Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Kein Zurück zum Atomstrom
Das Beben von Fukushima hat 160 000 Menschen aus ihrer Heimat vertrieben, eine ganze Region blieb jahrelang unbewohnbar. Die zweitgrößte Nuklearkatastrophe nach Tschernobyl hat zuallererst und am härtesten Japan getroffen. Die Katastrophe hat darüber hinaus den Glauben an sichere Atomtechnologie weltweit ins Wanken gebracht. In wenigen Staaten hat das Reaktorunglück jedoch so nachhaltig gewirkt wie in Deutschland. Die Bundesregierung folgte dem globalen Entsetzen und verkündet den Ausstieg aus der Atomenergie. Im Südwesten half Fukushima mit, den ersten Grünen ins Amt des Ministerpräsidenten zu bringen.
Zehn Jahre danach muss man konstatieren: Mit seinem Atomausstieg steht Deutschland global betrachtet recht allein da. Die USA, aber erst recht Nachbarn wie Frankreich und die Schweiz, halten an der Kernenergie fest oder haben sogar längere Laufzeiten für Atommeiler beschlossen. Mittlerweile werden auch hierzulande Stimmen laut, die zumindest dies fordern. Das Argument ist zunächst schlüssig und korrekt: Würden einige Atomkraftwerke länger laufen als bislang geplant, würde das helfen, den Klimawandel zu bremsen. Unterm Strich ist der CO2-Ausstoß der Meiler bis dahin deutlich geringer als jener alter Kohlekraftwerke. Diese werden aber wegen des Atomausstieges noch benötigt, um den Energiebedarf zu decken.
Doch es gibt kein Zurück, und das ist richtig. Da ist zum einen das Endlagerproblem. Es gibt keine sichere Ruhestätte für hochradioaktiven Müll, die Suche lieferte Stoff für Untersuchungsausschüsse wie in Gorleben und teure Rückholaktionen wie in Asse. Zum anderen wäre eine Umkehr nur gegen erhebliche Widerstände durchsetzbar. Die politischen und gesellschaftlichen Kosten wären immens – und all das würde dauern. Doch damit wäre dann der mögliche Vorteil fürs Klima nachrangig. Erreichen die alten Meiler das Ende ihrer Laufzeit, werden sie technisch anfällig. Damit überwöge das Risiko endgültig alle Chancen. Es bleibt dabei: Die Ära der Atomtechnologie in Deutschland ist beendet.