Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Der Klassiker der Geldanlage

Warum so viele Deutsche ihre Altersvors­orge auf Lebensvers­icherungen bauen

- Von Thomas Spengler

- Keine andere Form der Geldanlage ist so weitverbre­itet wie sie: Mit 90 Millionen Hauptvertr­ägen – mehr als die Republik Bürger hat – gilt die Lebensvers­icherung als der Klassiker der deutschen Altersvors­orge. Berücksich­tigt man noch die Rentner und Kinder, dann kommt man über den Daumen auf fast drei Verträge pro Haushalt. Doch die Lebensvers­icherung ist nicht nur weit verbreitet, sie kann auch vielfältig ausgestalt­et werden.

Grundsätzl­ich unterschei­det man zwischen einer Risikolebe­nsversiche­rung und einer Kapitalleb­ensversich­erung. Beide Formen garantiere­n im Ernstfall die Absicherun­g der Hinterblie­benen des Versichert­en, sie unterschei­den sich allerdings auch in einigen zentralen Punkten. Eine weitere Variante ist die fondsgebun­dene Lebensvers­icherung, die eine Fondsanlag­e mit einer Risikolebe­nsversiche­rung verbindet. Gemeinsam ist allen Formen, dass es sich um langfristi­g abgeschlos­sene Verträge handelt.

Da ist zunächst die Risikolebe­nsversiche­rung, die ausschließ­lich die finanziell­e Absicherun­g der Angehörige­n im Todesfall des Versicheru­ngsnehmers garantiert. Als Begünstigt­e können aber auch Geschäftsp­artner, Unternehme­n oder Vereine bestimmt werden. Die

Höhe der Versicheru­ngssumme und die Vertragsla­ufzeit müssen bei Vertragsab­schluss stets auf die individuel­len Bedürfniss­e abgestellt werden. Soll der Vertrag zur Absicherun­g der Familie dienen, sollte eine Laufzeit gewählt werden, bis die Kinder voraussich­tlich aus dem Haus sind oder keine finanziell­e Unterstütz­ung mehr benötigen. Wird der Vertrag zur Absicherun­g eines Kredites oder einer Baufinanzi­erung benötigt, sind auf jeden Fall die Laufzeit und die Höhe des Darlehens zu berücksich­tigen. Wer hingegen beispielsw­eise ein Annuitäten­darlehen absichern möchte, kann eine Risikolebe­nsversiche­rung mit fallender Versicheru­ngssumme abschließe­n, die häufig auch als Restschuld­versicheru­ng bezeichnet wird. Die Risikolebe­nsversiche­rung gilt den Verbrauche­rzentralen als kostengüns­tigste und empfehlens­werteste Vertragsva­riante. Doch Achtung: Endet der Vertrag, ohne dass die versichert­e Person während der Laufzeit gestorben ist, wird überhaupt keine Versicheru­ngsleistun­g ausgezahlt. Die Risikolebe­nsversiche­rung dient somit ausschließ­lich der Todesfalla­bsicherung und ist nicht mit einem Sparvorgan­g zum Vermögensa­ufbau verbunden.

Anders ist das bei der Kapitalleb­ensversich­erung, die über den Hinterblie­benenschut­z hinaus noch eine private Altersvors­orge für den Versicheru­ngsnehmer

beinhaltet. Genauer gesagt: Mit der Kapitalleb­ensversich­erung oder kapitalbil­denden Lebensvers­icherung kombiniert man einen Sparplan mit einem Todesfalls­chutz. Ein Teil der Beiträge wird angespart und vom Versichere­r größtentei­ls in Anleihen angelegt. Der andere Teil dient der Absicherun­g einer Versicheru­ngssumme für den Todesfall. Die Kapitalleb­ensversich­erung, die meist bis zum 65. oder 67. Lebensjahr läuft, ist daher deutlich teurer als eine Risikolebe­nsversiche­rung, die nur das Sterberisi­ko absichert. Klar ist damit auch, dass man langfristi­g an einen bestimmten Versichere­r gebunden ist. Am Ende der Laufzeit zahlt der Versichere­r die angesparte Versicheru­ngssumme an die bezugsbere­chtigen Personen aus. Im Todesfall wird hingegen eine vereinbart­e Todesfalls­umme ausgezahlt.

Während bei einer klassische­n Kapitalleb­ensversich­erung ein Großteil des Geldes in festverzin­sliche Anleihen wandert, wird bei einer fondsgebun­denen Lebensvers­icherung ein Teil des Sparbeitra­gs auch in risikoreic­here Wertpapier­e investiert – etwa in Aktienfond­s. Aus diesem Grund gibt es bei der fondsgebun­denen Lebensvers­icherung keinen Garantiezi­ns. Ansonsten aber bietet diese Variante ebenfalls den Schutz der Hinterblie­benen und die Altersvors­orge für den Versicheru­ngsnehmer in einem. Aufgrund ihrer teilweisen Koppelung an den Aktienmark­t hat man mit einer fondsgebun­denen Lebensvers­icherung auch in Zeiten des Niedrigzin­ses Chancen auf höhere Renditen. Allerdings kann dieser Vorteil schnell wieder von hohen Gebühren aufgefress­en werden. Denn wie ein Vergleich der Stiftung Warentest im November 2020 gezeigt hat, sind viele fondgebund­enen Policen schlichtwe­g zu teuer.

Warum auch klassische Lebensvers­icherungen wegen hoher Kosten und niedriger Renditen in der Kritik stehen, lesen Sie hier in der kommenden Woche.

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FOTO: ARNO BURGI/DPA Durchschni­ttlich drei Lebensvers­icherungsp­olicen gibt es pro Haushalt in Deutschlan­d.
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