Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Zusammenhang von Todesfall und Impfung unsicher
Pressesprecherin gibt mit Einverständnis der Eltern des Toten Details bekannt
(len) Nach dem Tod eines 24-jährigen Pflegers des Ravensburger Krankenhauses hat das Uniklinikum Tübingen mitgeteilt, dass sich nicht mit letzter Sicherheit sagen lasse, ob die erlittenen Hirnblutungen mit der Impfung gegen die Lungenkrankheit Covid-19 in Verbindung stehen. Wegen des zeitlichen Zusammenhangs der schweren gesundheitlichen Probleme zur Impfung hatte die Klinik den Fall ans Paul-Ehrlich-Institut gemeldet, das für die Sicherheit der Impfstoffe zuständig ist. Dort wird er nach Informationen der Uniklinik nun nicht weiterverfolgt.
Die Universitätsklinik Tübingen hat den jungen Mann zuletzt behandelt, der nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“am Ravensburger Krankenhaus arbeitete, aber aus einem anderen Landkreis in Baden-Württemberg stammte. Der 24Jährige starb am 8. März. Er war am 19. Februar mit der ersten Dosis des Astra-Zeneca-Impfstoffs gegen die Lungenkrankheit Covid-19 geimpft worden, wie die Uniklinik mitteilte. Die Obduktion des Leichnams wurde nach Zustimmung der Eltern am Universitätsklinikum in den vergangenen Tagen durchgeführt und vor Kurzem abgeschlossen, hieß es am Mittwoch.
„Zur weiteren Klarstellung, zur Einordnung des tragischen Todesfalls und aufgrund neuer Erkenntnisse möchte das Uniklinikum Tübingen folgende Informationen zum Tod des 24-Jährigen nach Rücksprache mit den Eltern bekannt geben“, heißt es in einer Stellungnahme der Klinik. Demnach wurde der junge Mann zunächst am 2. März im Zollernalb-Klinikum in Albstadt aufgenommen. Am 8. März wurde er mit einer Hirnblutung auf die Intensivstation in Tübingen verlegt. Bei der Aufnahme sei eine massiv verminderte Thrombozytenzahl (Blutplättchen) aufgefallen, eine sogenannte Thrombozytopenie. „Verstorben ist der 24-Jährige am 8. März an einer Hirnblutung und nicht an einem thromboembolischen Ereignis – auch keiner schädelinneren Sinusthrombose. Damit weist dieser Fall bis jetzt keine Ähnlichkeit mit den beschriebenen Sinusvenenthrombosen nach Astra-Zeneca-Impfung auf“, schreibt die Uniklinik weiter.
Die Pressesprecherin Bianca Hermle erklärt: „Der aufgrund des Alters des Verstorbenen ungewöhnliche Todesfall wurde hinsichtlich des zeitlichen Zusammenhangs zwischen Impfung und Versterben unverzüglich vom Uniklinikum an das zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gemeldet. Am 15. März erhielt das Uniklinikum vom PEI die Rückmeldung, dass aufgrund der ungeklärten Kausalitätsfrage zwischen der Todesursache des 24-Jährigen und den gehäuften Fällen von schädelinneren Sinusthrombosen vonseiten des Paul-Ehrlich-Instituts der Todesfall des 24-Jährigen nicht weiterverfolgt werden würde.“
Was die Uniklinik zu ihrer Betrachtung des Falls sagen kann: „Die Kombination von Thrombozytopenie (Anm. d. Redaktion: massiv verminderte Blutplättchenzahl) und Thrombosen deutet auf ein immunologisches Geschehen (Thromboinflammation) hin. Ob es sich hierbei um eine Infektion oder eine Impfung-assoziierte (Anm. d. Red.: mit der Impfung zusammenhängende) Gerinnungsstörung handelt, lässt sich mit letzter Sicherheit bei den zurzeit zur Verfügung stehenden Informationen und der aktuellen Fachliteratur nicht sicher sagen.“
Laut einem aktuellen Bericht des Paul-Ehrlich-Instituts, der den Zeitraum bis 12. März betrachtet, wurden nach Impfungen mit dem Covid-19Impfstoff von Astra-Zeneca 15 Fälle von Thrombozytopenie gemeldet, darunter zwei Fälle mit einer Hirnblutung. Neben dem 24-Jährigen an der Uniklinik Tübingen ist demnach eine 37 Jahre alte Frau mit demselben Krankheitsbild gestorben.
Der Impfstoff von Astra-Zeneca kam nach Auffälligkeiten in einigen Ländern auf den Prüfstand. Die Bundesregierung hatte den Einsatz von Astra-Zeneca vor gut einer Woche nach einer Empfehlung des PEI vorübergehend gestoppt. Inzwischen wird wieder damit geimpft. Bis zum 19. März wurden laut PEI 14 Fälle einer Sinusvenenthrombose nach Impfung mit dem Covid-19-Impfstoff von Astra-Zeneca gemeldet.
Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) erklärte am vergangenen Donnerstag, sie sehe keine erhöhten Gesundheitsgefahren und empfahl die Fortsetzung der Impfungen. „Der Impfstoff ist sicher und effektiv gegen Covid-19, und die Vorteile sind wesentlich größer als die Risiken“, sagte EMA-Chefin Emer Cooke in Amsterdam. Es gebe keine Hinweise darauf, dass die Impfungen die Vorfälle verursacht hätten.