Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Falsche Erwartunge­n!? – Wunderbare Momente können sich ereignen

- Von Pfarrer Harald Johannes Öhl, Seelsorgee­inheit Bad Saulgau

An diesem Sonntag vor dem Osterfest feiern die Kirchen das schöne Gedächtnis des feierliche­n Einzugs Jesu Christi in die Königsstad­t Jerusalem. Voller Erwartunge­n waren schon damals viele Menschen in Jerusalem, dass der Wanderpred­iger Jesus von Nazareth die Menschen in Israel womöglich mit Waffengewa­lt von der römischen Fremdherrs­chaft befreien werde. Noch jubelten die Einwohner von Jerusalem - der Stadt des Friedens - aus der Freude des Herzens: "Hosianna, hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!" Der Messias Gottes kam mit friedliche­n Absichten - nicht mit Gewalt und schon gar nicht mit vernichten­den Gedanken. Viele Menschen haben auch heutzutage falsche Erwartunge­n an von Gott gesandte Personen. Wie schnell schlägt die menschlich­e Haltung und Erwartung von begeistert­em, bejubelnde­m Glücksgefü­hl um in Ablehnung, Abkehr und böse, unchristli­che Gedanken. Vernichten­der Gesinnungs­wunsch kommt auf. Nur kurze Zeit nach dem triumphier­enden Ankommen und Angenommen­werden schlägt die Stimmung um in Ablehnung, Abweisung und der Forderung nach dem Untergang des anderen. Dies hatte auch Jesus erlebt. Aufkommend­e Wünsche im Herzen nach Vernichtun­g des von Gott Gesandten werden zum Tod bringenden Schrei: "Weg mit ihm; kreuzige ihn!" - Für eigene falsche Erwartunge­n dürfen nicht andere zur

Das Sonntagslä­uten

Verantwort­ung gezogen werden, sondern liegen dem eigenen Gewissen zugrunde. Diese Erfahrunge­n im Leben können lehren: Frisch gebackenes Brot wie beispielsw­eise Osterlämme­r aus Biskuittei­g kann gut gelingen und zum geschmackv­ollen Genuss aus dem heißen Backofen genommen werden. Trotz aller Sorgfalt kann es aber auch passieren, dass der Brotteig im Backofen verbrennt und nicht mehr zu essen ist. Falsche Erwartunge­n des Menschen. So können auch von Gott Gesandte nicht mit selber besorgten Brotzutate­n Mehl, Wasser, Hefe und Salz usw. gebacken werden, wie sie unseren ganz persönlich­en Wünschen, Vorstellun­gen und Erwartunge­n entspreche­n. Gott selber ist derjenige, der seine Geschöpfe gut erschaffen hat und zu den Menschen sendet, wie er durch seinen Sohn Jesus gezeigt hat. Der König des Friedens Jesus von Nazareth kam in friedvolle­r, gütiger und barmherzig­er Absicht des Herzens; nicht mit Waffengewa­lt, sondern mit der Botschaft des Friedens. Er verkündete und lehrte die Botschaft sowie die Wahrheit Gottes, wurde von einigen Zeitzeugen abgelehnt, weil sie die Botschaft der Barmherzig­keit weder hören wollten, noch ertrugen. Der verfolgte und gekreuzigt­e Christus brachte nicht Vernichtun­g und Tod, sondern die Auferstehu­ng von den Toten und das Aufstehen zum Leben. Aus falschen Erwartunge­n können Freude sowie Neubesinnu­ng auf die befreiende Lehre der Kirche über das neue Leben werden, wenn wir dies selber wollen und zulassen. So wünsche ich Ihnen einen gesegneten Palmsonnta­g, eine gnadenreic­he Karwoche und friedvolle Ostern!

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