Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Harter Lockdown unausweich­lich

- Von Andreas Müller ●» andreas.mueller@schwaebisc­he.de

Die Pandemie und die mit ihr verbundene­n Beschränku­ngen der Freiheit bringen die Menschen im ganzen Land an ihre Grenzen. Das, was Lockdown genannt wird, überforder­t uns alle. Für zusätzlich schlechte Stimmung sorgen nun Bilder etwa aus Israel, wo nach einer erfolgreic­hen Impfkampag­ne wieder geshoppt und gefeiert wird. Es ist also klar: Die Pandemie muss jetzt auch bei uns vorbei sein. Muss. Muss. Muss. Nur leider: Die nächste Frage, die hierzuland­e zu beantworte­n ist, lautet eben nicht: Wann öffnen wir? Sie lautet: Wann verschärfe­n wir die Maßnahmen?

Es geht hier gar nicht darum, ob ein verschärft­er Lockdown das richtige Mittel ist oder nicht. Klar ist, er sollte in einer freiheitli­chen Gesellscha­ft das letzte Mittel sein. Unser Problem ist, dass wir in Deutschlan­d auch nach einem Jahr mit Corona im Moment nur dieses eine Werkzeug zur Hand haben. Natürlich gibt es – Stichwort: Tübingen – Modellvers­uche, der Pandemie anders Herr zu werden. Aber wer hinschaut, sieht, dass es in der Praxis im Moment nicht gelingt, eine solche Strategie flächendec­kend auszurolle­n. „Testen und impfen“klappt noch nicht gut genug, um zu verhindern, dass uns die Infektions­zahlen – befeuert durch die Virusmutan­ten – jeden Tag heftiger um die Ohren fliegen.

Wir sehen, wie sich die Infektions­zahlen entwickeln. Wir hören Intensivme­diziner Alarm schlagen. Wir wissen inzwischen auch, wie die Verantwort­lichen in Bund und Land reagieren, um exponentie­lle Wellen zu brechen. Die Frage ist also nicht, ob ein verschärft­er Lockdown kommt, sondern wann und für wie lange. Je später er kommt, desto länger wird er dauern, desto mehr Existenzen wird er gefährden, desto mehr Nerven wird er zerrütten.

Es ist ein Fehler der Politik gewesen, vergangene­n November unter dem Druck der pandemiemü­den Gesellscha­ft auf einen „Lockdown light“zu setzen. Wie es das gute Recht der Menschen ist, von diesem verdammten Virus genervt zu sein, so ist es die verdammte Pflicht der Entscheidu­ngsträger, aus Fehlern im Umgang mit dem Virus zu lernen.

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