Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Corona bremst kaum den Verkehr der Pendler
IG Bau legt Zahlen vor – Zahl der Auspendler aus dem Kreis Sigmaringen steigt um 1,2 Prozent
(sz) - Wenn Lebenszeit im Stau verloren geht: Auch in Zeiten von Lockdown und Homeoffice bleibt die Zahl der Pendler im Kreis Sigmaringen auf einem hohen Level. Im vergangenen Jahr verließen rund 19 300 Menschen auf dem Weg zur Arbeit die Kreisgrenzen.
Darauf macht die IG BauenAgrar-Umwelt (IG BAU) in einer Pressemitteilung aufmerksam. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Demnach stieg die Zahl der sogenannten Auspendler im Kreis Sigmaringen um 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Zu den Hauptursachen für die anhaltend großen Pendelströme zählt nach Einschätzung der IG BAU Südwürttemberg der teure Wohnraum in den Städten. „Nach jahrelangen Mietsteigerungen können sich viele Beschäftigte das Leben am Arbeitsort nicht leisten. Ihnen bleibt als Alternative
oft nur stundenlange Fahrerei mit dem Auto oder der Bahn“, so Regionalleiter Andreas Harnack. In der Baubranche seien weite Anfahrtswege besonders verbreitet.
Es dürfe aber nicht sein, dass Bauarbeiter, die in den Ballungsräumen Wohnungen bauten, sich diese selbst nicht mehr leisten könnten.
Die IG BAU fordert deshalb mehr Anstrengungen bei der Schaffung bezahlbaren Wohnraums. „Deutlich mehr Wohnungen, die sich in den
Städten auch Gering- und Normalverdiener leisten können, sind ein entscheidender Beitrag, um die Pendler-Zahlen zu verringern“, sagt Harnack. Dafür müsse die Politik klare Vorgaben machen, etwa indem kommunale Grundstücke nicht an den Meistbietenden verkauft würden, sondern an Bauherren, die sich zu bezahlbaren Mieten verpflichteten. Beim sozialen Wohnungsbau müssten die staatlichen Fördermittel massiv aufgestockt werden und einmal gebaute Sozialwohnungen dauerhaft preisgebunden bleiben.
Dass Menschen in der Nähe ihres Arbeitsplatzes wohnen können, sei nicht nur eine soziale, sondern auch eine ökologische Frage: „Weniger Pendelei bedeutet für die Betroffenen mehr Zeit für die Familie, Freunde und Hobbys. Gleichzeitig kann ein erheblicher Teil der Kohlendioxid-Emissionen im Verkehrssektor eingespart werden“, so Harnack weiter.