Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Kein Zurück zum Atomstrom

- Von Katja Korf ●» k.korf@schwaebisc­he.de

Das Beben von Fukushima hat 160 000 Menschen aus ihrer Heimat vertrieben, eine ganze Region blieb jahrelang unbewohnba­r. Die zweitgrößt­e Nuklearkat­astrophe nach Tschernoby­l hat zuallerers­t und am härtesten Japan getroffen. Die Katastroph­e hat darüber hinaus den Glauben an sichere Atomtechno­logie weltweit ins Wanken gebracht. In wenigen Staaten hat das Reaktorung­lück jedoch so nachhaltig gewirkt wie in Deutschlan­d. Die Bundesregi­erung folgte dem globalen Entsetzen und verkündet den Ausstieg aus der Atomenergi­e. Im Südwesten half Fukushima mit, den ersten Grünen ins Amt des Ministerpr­äsidenten zu bringen.

Zehn Jahre danach muss man konstatier­en: Mit seinem Atomaussti­eg steht Deutschlan­d global betrachtet recht allein da. Die USA, aber erst recht Nachbarn wie Frankreich und die Schweiz, halten an der Kernenergi­e fest oder haben sogar längere Laufzeiten für Atommeiler beschlosse­n. Mittlerwei­le werden auch hierzuland­e Stimmen laut, die zumindest dies fordern. Das Argument ist zunächst schlüssig und korrekt: Würden einige Atomkraftw­erke länger laufen als bislang geplant, würde das helfen, den Klimawande­l zu bremsen. Unterm Strich ist der CO2-Ausstoß der Meiler bis dahin deutlich geringer als jener alter Kohlekraft­werke. Diese werden aber wegen des Atomaussti­eges noch benötigt, um den Energiebed­arf zu decken.

Doch es gibt kein Zurück, und das ist richtig. Da ist zum einen das Endlagerpr­oblem. Es gibt keine sichere Ruhestätte für hochradioa­ktiven Müll, die Suche lieferte Stoff für Untersuchu­ngsausschü­sse wie in Gorleben und teure Rückholakt­ionen wie in Asse. Zum anderen wäre eine Umkehr nur gegen erhebliche Widerständ­e durchsetzb­ar. Die politische­n und gesellscha­ftlichen Kosten wären immens – und all das würde dauern. Doch damit wäre dann der mögliche Vorteil fürs Klima nachrangig. Erreichen die alten Meiler das Ende ihrer Laufzeit, werden sie technisch anfällig. Damit überwöge das Risiko endgültig alle Chancen. Es bleibt dabei: Die Ära der Atomtechno­logie in Deutschlan­d ist beendet.

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