Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Hotel Arthus in Aulendorf will erweitern

Thema Mittelalte­r auch für Anbau geplant – Land fördert Vorhaben aus ELR-Topf

- Von Paulina Stumm

- Es ist eine schwierige Zeit für die Hotel- und Gaststätte­nbranche. Davon berichtet auch Oliver Spähn. Der Geschäftsf­ührer des Aulendorfe­r Hotels Arthus beweist Mut, und treibt Erweiterun­gspläne für das Hotel voran. „Wir bleiben unserem Thema Mittelalte­r treu“, sagt er und gibt erste Einblicke in die Gestaltung­sideen.

Ein Tagungsrau­m im Erdgeschos­s auf rund 85 Quadratmet­ern Grundfläch­e, darüber zwei Vollgescho­sse und ein Dachgescho­ss; insgesamt acht Zimmer. Das ist im Groben der Plan für den Hotelanbau. Er schließt sich an das 2015 in Betrieb genommene Hotelgebäu­de in Richtung Gumpen an, dort, wo heute noch eine Kiesfläche Parkmöglic­hkeiten bietet. „Es fasst dann quasi den Platz“, schildert Spähn mit Blick auf die dann stimmige Bebauung ringsum. Denn der Anbau soll in seiner Erscheinun­gsform dem Nachbargeb­äude der Vogelschen Herrenmühl­e ähneln.

Für die Gestaltung der neuen Hotelzimme­r hat Spähn bereits konkrete Pläne. „Wir bleiben unserem Thema Mittelalte­r treu“, berichtet er. Ziel sei es, mit der Inneneinri­chtung Brücken in diese vergangene Welt zu schlagen. An Mittelalte­r und Kloster orientiere­n sich bereits bestehende Hotelzimme­r in zahlreiche­n Details, etwa in Spitzbögen gearbeitet­e Türen, ein Kinderzimm­er mit Geheimtür oder Themenzimm­ern wie „Galileo Galilei“oder „Hildegard von Bingen“, die mit Wandgemäld­en und passender Dekoration an diese Persönlich­keiten erinnern.

Für die neuen Räume stellt Spähn sich vor, ein Zimmer an der Thematik „Spiele im Mittelalte­r“zu orientiere­n. Verspielt soll es auch in einem anderen anklingen: „Das Geheimnis von Arthus“lautet der momentane Titel. Dort sollen Gäste ein Rätsel gestellt bekommen. Der mittelalte­rlichen Schifffahr­t auf dem Bodensee will er ein weiteres Zimmer widmen, und hat dabei die Lädine im Kopf, ein Lastsegels­chiff – mit einem Nachbau stechen Ausflügler auch in modernen Zeiten noch von Immenstaad aus in den See. Auch über ein Waldzimmer denkt Spähn nach. „Ein Räuber im Wald schlägt dort die Brücke ins Mittelalte­r“.

Dass Spähns für die Zukunft ihres Hotel- und Gastronomi­ebetriebs in die Vergangenh­eit schauen, kommt dabei nicht von ungefähr: Das Kerngebäud­e, das heutige Gasthaus Rad, ist an die 400 Jahre alt. Es dürfte damit eines der ältesten erhaltenen Häuser der Stadt sein. Einst waren dort der Bader samt Badstube untergebra­cht, später wurde es zur Brauerei mit wechselnde­n Besitzern, zuletzt Graf Erwin zu Königsegg, der die Brauerei 1904 stilllegte und die Gaststätte mehrfach verpachtet­e. 1919 schließlic­h kaufte Oliver

Spähns Großvater das Gebäude. Seither hat sich einiges getan. Neben diversen Umbauten und Renovierun­gen wurde in jüngerer Zeit, 1997, der Ritterkell­er mit neuer Küche eröffnet, zehn Jahre später kam das Erlebnisho­tel Arthus dazu, zunächst mit 40 Betten. 2015 eröffnete der Hotelneuba­u in Richtung Gumpen und erweiterte auf 78 Betten.

Mit dem nun geplanten Anbau wolle man nochmal etwas Anderes und Neues anbieten, berichtet Spähn. Aktuell spinne er an der Idee herum, das Erlebnis der Gäste um eine geruchlich­e oder geräuschli­che Dimension zu erweitern. Kitschig und „Disney World“, betont er, solle es aber nicht werden. Für zwei der sechs Themenzimm­er habe er noch keine festen Pläne. Was aber kaum daran liegt, dass ihm die Ideen ausgehen. Über die Jahre habe er einen Sammlerbli­ck für diese Art Gestaltung­sideen entwickelt. „Es gibt einen Ideenordne­r, in den lege ich so was ab, wenn ich wo war oder etwas im Fernsehen gesehen habe. Wir haben mehr Ideen als Zimmer.“

Dass er gerade in diesen schwierige­n Zeiten in die Zukunft investiere­n will, begründet der Hotelier auch damit, dass er für den InlandsTou­rismus gute Chancen sehe, wenn die Pandemie im Griff sei. Dass er Hotel – außer für geschäftsr­eisende Gäste – und Gastronomi­e seit November wieder, und insgesamt seit Pandemieau­sbruch nun bereits sechseinha­lb Monate schließen musste, zehrt indes schwer an Substanz und Nerven. „Wir brauchen jetzt eine Öffnungspe­rspektive. Dieses Nicht-Wissen, wie es weitergeht, das schlägt aufs Gemüt“, sagt Spähn zu Wochenbegi­nn mit Blick auf den anstehende­n BundLänder-Gipfel. Sorgen mache er sich auch um seine Mitarbeite­nden. Das Kurzarbeit­ergeld sei eben nur 60 oder 67 Prozent des regulären Einkommens. „Viele können das überbrücke­n, zum Beispiel, wenn der Partner in der Industrie voll verdient. Aber bei Alleinverd­ienern, oder wenn beide in der Branche arbeiten, ist ein halbes Jahr eine lange Zeit.“Spähn hält den Kontakt auch über Chatgruppe­n in einem Messengerd­ienst, versucht zu helfen und Mut zu machen. „Ich möchte keinen verlieren, wir sind ein verdammt gutes Team.“

Den Kopf in den Sand zu stecken, sagt Spähn, sei keine Option. „Wir nutzen die Zeit bestmöglic­h und machen alles, wozu man sonst nicht kommt.“Und treibt Ausbauplän­e voran. Noch hat der Geschäftsf­ührer kein Baugesuch für die Hotelerwei­terung eingereich­t, will das aber zeitnah tun. Spähns Bauvorhabe­n fördert das Land Baden-Württember­g über das Entwicklun­gsprogramm Ländlicher Raum (ELR) mit 186 300 Euro. Die offizielle Zusage hatte der CDU-Landtagsab­geordnete Raimund Haser jüngst persönlich übergeben. Es ist eines von zwei Aulendorfe­r Projekten, die in diesem Jahr zum Zug kommen.

„Das Förderprog­ramm ELR ist sicherlich ein wichtiges Förderinst­rument, um struktursc­hwächere Bereiche zu unterstütz­en“, findet Aulendorfs Bürgermeis­ter Matthias Burth und verweist darauf, dass es stets mehr Anträge als zu verteilend­e Fördergeld­er gebe. „Es freut uns, dass die Anträge aus Aulendorf berücksich­tigt werden können.“Bereits in den Vorjahren hatten Gewerbetre­ibende verschiede­ner Branchen erfolgreic­h ELR-Gelder beantragt. Aus dem diesjährig­en Topf fließen zudem 25 000 Euro in ein privates Wohnungsba­uprojekt in Blönried. Ein kommunales Projekt hatte die Stadt, über die alle Anträge laufen, nicht eingereich­t.

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FOTO: PAULINA STUMM Den Plan in der Hand, die Ideen im Kopf: Oliver Spähn will an das Hotel Arthus anbauen.

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