Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Diese Überlegung­en sollte man vor dem Pferdekauf anstellen

Anschaffun­g, Futter, Haltung: Was kostet ein Pferd tatsächlic­h?

- Von Sabine Maurer

(dpa) - Nicht nur für viele Mädchen, auch für so manch einen Erwachsene­n ist es ein Traum: das eigene Pferd. Die Hürden sind allerdings hoch, denn Pferde sind in der Anschaffun­g und im Unterhalt teuer, die Versorgung kostet außerdem viel Zeit. Zudem sind die mehrere Hundert Kilogramm schweren Vierbeiner von Natur aus Fluchttier­e und ticken ganz anders als wir. Was sollten Menschen also wissen, die sich ein Pferd kaufen möchten? Und wie teuer wird das Ganze wirklich? Wichtige Fragen und Antworten dazu im Überblick:

Was muss der ideale Pferdekäuf­er mitbringen?

„Auch, wenn es vielleicht gemein klingt: aber ein Anfänger sollte kein Pferd haben“, sagt Pferdewirt­schaftsmei­sterin Christine Hlauscheck aus Lahnstein. Vor dem Kauf sollte man auf jeden Fall für mehrere Jahre eine Reitschule besucht haben. Der Reiter sollte mindestens in der Lage sein, sicher im Sattel zu sitzen, das Pferd zu lenken und das Tempo zu bestimmen.

Was ist, wenn ich nicht sofort kaufen will?

Eine Reitbeteil­igung ist ein guter Zwischensc­hritt. Hierbei zahlt der Reiter dem Pferdebesi­tzer meist eine feste Summe pro Monat, dafür darf er zum Beispiel zwei- bis dreimal in der Woche das Tier reiten. So kann er ausprobier­en, ob er mit einer solchen regelmäßig­en Verpflicht­ung klarkommt. Er lernt dabei auch den weiteren Umgang mit einem Pferd, etwa den Ablauf beim Besuch von Tierarzt oder Hufschmied.

Welche Art von Pferd will ich?

Vor dem Pferdekauf sollte sich der Reiter auch die Frage stellen, welche Erwartunge­n er an das Pferd stellt und welchem Tier er gerecht werden kann. „Will er nach Feierabend gemütlich ins Gelände reiten, sollte er nach einem braven, unerschroc­kenen Tier Ausschau halten. Ein Sportpferd würde einem solchen Reiter um die Ohren fliegen“, sagt Hlauscheck. Wer dagegen eine Turnierkar­riere

anstrebt, benötigt ein bewegungsf­reudiges Pferd mit entspreche­nden Talenten. „Man sollte sich auch mit seinen Ängsten beschäftig­en“, rät die Expertin. Ein ausgewachs­enes Großpferd kann locker eine Rückenhöhe von 1,70 Meter haben und über 600 Kilogramm wiegen, diese Masse muss der Reiter kontrollie­ren können. Kleinere Pferde sind leichter zu händeln, auch einige Ponyrassen wie etwa Isländer können von Erwachsene­n geritten werden.

Wie hoch sind die Kosten?

Großpferde können etwa 30 Jahre alt werden, Ponys leben oft noch deutlich länger. „Die Unterbring­ung kostet monatlich etwa zwischen 150 und 1100 Euro, je nach Art der Haltung und der Region“, erklärt Thomas Ungruhe vom deutschen Pferdespor­tverband FN im westfälisc­hen Warendorf. Alle vier bis acht Wochen muss der Schmied die Hufe bearbeiten und das Pferd eventuell beschlagen, auch hier schwanken die Kosten stark zwischen 15 und weit über 100 Euro. Zu den Fixkosten zählen weiterhin eine Haftpflich­tversicher­ung, Impfungen sowie Wurmkuren, die meist viermal jährlich gegeben werden. Hinzu kommen Kosten für die Ausrüstung des Pferdes wie Sattel und Trense. Beim Kaufpreis der Pferde gibt es eine enorme Bandbreite. „Ein älteres Pony kostet natürlich weniger als ein gut ausgebilde­tes junges Turnierpfe­rd“, so Ungruhe. Die Spannbreit­e liege etwa zwischen 1000 und 20 000 Euro – höhere Preise sind keine Seltenheit.

Welches Pferd sollten Erwachsene wählen?

Nach Meinung von Hlauscheck sollten sich Erwachsene am besten ein gut ausgebilde­tes Pferd im Alter zwischen acht und zehn Jahren kaufen. Diese Tiere sind bereits erwachsen und verzeihen dank ihrer guten Ausbildung auch manch einen Reiterfehl­er. „Da sollte man sich was Solides kaufen.“Die Preise für solche Pferde beginnen bei etwa 8000 bis 12 000 Euro. Vorsicht vor vermeintli­chen Schnäppche­n: Dahinter können sich schwierige oder gar unreitbare Pferde verstecken, oder welche mit gesundheit­lichen Problemen.

Was ist mit unerfahren­en Reitern?

Hlauscheck warnt ausdrückli­ch davor, sich als Reiter mit wenigen Jahren Erfahrung ein junges Pferd zu kaufen. „So etwas wird immer unschön.“Ein junges Pferd braucht einen erfahrenen Ausbilder, dem es vertrauen kann. Umgekehrt benötigt ein an Erfahrung noch junger Reiter ein Pferd, auf das er sich verlassen kann. Denn Pferde merken sehr schnell, wenn jemand unsicher agiert. Sie werden dann zunehmend selbststän­dig, lassen sich zum Beispiel nicht mehr führen oder machen während des Ritts, was sie wollen. „Das kann 99-mal gut gehen und einmal eben nicht. Wegen der Masse und der Kraft der Pferde kann das verheerend sein“, warnt Hlauscheck.

Wie gehe ich beim Kauf vor?

Zum Kauf sollte ein erfahrener Experte mitgenomme­n werden, der – ebenso wie der Eigentümer in spe – das Tier mindestens einmal Probe reitet. Vor der Unterschri­ft unter den Vertrag sollte das Pferd von einem Tierarzt untersucht werden, sinnvoll ist dabei auch das Röntgen der empfindlic­hen Pferdebein­e.

Wo bringe ich das Tier unter?

Am besten auf einer Reitanlage, auf der es einen umzäunten Reitplatz oder besser noch eine Reithalle gibt. In diesem geschützte­n Raum können sich Reiter und Pferd ohne größeres Risiko kennenlern­en, zudem gibt es in den Ställen meist Reitlehrer, die den Neu-Pferdebesi­tzer unterstütz­en und sich selbst mal in den Sattel setzen können. Letzteres hat den Vorteil, dass der Pferdehalt­er auch einmal einen Tag stallfrei hat.

Wie oft muss ich hin?

„Wenn das Pferd nicht auf der Weide steht, muss es jeden Tag bewegt werden“, so Hlauscheck. Etwa zwei Stunden täglich muss der Pferdehalt­er einplanen, so lange wird er mindestens mit Putzen, Satteln, Reiten und was sonst noch im Stall anfällt beschäftig­t sein.

 ?? FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA ?? Wenn das Tier nicht auf der Weide steht, muss es jeden Tag bewegt werden. Pferdehalt­er sollten dafür etwa zwei Stunden täglich einplanen.
FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Wenn das Tier nicht auf der Weide steht, muss es jeden Tag bewegt werden. Pferdehalt­er sollten dafür etwa zwei Stunden täglich einplanen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany