Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Quarantäne-Kontrolle: Ordnungsamt wird verstärkt
Rund 30 Reiserückkehrer aus Risikogebieten pro Woche
(jek) - Der Anteil derer, die sich mit einer Mutation des Coronavirus infiziert haben, steigt auch in Mengen. Das hat Bürgermeister Stefan Bubeck dem Gemeinderat mitgeteilt. Von den 25 Infektionen, die am Dienstag im Stadtgebiet registriert waren, konnten 15 zu den Mutanten gezählt werden. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag bei rund 140. Mittlerweile ist die Zahl der Infizierten auf 29 angestiegen.
Bubeck machte deutlich, wie stark die Verwaltungsmitarbeiter mit der Kontaktverfolgung und der Kontrolle der häuslichen Quarantäne beschäftigt sind. Allein an einem Tag in der vergangenen Woche hätte das Gesundheitsamt dem Rathaus eine Liste mit den Kontaktpersonen von fünf Infizierten geschickt. 47 Namen standen darauf. „Wir betreuen alle diese Personen persönlich“, so Bubeck. Sie würden nicht nur darüber informiert, welche QuarantäneBedingungen für sie gelten, sondern auch täglich angerufen. Wäre jemand telefonisch nicht erreichbar, könnte es sein, dass Mitarbeiter des Ordnungsamts oder der Polizei auch persönlich an der Haustür klingeln, um die Einhaltung der Quarantäne zu überprüfen.. „Wird jemand nicht angetroffen, wird das Gesundheitsamt informiert, da es sich um eine Straftat handelt.“
Zusätzlich dazu werden der Verwaltung auch die Menschen gemeldet, die aus Risiko- und Hochrisikogebieten im Ausland zurückkehren und die sich ebenfalls in Quarantäne begeben müssen. „Das können pro Woche schon einmal 30 Menschen sein“, sagte Bubeck und zählte die Länder auf, aus denen Reisende nach Mengen zurückkehren: Tschechien, Kroatien, Italien, Somalia oder Ägypten. „Dabei macht es für uns keinen Unterschied, ob es sich um
Geschäftsreisen oder private Reisen handelt.“Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes könnten diese zusätzlichen Aufgaben längst nicht allein bewältigen. Deshalb seien verwaltungsintern weitere Mitarbeiter zu diesem Zweck dem Ordnungsamt zugeteilt worden.
Gegenüber dem Gemeinderat ging der Bürgermeister auch auf die Todesfälle in der Stadt ein. „Die Zahlen zeigen deutlich, dass die Behauptungen der Corona-Leugner, es würde gar nicht mehr Tote geben, nicht stimmen“, sagte er. In Mengen seien in den Jahren 2016 bis 2019 im Schnitt 88,5 Menschen gestorben. Die Sterbefälle schwankten dabei zwischen 67 und 103. Im Jahr 2020 seien hingegen 135 Mengener gestorben. „Das ergibt eine Übersterblichkeit in 2020 von 53 Prozent“, rechnete er vor.
Dass aus seiner Sicht ein Zusammenhang mit dem Coronavirus besteht, obwohl in den offiziellen Statistiken nur sieben Corona-Tote für Mengen erfasst sind, erklärt Bubeck der „Schwäbischen Zeitung“auf Nachfrage so: „Die Corona-Toten, die in die Statistik einfließen, sind nur die Opfer, die vom Gesundheitsamt gemeldet wurden. Dabei handelt es sich um Patienten, die nach einer Behandlung und Beatmung auf der Intensivstation des SRH-Klinikums in Sigmaringen unmittelbar ,an’ Corona verstorben sind.“Die Differenz ergebe sich aus den Personen, die ohne Behandlung oder mittelbar „mit“Corona verstorben seien. Natürlich könne es sein, dass es bei den 135 Verstorbenen 2020 auch andere Todesursachen gab. „Der hohe Ausschlag nach oben lässt aber auf jeden Fall den Rückschluss zu, dass diese Steigerung nicht nur auf ,natürliche’ Gründe zurückzuführen ist und zufällig 40 bis 50 Prozent höher ausfällt, als in den Vorjahren.“