Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Zahlen steigen: Gesundheitsamt prüft weitere Beschränkungen
Mit einer Sieben-Tages-Inzidenz von über 210 gehört der Landkreis inzwischen zu den am stärksten betroffenen Regionen im Land
- Mit einer Sieben-Tages-Inzidenz von 210,9 gehört der Kreis Sigmaringen am Donnerstag zu den drei am stärksten betroffenen Kreisen in Baden-Württemberg. Mit 67 Neuinfektionen setzt sich der Anstieg zum Donnerstag weiter fort. Außerdem meldet das Landratsamt einen weiteren Corona-Toten. Seit Beginn der Pandemie sind damit 69 mit dem Coronavirus infizierte Menschen aus dem Kreis Sigmaringen gestorben. In einer Pressemitteilung kündigt das Gesundheitsamt für Freitag weitere Beschränkungen an.
Schwerpunkt des Infektionsgeschehens bildet laut Landratsamt seit Beginn der Woche die Schulen und Kindergärten. Gleich sechs Schulen und fünf Kindergärten waren seit Montag von Infektionsfällen betroffen. In der gesamten vergangenen Woche waren es „nur“vier Schulen und fünf Kindergärten. Als „besorgniserregend“bezeichnet es das Gesundheitsamt, dass in den Kindergärten jetzt vermehrt Folgefälle festgestellt wurden. Dies bedeutet, dass Kinder ihre Infektion in der Familie und im Kindergarten weitergeben.
Zurzeit gehen vier von fünf Infektionen auf die britische Virusmutante zurück. „Sie ist für alle deutlich ansteckender. Kinder zeigen oft keine oder nur milde Krankheitssymptome, können die Infektion jedoch trotzdem weitergeben. Trotz aller Hygienemaßnahmen kommt es derzeit in immer mehr Einrichtungen zu Ansteckungen“, berichtet Susanne Haag-Milz vom Gesundheitsamt in Sigmaringen. Sie bittet daher alle Familien, sich diszipliniert an die Vorgaben zu halten und die Testangebote zu nutzen. „Auch bei nur leichten Atemwegssymptomen empfehlen wir dringend, die Testmöglichkeiten zu nutzen, besonders bei Kindern.“
Mittlerweile sind 39 Prozent der Infizierten weniger als 30 Jahre alt. Der Trend zeigt deutlich: Es stecken sich immer mehr jüngere Menschen an. „Viele von ihnen erkranken auch tatsächlich. Es ist nicht so, dass junge Menschen Corona ohne Symptome wegstecken“, so die Medizinerin.
Auch am Arbeitsplatz und in Familien gibt es weiterhin Ansteckungen, betroffen ist das ganze Kreisgebiet. Das Gesundheitsamt prüft nun, mit welchen Maßnahmen das Infektionsgeschehen zu bremsen ist. Im Raum stehen dabei verpflichtender Wechselunterricht an allen Schulen im Landkreis sowie eine zeitweise Schließung der Kindergärten. „Wir wissen, wie hart dies viele Kinder und Eltern treffen würde. Deshalb wägen wir diesen Schritt noch sorgfältig ab“, sagt Susanne Haag-Milz.
Weiter wird auch über stärkere Zugangsbeschränkungen im Einzelhandel, ein Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen sowie eine nächtliche Ausgangsbeschränkung zwischen 21 und 5 Uhr nachgedacht. Welche Einschränkungen notwendig werden, will das Gesundheitsamt am Freitag mitteilen. Im Impfzentrum in Hohentengen werden täglich etwa 650 Menschen geimpft. Ab Freitag sind nach Abarbeiten der Warteliste nach dem Impfstopp wieder Termine über Impfterminservice.de und telefonisch unter 116 117 zu bekommen.