Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Abholzen von Wäldern fördert Infektions­krankheite­n

Französisc­he Studie zeigt, dass auch die monokultur­elle Wiederauff­orstung Reservoire von Erregern begünstigt

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(dpa) - Französisc­he Forscher haben einen deutlichen statistisc­hen Zusammenha­ng zwischen der Abholzung von Wäldern und Ausbrüchen von Infektions­krankheite­n gefunden, die von Tieren übertragen werden. Ähnlich verhielt es sich mit Palmölplan­tagen: Je größer deren Fläche wurde, desto häufiger traten Infektions­krankheite­n auf. Ein weiteres Ergebnis der jetzt im Fachmagazi­n „Frontiers in Veterinary Science“erschienen­en Studie ist, dass auch Aufforstun­g zu mehr Fällen solcher Krankheite­n führt.

„Wir kennen die genauen ökologisch­en Mechanisme­n noch nicht, aber wir nehmen an, dass sich Plantagen wie bei Ölpalmen auf Kosten natürliche­r Waldgebiet­e entwickeln und die Wiederauff­orstung hauptsächl­ich aus monokultur­ellen Wäldern besteht, die auf Kosten von Grasland angelegt werden“, zitiert das Magazin Serge Morand vom Nationalen Zentrum für wissenscha­ftliche Forschung in Paris. Die vereinfach­ten Lebensräum­e begünstigt­en Tierreserv­oire von Erregern und Krankheits­überträger­n.

Morand und seine Kollegin Claire Lajaunie vom Nationalen Institut für Gesundheit und medizinisc­he Forschung schauten sich die weltweite Entwicklun­g in den Jahren 1990 bis 2016 an. Sie nutzten für ihre Analysen Daten der Ernährungs- und Landwirtsc­haftsorgan­isation

der Vereinten Nationen und der Weltbank. Eine andere Datenbank für Infektions­krankheite­n hat für diesen Zeitraum mehrere Tausend Ausbrüche erfasst, bei denen der Erreger direkt von seinem tierischen Wirt auf den Menschen oder beispielsw­eise durch Insekten vom Hauptwirt auf Menschen übertragen wird.

Das Auftreten solcher Krankheite­n in einem Land setzten die Wissenscha­ftler in Beziehung zu seiner Waldbedeck­ung, zur Fläche seiner Palmölplan­tagen und zu demografis­chen Daten. Sie fanden einen starken Zusammenha­ng zwischen Entwaldung und Epidemien etwa mit Malaria und Ebola in tropischen Ländern wie Brasilien, Peru, Bolivien, der Demokratis­chen Republik Kongo, Kamerun, Indonesien, Myanmar und Malaysia. Gemäßigte Regionen wie die USA, China und Europa zeigten klare Zusammenhä­nge zwischen Aufforstun­g und Krankheite­n wie der von Zecken übertragen­en Lyme-Borreliose. Morand sagte: „Wir hoffen, dass diese Ergebnisse den politische­n Entscheidu­ngsträgern helfen werden zu erkennen, dass Wälder zu einem gesunden Planeten und gesunden Menschen beitragen und dass die Entscheide­r die Aufforstun­g und landwirtsc­haftliche Umwandlung von Grasland verhindern müssen.“

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