Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Rosnaer Friedenslinde wird vor 150 Jahren gepflanzt
Der Baum prägt die Ortsmitte und ist ein Zeichen für das Ende des Deutsch-Französischen Kriegs
(sz) - In der Dorfmitte des Mengener Ortsteils Rosna steht heute noch die majestätisch große Linde. Was viele nicht wissen: Es ist eine Friedenslinde. Diese Rosnaer Friedenslinde wurde im Frühjahr 1871 in der Dorfmitte unmittelbar nach Beendigung des Deutsch-Fanzösischen Krieges von 1870/71 gepflanzt, als die Menschen sich zum Ende des Krieges nach Frieden sehnten. Sie sollte an den Sieg erinnern und als Symbol des wieder hergestellten Friedens die Freude zum Ausdruck bringen.
Als im Juni 1870 der Deutsch-Französische Krieg entbrannte, wurden Anfang Juli 1870 insgesamt zwölf Männer aus Rosna zu den Waffen gerufen. Bange Herzen flehten für sie, als Schlacht um Schlacht geschlagen wurde und Sieg auf Sieg folgte. Begeisterter Jubel empfing die Ausgezogenen, als sie als ruhmgekrönte Sieger wieder in Rosna eintrafen. Doch leider fehlten zwei, die im Krieg fürs Vaterland ihr Leben lassen mussten. Dies waren Julius
Galler, der am 24. August 1870 in der „Schlacht bei Gravelotte“, und Bernhard Binder, der am 1. Februar 1871 bei Paris sein Leben lassen musste.
Dieser Tage kann die Friedenslinde in der Dorfmitte Rosnas auf 150 Jahre Bestand zurückblicken, denn sie wurde am Josefstag, den 19. März 1871 gepflanzt. Nach 150 Jahren steht die Friedenslinde immer noch stolz in der Ortsmitte, und sie könnte bestimmt über so manch erlebte und interessante Begebenheiten aus dem Dorf berichten. In der im Juli 1889 erschienenen Zeitung wurde über die am 21. Juli 1889 statt gefundene Fahnenweihe des neu gegründeten „Militärverein Rosna-Habsthal“auf dem Festplatz unter der Friedenslinde berichtet. Dabei ging der damalige Lehrer Karl Dehner aus Habsthal in seiner Festrede mit den Ereignissen von der Kriegserklärung am 16. Juni 1870 bis zum Friedensschluss am 28. Februar 1871 ein. Auch etwas mehr als 30 Jahre später, am 22. Juli 1923 fand beim Festplatz unter der
„Rosnaer Friedenslinde“die Bannerweihe des im Jahr 1908 gegründeten Radfahrerverein Rosna statt.
Durch die Verordnung vom Landratsamt Sigmaringen wurde die Rosnaer Friedenslinde bereits am 25. März 1935 als Naturdenkmal unter Schutz gestellt. Am 30. April 1975 wurde die Friedenslinde der Baum-Art „Tilia platyphyllos“, deren Standort an der Abzweigung von der Habsthalerstraße in die Ursendorferstraße auf der linken Seite zwei Meter vom Straßenrand entfernt, vermessen. Sie hatte eine Höhe von rund 15 Meter und einen Kronendurchmesser von etwa 12 Meter. Der Stammumfang betrug in einer Höhe von einem Meter rund 2,10 Meter.
Am 15. Januar 1997 berichtete die „Schwäbische Zeitung“über die Friedenslinde mit einem Bild von Rupert Leser aus Rosna. Was war geschehen? Die Linde drohte unter der Last durch die damalige extreme Witterung zu zerbrechen, weil die Äste durch einen drei bis vier Zentimeter
dicken Eis- und Reifbehang witterungsbedingt behaftet waren. Da den Rosnaer Bürger die Linde ans Herz gewachsen war, musste eine Rettungsaktion gestartet werden. Allen voran der frühere Ortsvorsteher Josef Kugler und seine Feuerwehrkameraden. Sie versuchten zunächst mit einem großen Heizlüfter dem Eisbelag auf den Ästen entgegen zu wirken. Doch lediglich in nur zwei bis drei Metern Höhe fing der Eisbelag an zu schmelzen. Entmutigt brachen die Männer ihren Rettungsversuch ab, und griffen zu konventionelleren Stützmethode mit Stangen. Später wurde die Linde durch einen Baumfachmann auf Standsicherheit überprüft und durch Ausschneiden stark verjüngt. Linden können sehr alt werden. Der frühere Bundespräsident Gustav Heinemann sagt einmal: „Der Friede ist kein N aturprodukt, er wächst aus menschlichem Handeln“. Bleibt zu hoffen, dass die Friedenslinde noch viele Jahrzehnte ihrem Standort gerecht wird.