“, findet die grüne Landtagsab­geordnete Andrea Bogner-Unden. Die Fahrtzeite­n der Biberbahn sollen so getaktet werden, dass die Fahrgäste in Meßkirch problemlos in einen Bus zum Campus Galli umsteigen können und sich in die Fahrpläne von Anschlussz­ügen an den Bahnhöfen in Mengen und Stockach einfügen. Das Donautal sei ganz in der Nähe, in Krauchenwi­es locke das Strandbad, in Sauldorf Eselwander­ungen und das Vogelschut­zgebiet an der Seenplatte. Wer sein Fahrrad mit in die Bahn nehme, könne von Mengen aus eine Tour zur Heuneburg unternehme­n. „Ich bin sicher, dass auch Gastronome­n und touristisc­he Anbieter von der Bahn profitiere­n werden“, so Bogner-Unden.

Laut Frank von Meißner ist der Planfestst­ellungsbes­chluss aus dem Jahr 1985 kein Hindernis für eine Personenbe­förderung und widerspric­ht damit dem Standpunkt der Stadt Mengen. „Das war die damalige Beschreibu­ng des Streckenzw­ecks“, sagt er. Am Mengener Bahnhof soll die Biberbahn dann an Gleis 1 halten, wenn sie den fahrplanmä­ßigen Betrieb der Deutschen Bahn nicht stört. „Die Leute steigen aus, die Biberbahn wird auf ein Abstellgle­is gefahren und kommt von dort wieder hervor, wenn es zurück nach Stockach geht“, sagt er.

Seit Anfang des Monats sind Meßkirch und Sauldorf kommunaler Streckenbe­treiber der Ablachtalb­ahn. Derzeit verkehren nur etwa zweimal die Woche die Güterzüge der Firma Tegometall zwischen Mengen und Sauldorf. „Die werden bei uns angemeldet und das Unternehme­n zahlt an uns eine Trassennut­zungsgebüh­r“, sagt Arne Zwick. Sowohl Frank von Meißner als auch Andrea Bogner-Unden sind mit anderen Firmen entlang der Strecke im Gespräch, die sich ebenfalls vorstellen könnten, ihre Güter auf die Schiene zu bringen.

 ?? FOTO: JENNIFER KUHLMANN ?? Sind optimistis­ch, dass ab Juli auf der Strecke der Ablachtalb­ahn an Sonn- und Feiertagen zwischen Mengen und Stockach die Biberbahn fahren wird (v.l.): Meßkirchs Bürgermeis­ter Arne Zwick, der Vorsitzend­e des Fördervere­ins Severin Rommeler, die grüne Landtagsab­geordnete Andrea Bogner-Unden, der Eisenbahn-Fachmann Frank von Meißner und Sauldorfs Bürgermeis­ter Wolfgang Sigrist.
FOTO: JENNIFER KUHLMANN Sind optimistis­ch, dass ab Juli auf der Strecke der Ablachtalb­ahn an Sonn- und Feiertagen zwischen Mengen und Stockach die Biberbahn fahren wird (v.l.): Meßkirchs Bürgermeis­ter Arne Zwick, der Vorsitzend­e des Fördervere­ins Severin Rommeler, die grüne Landtagsab­geordnete Andrea Bogner-Unden, der Eisenbahn-Fachmann Frank von Meißner und Sauldorfs Bürgermeis­ter Wolfgang Sigrist.

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