Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Zwei Kindergärten bleiben zwei Wochen zu
Corona-Fälle im Don Bosco und St. Josef – Bürgermeisterin Doris Schröter wird deutlich
- Mehr als ein Viertel aller aktuell Infizierten – 122 von 427 – geht auf das Konto der Stadt Bad Saulgau, dem Hotspot im Landkreis Sigmaringen. Zwei katholische Kindergärten wurden aufgrund von Corona-Fällen bis zum 11. April geschlossen: Don Bosco und St. Josef.
„Das ist gerade eine ganz schwierige Situation“, sagt Kirchenpflegerin Sabine Kiem, bei der sich pausenlos Eltern erkundigen, wie es denn nun weitergehen soll. Am vergangenen Montag wurde zuerst der Kindergarten Don Bosco geschlossen, nachdem zwei Kinder aus einer Gruppe positiv getestet worden sind. „Wir haben dann auf Empfehlung des Gesundheitsamts den Kindergarten vorsichtshalber zugemacht“, ergänzt Kiem. Aber dabei blieb es nicht. Am Donnerstag wurde der deutlich größere Kindergarten St. Josef mit 91 Kindern ebenfalls geschlossen. Vier positiv getestete Kinder und eine positiv getestete Erzieherin wurden dort vermeldet. Hinzu kommen 30 Kinder aus drei Gruppen, die vorsorglich in Quarantäne geschickt wurden. „Wir haben außerdem gar kein Betreuungspersonal mehr, weil die anderen Erzieherinnen in Quarantäne sind“, so Kiem. Deren Testergebnisse liegen noch nicht vor. Und dann kommt die Unsicherheit der Eltern hinzu, die aufgrund der Infektionen ihr Kind nicht mehr in den Kindergarten St. Josef brachten. „In Kindergärten lässt sich trotz aller Anstrengungen, Gruppentrennungen und Hygienemaßnahmen nur schwer verhindern, dass das Virus weitergegeben wird. Für Kinder in diesem Alter ist es schwer, sich an die erforderlichen Abstände zu halten“, sagt Dr. Susanne Haag-Milz, Leiterin des Gesundheitsamts. Ein weiterer Faktor ist, „dass Kinder oft keine Symptome einer Corona-Erkrankung zeigen. So ist schwer zu erkennen, ob sich ein Kind infiziert hat“, so Haag-Milz.
Außer Schulen und Kindergärten haben auch hiesige Unternehmen Corona-Fälle melden müssen. Neben dem Betrieb des Fertighausherstellers Kampa in Bad Saulgau (die „Schwäbische Zeitung“berichtete) hat das Gesundheitsamt im Unternehmen Procast Guss in Bad Saulgau (ehemals Claas Guss) eine größere Zahl von Infektionen festgestellt. Das Landratsamt hatte in dieser Woche mitgeteilt, dass sich in einem Unternehmen sieben, in einem anderen 15 Mitarbeiter angesteckt hatten. Bei Kampa lagen die Infektionszahlen im einstelligen Bereich. Auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“Bad Saulgau bestätigt Florian Feddeck, geschäftsführender Gesellschafter der
Procast Guss GmbH: „Ein Teil der Belegschaft befindet sich derzeit in Quarantäne.“Die Unternehmensleitung verfüge aber über keine Informationen, ob es sich bei diesen Mitarbeitern um Infizierte oder um Kontaktpersonen handle. Das Unternehmen nehme den Schutz der Mitarbeiter „seit dem Ausbruch der Pandemie in Deutschland sehr ernst“, schreibt Feddeck in seiner schriftlichen Stellungnahme.
Zur Kontaktvermeidung seien versetzte Arbeitszeiten eingeführt worden, auf den Betriebsgelände würden Maskenpflicht und Abstandsregeln gelten. Das Unternehmen biete den Mitarbeitern während der Arbeitszeit kostenlose Schnelltests an. Die Einhaltung der CoronaRegeln seien am Montag, 22.März, von der Stadtverwaltung und dem Gesundheitsamt überprüft worden. Feddeck: „Es wurden keine Mängel oder Verstöße festgestellt.“
Bad Saulgaus Bürgermeisterin Doris Schröter nahm zu Beginn der digitalen Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend das Infektionsgeschehen zum Anlass, sich mit einem Appell an die Bevölkerung zu wenden. Und sie wurde dabei sehr deutlich. „Ich bin langsam echt genervt, weil hier noch Diskussionen über die Maskenpflicht an Grundschulen geführt werden. Dafür habe ich inzwischen kein Verständnis mehr.“Sie ärgere sich maßlos darüber, dass die Menschen gegen die Corona-Verordnung verstoßen und die QuarantäneRegeln nicht einhalten würden. „Das ist nur noch verantwortungslos“, so Schröter. Die Verwaltung scheue sich deshalb bei Kontrollen nicht davor, die Missachtung der Regeln mit empfindlichen Strafen zu ahnden. „Das geht nur über den Geldbeutel.“Man brauche angesichts der hohen Zahlen nicht über Öffnungsstrategien nachdenken. „Wir müssen uns stattdessen alle zusammen nochmal richtig anstrengen.“Und deshalb lautet ihr dringender Appell: „testen, testen, testen“.