Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Parenting Index vergleicht Erfahrungen von Eltern aus 16 Ländern
Schweden, Chile und Deutschland finden sich auf den vordersten Rängen wieder
(sz) - Als Eltern ist es nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bringen – angefangen bei gesellschaftlichem und finanziellem Druck bis hin zum Jonglieren zwischen Privat- und Berufsleben. Um diese und weitere Einflüsse besser zu verstehen, hat das Forschungsinstitut Kantar im Auftrag von Nestlé ab Januar 2020 mehr als 8000 Mütter und Väter aus 16 Ländern befragt.
Der Parenting Index vergleicht die Erfahrungen von Eltern weltweit. Er ist aber kein Maß für „richtig” oder „falsch”. Denn auch wenn der Grad der Herausforderungen von Land zu Land variiert, gibt es keinen perfekten Ort, um eine Familie zu gründen. Der Index wurde entwickelt, um Schlüsselfaktoren zu identifizieren, die sich auf das Elternsein in der ganzen Welt auswirken.
Mit 23 Prozent der Gesamtpunktzahl des Parenting Index ist Druck der größte Einflussfaktor auf das Elternsein. In allen untersuchten Ländern fühlen sich Eltern von innen und außen unter Druck gesetzt. Darunter fällt beispielsweise der Druck, den Eltern auf sich selbst machen, um ihr Bestes für ihre Kinder zu geben. Ob von der Familie, von Freunden oder der Gesellschaft – jeder hat eine Meinung dazu, wie man ein Kind am besten erzieht. Weitere verschiedene Formen des Drucks sind Urteile anderer (auch in sozialen Medien), die unerwartete neue Realität des Elternseins, Schuldgefühle aufgrund von Selbstkritik und das Gefühl von Einsamkeit, was durch eine hypervernetzte Welt sogar noch verstärkt wird.
Der Parenting Index zeigt, dass in Schweden, Chile und Deutschland dank guter Rahmenbedingungen Elternsein als relativ leicht wahrgenommen wird. Deutschland rangiert auf Platz 3 des Index. Die Schlüsselfaktoren, die im internationalen Vergleich eine größere, beziehungsweise eine geringere Rolle spielen, sind: Erwartungsdruck, Unterstützung für das Arbeitsleben sowie ungleiche Verteilung der Aufgaben in der Partnerschaft. ´
In Deutschland haben Eltern hohe Erwartungen an sich selbst. Über ein Drittel der Eltern in Deutschland (33 Prozent) fühlt sich unter Druck gesetzt, „alles richtig zu machen”. Auch wenn der Anteil geringer ist als der weltweite Durchschnitt (51 Prozent), zählt in Deutschland Druck zum größten Einflussfaktor auf das Elternsein. Dazu gehört die Erwartung, dass Eltern die Kinderbetreuung so organisieren, damit sie das Beste aus beiden Welten haben – eine Kinderbetreuung, die ihr Kind fördert, und Erfolg im Berufsleben.
Deutschland hat eine hohe Lebensqualität. Für Schwangere und Eltern gibt es weitreichende staatliche Leistungen. Allerdings gibt es eine hohe gesellschaftliche Erwartung, dass Mütter sich im ersten Lebensjahr voll und ganz um ihr Baby kümmern. Frauen stehen vor dem Risiko, ihre Karriere mit Kindern nicht fortsetzen zu können. 69 Prozent nutzen flexible Arbeitszeiten, um Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen (74 Prozent weltweit). Dennoch müssen Mütter mit geringeren Karrierechancen, geringerem Einkommen, größerer Abhängigkeit vom Partner und sogar dem Risiko von Rentenarmut aufgrund erheblicher Lücken in der Beschäftigung rechnen. Wenn sie wieder in den Beruf zurückkehren, kann die Sicherstellung der Kinderbetreuung schwierig sein, einen längeren Arbeitsweg erfordern sowie zusätzlichen Zeitaufwand und Kosten bedeuten.
Eltern in Deutschland nennen die Ungleichheit der Erziehungsverantwortung zwischen Männern und Frauen als einen entscheidenden Punkt, der ihnen das Elternsein erschwert. Die Betreuung der Kinder und Hausarbeit ist immer noch hauptsächlich Aufgabe der Frau – zusätzlich zu ihrem Job. Das Ungleichgewicht spiegelt sich auch in der Inanspruchnahme der Elternzeit durch Väter wider. Wenn Väter Elternzeit in Anspruch nehmen – etwa 50 Prozent entscheiden sich dafür – dann ist dies in der Regel nur der Zeitraum, der speziell als Vaterschaftsurlaub ausgewiesen ist (zwei Monate), während Mütter in der Regel 12 Monate nehmen.
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